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Virtuelles Magazin - Ausgabe 3 - 2000

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es fehlt an erfahrung und an verbindlichen beurteilungskriterien im umgang mit der digitalen bilderwelt. 
herkömmliches wissen bezieht sich immer nur auf die technologie von gestern. das ist der grund, warum uns der rasante digitale wandlungsprozeß zubeginn dieses jahrhunderts in unsicherheit und angst versetzt. 
das grundvertrauen in die glaubwürdigkeit der bilderwelt ist dahin, dokumentarische bilder sind nicht mehr per se wirklich und wahr, gleichwohl die produzenten und verbreiter solcher bilder immer noch und mit nachdruck das gegenteil behaupten. 
 
durch die digitalen technologien eröffnet sich eine chance, dem betrachter mittel und werkzeuge in die hand zu geben, um sich im komplexen spannungsfeld zwischen ´wahrem´ und ´realem´ zurechtzufinden. 
 
die perfekte täuschung ist die immanenz des neuen digitalen surrealismus, den man auch als hyperrealismus bezeichnen könnte. digitale bilder müssen sich nicht mehr zwangsläufig dem referenzobjekt, dem licht oder den farben unterwerfen. ihr informationsgehalt ist mathematisch meßbar, sie sind in eine genaue anzahl von pixeln zerlegt und jedes einzelne dieser pixel läßt sich problemlos verändern.
die vielfalt und plötzliche vereinfachung der möglichkeiten zur veränderung eines bildes in der digitalen postproduktion führt in den meisten fällen bedauerlicherweise zu einer effektorientierten beliebigkeit, die die eingriffe auch noch so gut wie möglich kaschiert und versteckt. ein verantwortungsvoller und medienreflektorischer umgang mit diesen techniken wäre wesentlich sinnvoller.
 
wenn wir ein reportagefoto betrachten, nehmen wir erst einmal an, es sei nicht überarbeitet worden, es sei denn, es finden sich deutliche hinweise auf das gegenteil. 
 
das ist der entscheidende punkt. digital manipulierte reportagefotos, die keine sichtbaren spuren solcher eingriffe zeigen, bieten dem betrachter keinerlei ansatzpunkt zur hinterfragung seiner eigenen wahrnehmung.
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