Go. In seinem neusten Werk erforscht der Magnum Fotograf Bruce Gilden die dunklere Seite Japans, das brutalisierte Alltagsleben auf den Straßen Tokyos und Osakas. Go, das japanische Brettspiel, ist ein strategisches Spiel, Linien und Umzingelungen zu setzen oder durch Blockaden zu verhindern. Ebenso operiert der Fotograf bei seinen Ausflügen auf die Straßen und in den Underground Japans: Widerstände und Schranken fallen, Personen werden fotografisch erwischt, "Face to Face" konfrontiert. In seiner virtuosen Technik, dem ungeschminkten "Facing", der paradoxen Bildsprünge und Perspektivenwechsel, entführt Gilden den Betrachter in die faszinierende Welt der Streetphotography. Gilden mischt sich unter ganz gewöhnliche Pendler und Geschäftsleute, begleitet Obdachlose und begegnet hautnah der Yakuza (der japanischen Mafia) und der Bosozoku (den Mitgliedern der Motorradgangs). Seine Straßenporträts sind mit roher Energie aufgeladen, wie sie sich für Gilden in seiner Jugend zuerst im Film Noir und den Schwarz-Weißen-TV-Shows seiner Kindheit entfesselte. Mitten in der Bewegung, übersprudelnd von Humor, Witz, Feindseligkeit und Bosheit, springen seine Figuren und Gesichter den Betrachter geradezu an. Die finstere Miene des auffällig gekleideten Boss, dem ein Bodyguard eine Zigarette anzündet. Am Kinn eines mutmaßlichen Gangsters prallt der Blick ab. Ein trauriger Transvestit im großkarierten Aufzug. Mit dem Zahnstocher im Mund fixiert ein Mann mit Hut den Betrachter, die Hand greift vermutlich nach der Waffe im Mantel. An den Obdachlosen eilen Passanten vorbei. Ein gehetzter Subway-Pendler nimmt gleich zwei Stufen auf einmal. Gilden läßt die Motive bewußt für sich selbst sprechen, in all ihrem Tempo, ihrer Eindringlichkeit und Härte. In einer hinreißend künstlerischen und zugleich dokumentarischen Erzählweise, die an Raymond Chandler erinnert. Die Galerie Lichtblick zeigte in den letzten Jahren bereits mehrere Serien von Bruce Gilden. "Bleus", ein Projekt im Rahmen von "Mission Photographique Transmanche" des Centre Régional de la Photographie Nord Pas-de Calais, "Haiti - Dreams and Nightmares" und "After The Off", Fotografien von Pferderennen in Irland. | ||