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Virtuelles Magazin - Ausgabe 3 - 2000

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kuba ist eine gefesselte insel und eine insel braucht keine gitter um ein gefängnis zu sein. dennoch bohren sich die gitterstäbe jeden tag ein stückchen mehr in den rücken der kubanischen bevölkerung.
wie aber soll man die kubanische realität in bilder fassen, wie läßt sich das absurde dokumentieren? diese frage führte mich zu einigen grundsätzlichen überlegungen in bezug auf die reportagefotografie: die vorstellung, ein foto sei ein korrektes abbild der wirklichkeit, existiert, seit es das medium fotografie gibt.
mit dem aufkommen der neuen digitalen technologien, insbesondere der möglichkeit der digitalen bildverarbeitung, wird unsere visuelle wahrnehmungsordnung in ihren grundfesten erschüttert. endlich!
 
allerorten tragen kulturpessimisten die mediale wahrheit zu grabe, eine wahrheit, die es in wahrheit niemals gegeben hat. die von niépce, daguerre und talbot entwickelten abbildtechniken waren der beginn einer neuen authentizität und sie begründeteten den mythos der ´objektiven abbildung´.
dennoch wurden lange zeit die subjektiven aspekte der fotografie unterschätzt. roland barthes beschrieb das wesen der fotografie mit dem satz ´so ist es gewesen´. aber machen wir uns doch nichts vor: die wahl des standpunktes, des blickwinkels, des bildausschnitts, des lichts, der belichtungszeit bei der aufnahme sowie die optisch-chemische weiterverarbeitung des negativs, die montage und die retusche haben letztendlich nur ein ergebnis zur folge: subjektive konstruktion und simulation von wirklichkeit, die in ihrem entstehungsprozeß durch den apparat (black box) und den fotografen bestimmt wird. jedes foto ist immer eine transformation von wirklichkeit, sie ist niemals mit ihr identisch.
 
im zeitalter des elektronischen bildes geht es aber nicht mehr um das bild als abbild einer äußeren wirklichkeit, sondern um das bild als abbild seiner selbst, also um die realität des bildes. 
aus diesem grund untergraben und zerstören die digitalen technologien in keinster weise die traditionelle fotografie, sondern führen sie auf eine neue ebene und in ein neues zeitalter.
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