Zum Inhaltsverzeichnis

Virtuelles Magazin 2000

 


Annette Bültmann
 
Die "Gesellschaft der Amateur-Ornithologen" - Recyclingkunst und Naturbeobachtung im Ruhrgebiet
 
Von Juni bis Oktober 2013 fand zum zweiten Mal die Emscherkunst statt, eine Ausstellung auf einem 47 km² großen Ausstellungsparcours entlang der Emscher zwischen den Städten Gelsenkirchen, Essen, Bottrop, Oberhausen, Duisburg und Dinslaken.
Schwerpunkte der Ausstellung waren Kunst und Ökologie, Natur, Recycling, Wasser/Abwasser, wobei die Emscherkunst die Renaturierung des Flusslaufs und der umgebenden Landschaft begleitet. Das Ausstellungskonzept setzt darüber hinaus auf die Beteiligung regionaler Künstler und Anwohner. Als Triennale ist die Ausstellung auch für 2016 und 2019 geplant.
Dion1169p

"Gesellschaft der Amateur-Ornithologen" von Mark Dion in Duisburg-Walsum, Foto: Roman Mensing/EMSCHERKUNST.

Die Installation "Gesellschaft der Amateur-Ornithologen" von Mark Dion entspricht dem Gedanken von Recycling und Renaturierung, die ornithologische Station wurde in einem recycelten Tank untergebracht, der zu einer Forschungsstation umgestaltet wurde, die sowohl historisch als auch futuristisch wirkt. Einerseits erinnert der Tank äußerlich an eine Raumkapsel, andererseits ist die Inneneinrichtung teilweise gestaltet wie ein Lesezimmer von Gelehrten früherer Jahrhunderte, mit der entsprechenden antiken Möblierung und Bibliothek, Bildern, Karteikästen, und Ferngläsern für die Ausstellungsbesucher, die damit selbst zum Amateur-Ornithologen früherer Jahrhunderte werden können. An den Wänden sind Namen zu lesen, bekannte Persönlichkeiten wie Lorenz, bekannt durch beobachtende Verhaltensforschung bei Graugänsen, oder Aldrovandi, Naturforscher des 16. Jahrhunderts und Begründer eines der ersten europäischen botanischen Gärten. Vielleicht weist aber die Recycling-Raumkapsel gleichzeitig auf eine Ornithologie der Zukunft hin, die ihr Wissen durch Beobachtung der natürlichen Umgebung, soweit noch vorhanden, oder renaturiert, erlangt, gleichzeitig die Kultur und Wissenschaft früherer Jahrhunderte studiert, und eine Synthese von Naturforschung und Kunst herstellt.
EK100529rm616p

Innenansicht "Gesellschaft der Amateur-Ornithologen" von Mark Dion, Foto: Roman Mensing/EMSCHERKUNST.

Aus der Projektbeschreibung unter www.emscherkunst.de:

Ein ehemaliger Gastank, den der Künstler bei seinen Erkundungen auf der Emscher-Insel auf der ehemaligen Kläranlage in Herne entdeckt hatte, wurde in eine begehbare „Forschungsstation“ umgebaut. Hier konnte sich der Besucher dem Studium und der Beobachtung heimischer Vogelarten widmen.
EK100524rm287

Gesellschaft der Amateur-Ornithologen" von Mark Dion, Foto: Roman Mensing/EMSCHERKUNST.

Im Gegensatz zu dem industriell belassenen, kargen Äußeren des Tanks inszenierte Mark Dion im Inneren die einladende Atmosphäre eines „Gentleman-Club“ ganz im Stile von Jules Verne’s Nautilus-U-Boot. Dieser liebevolle skurrile Ort der Begegnung und des Gesprächs wurde vom Künstler mit zahlreichen Nachschlagewerken zum Thema Ornithologie in den unterschiedlichen Sprachen ausgestattet, um den Besucher an das Thema Natur und im Besonderen den Vogelschutz heranzuführen und zu sensibilisieren. Der ehemalige Gastank als „Beobachtungsstation“ soll den Blick auf die Umgebung neu lenken, intensivieren und schärfen und gleichzeitig die Ausstellungsbesucher einladen, sich zu treffen, sich miteinander auszutauschen und die ökologischen und strukturellen Veränderungen im Emschertal zu diskutieren.
 
http://www.emscherkunst.de/kunst/kunstwerke/mark-diongesellschaft-der-amateur-ornithologen.html