| | - Annette Bültmann
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- Farbtöne der Nacht
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- Die Verwendung dunkler Farbtöne in der Kunst des Menschen begann bereits in der Steinzeit. Schwarze Umrisslinien von Tieren, darunter Pferde, Mammuts, Nashörner, Wisente, Auerochsen, Hirsche, katzenartige und menschliche Figuren, und Symbole und Linien wurden auf die Höhlenwände aufgetragen. Im Licht von Fackeln oder Öllampen wurde die Farbe mit den Fingern, mit Pinseln oder Holzkohlestücken aufgetragen oder auch manchmal in einer airbrushähnlichen Technik mit dem Mund aufgesprüht. Für Schwarz und Grauabstufungen wurden Manganerze, Kohle und Ruß verwendet. Ocker, ein Verwitterungsprodukt aus Eisenerzen und Feldspat, ist meist heller, kann aber ebenfalls schwarzbraune Farbtöne annehmen. Dadurch dass natürliche Felsvorsprunge oder Risse in die Bilder einbezogen wurden, entstanden teilweise dreidimensional wirkende Darstellungen, die die Jahrtausende im Dunkel der Höhlen überdauerten.
- Währenddessen wurden in der Antike gelegentlich dunkle Farben für die als "al fresco" bezeichneten, auf feuchten Putz aufgetragenen Wandmalereien verwendet, Farbpigmente wurden zu dieser Zeit aus Mineralien, Erde und Pflanzen gewonnen, aber auch aus zerstoßenem Glas für die Farbe Blau. Gut erhalten sind auch Keramikgefäße mit der bekannten schwarzfigurigen Vasenmalerei. Auf diese folgte die rotfigurige Keramik mit Figuren in roter Farbe auf schwarzem Grund. Der Hintergrund, der Raum zwischen den Figuren, wurde mit grauem Ton abgedeckt der beim Brennen des Gefäßes schwarz wurde.
- In der Gotik wurden leuchtende, aber auch dunkle Farben verwendet, und Blau als häufige Farbe in der Glasmalerei. Dann entdeckten Maler den Warm-Kalt-Kontrast, Farben, die eine warme und andere, die eine kalte Wirkung beim Betrachter hervorrufen. Blaue Farben werden oft als kalt, gelbe oder rote als warm bezeichnet. Die Wirkung von dunklen Farben wird manchmal als düster oder schwer bezeichnet. Leonardo da Vinci beschäftigte sich mit den Blautönen der Luft, mit Hell-Dunkel-Malerei, Chiaroscuro genannt, und Sfumato, einer Technik die einen Dunstschleier über im Hintergrund befindliche Dinge legt. Oft wurden Porträts vor schwarzem oder dunklem Hintergrund oder Nachthimmel gemalt, z.B. von Albrecht Dürer.
- Im 16. Jahrhunderte entwickelte sich die Malerei von nächtlichen Bildern, so genannten Nachtstücken, bei niederländischen und italienischen Malern, wie Hieronymus Bosch und Pieter Brueghel, Correggio, El Greco, und in Frankreich bei Georges de La Tour. Während sich Astronomen mit Sonnenfinsternissen beschäftigten, entwickelte sich unter dem Einfluss des Künstlers Michelangelo da Caravaggio bei neapolitanischen und spanischen Malern der Malstil des "tenebroso", auch Tenebrismus genannt (von ital. tenebroso, "finster, dunkel" bzw. von lateinisch tenebrae, "Finsternis").
- Auch im 15.-17. Jahrhundert wurden gerne nächtliche Bilder gemalt, die von Kerzen oder Fackeln beleuchtete Räume oder Landschaften bei Mondschein zeigen, und dann wieder während der Romantik im 19. Jahrhundert, das Meer im Mondlicht, Sonnenauf- und untergänge, im 20. Jahrhundert dann auch Stadtszenen bei Kunstlicht.
- Bekannte Nachtstücke stammen von Rembrandt, Caspar David Friedrich, Édouard Manet, William Blake, Francisco de Goya, Edvard Munch, Ernst Ludwig Kirchner, Otto Dix und George Grosz.
- Von einigen expressionistischen Künstlern wurden gerne dunkle Farben verwendet, schwarz und dazu als Kontrast auch grelle oder auffällige Farben, die nicht den natürlichen Farbtönen entsprechen.
- Die Surrealisten Max Ernst und Giorgio de Chirico, René Magritte und Joan Miró malten nächtliche Traumwelten.
- Auf den Bildern von Salvador Dali findet sich häufig ein Kontrast zwischen Schwarz bzw. dunklen Farben und dem Weiß und Blau des Himmels und Sand- und Ockerfarbtönen der Meereslandschaft bei seinem Wohnort Cadaques.
- Blau ist die Farbe von Luft und Himmel, daher symbolisch eine Farbe des Geistes, aber auch von Wasser, Wasser als Symbol der Schöpfung und Erneuerung des Lebens, und der Tiefe, Entfernung, Tiefsee, es steht für Ferne, die Weite, die Unendlichkeit, den Kosmos, der Sternenhimmel wird meist blau dargestellt.
- Die Wirkung der Farbe Blau wird oft als kühl bezeichnet, aber auch als belebend, dann auch wieder als beruhigend, jedenfalls als angenehm, Frische und Leichtigkeit oder Sauberkeit vermittelnd. Fotos von blauem Wasser und Palmen erscheinen immer wieder als Symbol für Erholung und dem Wunsch nach Aufenthalt in einer unberührten Natur. Blau steht aber auch für Träume, wie beim träumenden Pferd von Franz Marc. In jüngerer Zeit, im Bereich der Science-Fiction-Filme und davon beeinflussten Grafiken, bewegt man sich in einem dunklen und blauen Universum auf der Suche nach unbekannten Lebensformen, Blau steht hier auch für neue Entdeckungen.
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- Auch für meine Computergrafiken verwende ich solche Farbtöne. Blau und dunkle Farben überwiegen in den nächtlichen Biotopen. Die Nacht ist die Zeit der nachtaktiven Lebewesen, aber auch die der Träume. Auch wenn Naturbeobachtungen in der nicht-virtuellen Welt dazugehören, und Computergrafiken manchmal fotografischen Charakter haben können, sind die Bilder nicht immer realitätsnah. Luft, Wasser und Urschlamm sind die Elemente, in denen die computergenerierten Lebensformen sich bewegen, sich orientieren in den Wellenlängen, fliegen, laufen, schwimmen und springen durch die virtuelle Zeit.
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