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Virtuelles Magazin - Ausgabe 3 - 2000

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die wahrheit in der krise?
vom einfluß digitaler technologien 
auf die reportagefotografie
 
begleittext von michael najjar zum fotoprojekt
¡viva fidel! - eine reise in die absurdität
mailto: mn@herrledesi.de
 
der kubanische maler vicente bonachea sagte einmal zu mir: "das einzige, was wir kubaner wirklich ernst nehmen, ist das absurde".
 
kuba ist nicht nur irgendein land, es ist das letzte real existierende sozialistische tropenparadies, anachronistisch, absurd, dadaistisch und surrealistisch. die logik des systems liegt darin, daß es keine logik gibt. ein land, das sich jeglichem rationalen verständnis entzieht. 
kuba ist ein pulverfaß und spätestens an dem tag, an dem fidél castro das zeitliche segnet, wird es explodieren. auch jetzt schon glaubt man einen gewaltigen schrei nach veränderung zu hören, aber eine seltsame und unheimliche stille erstickt den schrei. man wartet, aber niemand weiß worauf. kuba lebt nicht, kuba überlebt. 
in kuba paart sich unbändige lebensfreude mit lethargie und depression.
die kubaner sind stolz auf ihre revolución und auf ihr land, dennoch fliehen sie zu hunderttausenden und riskieren dabei ihr leben. sie lieben fidél castro und wünschen ihn gleichzeitig zum teufel. es gibt kaum noch lebensmittel auf der insel, aber auf dem schwarzmarkt bekommt man für us-dollar alles. für die amerikanischen oldtimer auf den straßen gibt es schon seit jahrzehnten keine ersatzteile mehr, aber sie fahren immer noch. kuba hat ein hervorragendes gesundheitssystem, aber keine medikamente, um die kranken zu behandeln.
kuba ist umgeben vom meer, aber der fischfang ist strengstens verboten. es gibt auch jede menge kühe und rinder auf kuba, aber fleisch gibt es für kubaner nicht. der diebstahl einer kuh wird in kuba mit 25 jahren knast bestraft!
"wählt ché" steht auf den hauswänden, obwohl die kubanische legende schon seit 30 jahren tot ist (oder etwa doch nicht?). der máximo líder selbst ist seit Jahren nur noch medial auf dem bildschirm präsent, möglicherweise könnte man ihn auf diese weise auch nach seinem tod noch ein paar jahre am leben erhalten... 
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