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die zersetzung der glaubwürdigkeit
des fotografischen bildes ist in vollem gange. während im fernsehen,
im kino, in der kunst oder in der werbefotografie niemand mehr ein originalgetreues
abbild erwartet, versuchen die verfechter einer authentischen und wahrheitsgetreuen
reportagefotografie immer noch verzweifelt, die fiktion vom dokumentarischen
abbild am leben zu erhalten.
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selbst wenn ein fotograf die digitalen
techniken strikt ablehnt, so beginnt spätestens an den schreibtischen
und den darauf befindlichen scannern der redaktionen und verlage die digitalisierung
der bilder und damit auch ihre veränderung.
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die reportagefotografie ist seit jeher
mit einer aura von wahrheit ummantelt, die sich natürlich aus der
oben genannten immanenz des mediums ergibt, aber gerade in diesem speziellen
bereich am allerwenigsten legitimiert erscheint. politisch motivierte bildmanipulationen
waren und sind an der tagesordung, seit es die reportagefotografie gibt.
die geschichte der presse- und reportagefotografie ist reich an beispielen
von kopien, montagen, fälschungen und verfälschungen. ganz zu
schweigen von der veränderung des inhaltes durch den jeweiligen kontext,
in den die bilder gesetzt werden.
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es geht hier aber in keinster weise
um die moralische bewertung solcher fälle, sondern um einen veränderten
umgang und daraus resultierend, um eine veränderte rezeptionsweise
nicht nur von reportagefotos, sondern von technischen bildern im allgemeinen.
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was das reportagefoto betrifft, so
ist nicht die authentizität der momentaufnahme entscheidend, sondern
die symbolik der botschaft.
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das publikum ist heute bereits in hohem
maße mit den digitalen technologien konfrontiert, die unsere wahrnemungsordung
gewaltig durcheinander gewirbelt haben. die digitale (r)evolution schreitet
voran und zwar mit höchster geschwindigkeit. gleichermaßen produziert
sie ein beklemmendes gefühl der unsicherheit sowohl bei den bildermachern
als auch bei den betrachtern.
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