Virtuelles Magazin - Ausgabe 1 - 2000

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Zwei Bilder aus der Pathologie im Kreiskrankenhaus in Tusla, ein anderes aus einer Turnhalle in Kluj mit vielen Toten. Christoph Gödan fotografiert dem Schrecken hinterher, um ihn festzuhalten und zugleich zu bannen. Auf einer Wäscheleine in Sanski Most hängen Kleidungsstücke, an sich ein friedliches Bild,aber diese dienen 
"Das Massaker von Biljani", schreibt Gödan in seinem Bericht,"wurde am 10. Juli 1992 von serbischen Militärs verübt ...Die muslimischen Einwohner wurden unter dem Vorwand der Registrierung aus ihren Wohnungen gezerrt... am Vormittag gegen 11.30 Uhr begannen die ersten Hinrichtungen vor der Gemeindehalle. Getötet wurden zwischen 250 und 300, steht im Tagebuch des serbischen Soldaten Luka Budimir" Exhumiert, ausgegraben wurden 248 Leichen. Das jüngste Opfer dieses Massakers war einen Tag, das älteste 92 Jahre alt.
als Hilfe zur Identifikation von Toten aus dem Massengrab. 
Die farbig kühlen, sachlich berichtenden Landschaftspanoramen zeigen die ungerührtheit der Natur gegenüber unzählbarem menschlichen Schmerz: Die Exhumierung bei Prhovo setzt Gödan in montierten Panoramen ins Bild, das in Übereinstimmung mit den Ritualen muslimischer Religion erfolgte Begräbnis in Donja Samica in Bildpaaren. Es ist die Verbindung aus sachlicher Präsentation und Grauen, welches den Bildern den nüchternen Blick in das Gesicht des Todes gibt. Die Menschen müssen damit überleben, wenn man es ihnen erlaubt. Die pure Existenz im Grauen muss schon als Glück erscheinen. Immer erscheint die Natur friedlich, sie ist unberührt von der menschlichen Gemeinheit.
Diese zusammengeschossenen, zusammengeworfenen und verschütteten Leiber finden keine Ruhe. Die Toten erleben eine makabre Auferstehung vor den Überlebenden und zuletzt vor dem internationalen Gericht in den Haag. Hier ist die Kamera als Zeuge eingesetzt, mit ihren technischen und ästhetischen Möglichkeiten. Der subjektive Blick erstarrt vor Entsetzen. Er sichert sich an der Technik. Ein Hinsehen reicht nicht aus.