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Thomas Ruff

Zur Entstehungsgeschichte meiner Porträtserie
"Meine ersten Porträts habe ich mit Mittelformat in s/w gemacht, vielleicht, weil Porträtfotografie als ernsthafte, inhaltliche Fotografie fast immer in s/w gemacht wurde. Ich hab' viel rumprobiert, war aber nie zufrieden. Bis ich an den Punkt kam, wo ich dachte: die Interieurs von mir kommen in Farbe gut; mach ich Porträts auch in Farbe. Und so habe ich angefangen, - die gleiche Technik wie bei den Interieurs: Plattenkamera, Farbmaterial, gleichmäßiges Licht. Die Ausschnitte und die Ansichten dagegen waren anfangs noch unterschiedlich, genau wie der farbliche Hintergrund. Den haben die Porträtierten selbst gewählt. Doch das war's noch nicht. Ich habe Neutralität angestrebt; also ließ ich den farblichen Hintergrund raus.
Zwei Entscheidungen brachten die Arbeit dann auf den Punkt. 1986 entschied ich mich, das größtmögliche Papierformat (180 x 200) zu verwenden. Das Erstaunliche war, dass kein einfacher 'Blow up' entstand, sondern ein ganz neues Porträt. 1987/88 wurde mir klar: die Rahmenbedingungen der Aufnahmen müssen gleich sein. Eine Frontalansicht ist bei dieser Größe eine ganz andere Konfrontation als z.B. das Profil. Und es ist wichtig, dass diese Konfrontation nicht unterbrochen und abgelenkt wird, wie z.B. durch den abgebildeten Fußboden bei einer Ganzkörperaufnahme. Auch war es wichtig, dass keine unterschiedlichen Blickrichtungen oder sichtbare Verunsicherungen der Modelle die Serie unterbrachen. Ich habe meinen Freunden gesagt: Du musst bei dir sein, aber gleichzeitig muss du dir auch bewusst sein, dass du in diesem Moment fotografiert wirst! Die Leute sind sich ihrer selbst bewusst. Es erwies sich bei dieser Art von Präsentation als stimmig, dass die einzige Unterscheidung der Bilder gerade noch in der variierenden Oberfläche der Modelle lag (Haare, Kleidung, Make up, Ausstrahlung des Gesichtes)."

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