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Virtuelles Magazin 2000

 


Philipp Hausdörffer

Kunstmeile oder Freiräume für die Kunst

 

Skurrile, teilweise elegante Skulpturen aus edlen Hölzern dekorieren ein Brillenfachgeschäft.
Die Künstlerin ist hocherfreut, dass Sie bereits am ersten Tag der Kunstmeile eine Skulptur verkaufen konnte! (Wurden auch mehr Brillen verkauft?)
Ein altehrwürdiges Geschäftshaus, leergeräumt, mit Resten von elektrischen Anschlüssen auf dem Fußboden, rot gestrichene Wände mit Bohrlöchern aber auch Haken, an denen nun die Bilder eines ehemaligen Kunstprofessors hängen. Der Professor ist begeistert über die zu seinen Bildern passende Hintergrundfarbe.
Es sind Bilder aus seiner neueren Schaffenszeit, die sich mit Minden und natürlich Menschen beschäftigt.

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Davor, mitten im Raum, auf einigen Tonröhren, die eigentlich dazu gedacht sind, die in ihnen liegenden Weinflaschen auf einer möglichst gleichmäßigen Temperatur zu halten, steht ein Kunstwerk, geschaffen von einem der Mitorganisatoren der Kunstmeile.
Detonation hat er es genannt. Bei der Eröffnungsrunde erläutert der Künstler die Schaffung des Werkes und wird prompt von einer Kollegin als Kriegstreiber tituliert. (Das Objekt, eine massive Röhre aus Stahl, hat er nämlich mittels Sprengstoff, der auch bei Kriegshandlungen benutzt wird, verformt). Es sieht so aus, als wollte der Künstler mit seinen Aussagen zum Objekt seine „Kollegen“ testen, ja vielleicht auch provozieren.

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Eine ehemalige Studentin des Professors, extra aus Bielefeld angereist, hängt mit Hilfe von Freunden ihre fantastischen Computergrafiken in die winzigen Fensterhöhlen einer ehemaligen Schleckerfiliale. Bei der Auswahl helfen ihr auch die anderen Kollegen, die sich ja gerade auf dem Rundgang befinden, mit.
Und so weiter…. Es ist eine gute Stimmung! Tolle Aktion der Kaufleute, die die Kunstmeile ins Leben gerufen haben.
Die Idee dazu kommt allerdings von dem „alten“ Professor. Der hat nämlich während seiner aktiven Zeit an der Fachhochschule Bielefeld einen ganzen Stadtteil in Herford für einen gewissen Zeitraum belebt.

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Begeisterung über die gute Aktion in der Presse!
Begeisterung auch beim Eigentümer des altehrwürdigen Geschäftshauses!
Nach nur zwei Wochen steht plötzlich ein Mieter vor der Tür!
Keine Begeisterung beim Professor, den seine Bilder müssen nun wieder vor dem schönen roten Hintergrund verschwinden und Platz machen für einen Teppichhändler.
Freiräume für die Kunst, wo gibt es sie, und wenn ja, für wie lange?

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Presse:

http://www.mt.de/lokales/minden/20177801_Belebung-fuer-Schaufenster-und-Leerstaende-Kunstmeile-macht-Anfang.html

http://www.mindener-rundschau.de/index.php/2014/05/24/21616-minden-obermarkt-wird-kunstmeile/