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- Leonardo da Vinci empfiehlt den Blick auf bunt gefleckte Mauern. Als Künstler der Renaissance sieht er Schlachten darin, Gestalten mit lebhaften Gebärden, seltsame Gesichtszüge und Gewänder.
- Erlkönigs Töchter sieht der Reiter in Goethes Gedicht in den Nebelschwaden und Finsternis aus dem Gesträuche blickt ihn selbst mit schwarzen Augen an. Dem Surrealisten Max Ernst erscheint die Sphinx in ihrem Stall.
- Für den Psychologen Leo Navratil ist das menschliche Gesicht als Urerfahrung des ersten Blickes auf die Welt die stärkste Vision in der Deutung des Unbestimmten, weiterhin sieht er darin Anthropomorphes, Körperformen in unheimlicher, fantastischer und sexueller Formation.
- Fast zeitgleich mit den Surrealisten entdeckt im Behn-Rorschach Test die Psychologie die Bedeutung der Ausdeutung nicht festgelegter Bilder. Die Tafeln mit sorgfältig getesteten Klecks Bildern dienen der Analyse gutwilliger Patienten und werden zeitweilig als Grundlage für Einstellungsgespräche missbraucht.
- Es geht darum, die tiefen Schichten der Psyche und der Bilder zu reizen, hervor zu kitzeln, die festgefahrenen Klischees der Massenkultur aufzuweichen, um die darunter fließenden Lavaströme freizulegen und ihre Form Welt im Zustand ihrer Entstehung zu erleben.
- Die Arbeit mit wuchernden Strichen, den Verletzungen und dem emphatischen Streicheln der Oberflächen, dem Fließenden, noch unbestimmten Figurieren, dem allmählich sich Formenden vermittelt ein immer wieder faszinierendes Erlebnis, wenn man sich mit und neben dem Künstler darauf einlässt, es führt zu einer Offenheit und unbefangenen Intimität der Bildsprache, welche an die Grenzen der Person führen kann, an die Haut und gelegentlich unter sie.
- Zwischen Selbsterfahrung, Bildentwicklung, Zugriff auf die Innenseiten, an die sich auflösende Grenze zwischen Innen und Außen, zwischen sich selbst bestimmendem Material und Kunst bewegt sich auch die verschlungene Bilderwelt von Günter Frecksmeier..
- Nicht nur die Willkür der Hand hat das Sagen sondern es sind auch die Bewegungen der Substanzen selbst, welche dem Bild Prozess über die psychische und formale Lenkung hinaus die Objektivität von Naturprozessen gibt.
- Entsprechungen von Wolkenbildungen, Gezeiten, Schaum und Rauch erschließen sich der Beobachtung. Das rauschhafte Einatmen der ätherischen Dämpfe verbindet sich mit dem freigelegten Bildgedächtnis des Hirns.
- Pythia, die Seherin des delphischen Orakels, pflegte ihre dunklen Zukunftsverse unter dem Einfluss von Dämpfen den ängstlichen Pilgern mitzuteilen.
- Angeregt ist diese Bilderwelt auch von Reisen nach Israel zu historischen Stätten, nach Spanien und Portugal, nach Leningrad und Nowgorod, nach England mit den mythischen Plätzen Stonehenge und Glastonbury und zu den Stätten der Kornkreise, nach Griechenland zu Stätten des Altertums wie Mykene und Delphi und in die Türkei nach Ephesos und Troja erweiterten den Horizont seines Wissens und seiner Wahrnehmung, was sich direkt und unmittelbar in seinem Werk wiederfinden lässt. Zwei zentrale Motive, die immer wieder auftauchen sind Don Quijote und Franz von Assisi. Es weht auch ein Hauch des Mystischen durch diese Formenwelten.
- Günter Frecksmeier sagt dazu: „Sakrale Themen interessieren mich, ich bin immer gläubig gewesen. Archäologie finde ich spannend, Ausgrabungen …, … würde gerne mal dahin fahren, wo der Turm zu Babel stand …, … geht ja im Moment leider nicht. Nach Südamerika würde ich gerne mal fahren, nach Mexiko, wo die Pyramiden auf der Halbinsel Yucatán in Chichen Itza, Palenque und Uxmal stehen. Und die berühmte Madonna in der Kathedrale in Mexiko City würde ich gerne sehen …, … und zu den alten, glatt ineinandergefügten Mauern in Machu Picchu in Peru würde ich gerne fahren. Ich war schon mehrmals in Lourdes, das war sehr interessant, das sind eben so Sachen, die nicht irdisch sind …“
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- Ich danke Ihnen für Ihre Aufmerksamkeit.
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