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Virtuelles Magazin - Ausgabe 3 - 2000

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die zersetzung der glaubwürdigkeit des fotografischen bildes ist in vollem gange. während im fernsehen, im kino, in der kunst oder in der werbefotografie niemand mehr ein originalgetreues abbild erwartet, versuchen die verfechter einer authentischen und wahrheitsgetreuen reportagefotografie immer noch verzweifelt, die fiktion vom dokumentarischen abbild am leben zu erhalten. 
selbst wenn ein fotograf die digitalen techniken strikt ablehnt, so beginnt spätestens an den schreibtischen und den darauf befindlichen scannern der redaktionen und verlage die digitalisierung der bilder und damit auch ihre veränderung.
die reportagefotografie ist seit jeher mit einer aura von wahrheit ummantelt, die sich natürlich aus der oben genannten immanenz des mediums ergibt, aber gerade in diesem speziellen bereich am allerwenigsten legitimiert erscheint. politisch motivierte bildmanipulationen waren und sind an der tagesordung, seit es die reportagefotografie gibt. die geschichte der presse- und reportagefotografie ist reich an beispielen von kopien, montagen, fälschungen und verfälschungen. ganz zu schweigen von der veränderung des inhaltes durch den jeweiligen kontext, in den die bilder gesetzt werden.
 
es geht hier aber in keinster weise um die moralische bewertung solcher fälle, sondern um einen veränderten umgang und daraus resultierend, um eine veränderte rezeptionsweise nicht nur von reportagefotos, sondern von technischen bildern im allgemeinen. 
was das reportagefoto betrifft, so ist nicht die authentizität der momentaufnahme entscheidend, sondern die symbolik der botschaft. 
 
das publikum ist heute bereits in hohem maße mit den digitalen technologien konfrontiert, die unsere wahrnemungsordung gewaltig durcheinander gewirbelt haben. die digitale (r)evolution schreitet voran und zwar mit höchster geschwindigkeit. gleichermaßen produziert sie ein beklemmendes gefühl der unsicherheit sowohl bei den bildermachern als auch bei den betrachtern.
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