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- Das Neunauge, ein urtümlicher Fisch, ist für Evolutionsbiologen interessant insofern, als er keine paarigen Seitenflossen hat, aus denen sich vermutlich die vier Extremitäten der Amphibien und Landbewohner entwickelten. Neunaugen haben jedoch eine in einen vorderen und einen hinteren Abschnitt eingeteilte Rückenflosse. Bei der Untersuchung von Gensequenzen wurden dennoch ähnliche Sequenzen wie bei Fischarten mit Seitenflossen gefunden. Daher wird vermutet, dass dasselbe genetische Programm, das für die Bildung der Mittelflossen zuständig ist, an anderer Stelle wiederverwendet wurde, und so die paarigen Seitenflossen, später die 4 Extremitäten der heutigen Wirbeltiere, entstanden.
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- Vermutlich vor den echten Seitenflossen gab es bereits seitliche Hautfalten ohne inneres Skelett, z.B. Brustfalten bei den Osteostraci, auch Cephalaspidiformes genannt. Diese kieferlosen Wirbeltiere, deren früheste Vertreter im Silur lebten, hatten eine Chorda Dorsalis und einen Kopfpanzer. Bei den frühen Formen war auch noch der Rumpf teilweise gepanzert, nach der Rückbildung des Rumpfpanzers konnten sich dann wohl seitlich vom Kopfpanzer durch Muskeln gestütze Seitenflossen ohne Skelett entwickeln.
- Bei den Acanthodii, die bereits zu den Kiefermäulern (Gnathostomata) gehören, traten dann skelettgestützte Brust- und Becken- oder Bauchflossen auf.
- "Placanthodi und Acanthodii experimentierten mit neu entwickelten paarigen Extremitäten, die von steifen Flossen (Arthrodira) zu gelenkigen Waffen (Antiarchi) und multiplen Dornen (Acanthodii) reichten (Abbildungen in Kap. 3). Ein komplexes Hautskelett wurde manchmal durch ein knorpeliges Innenskelett ergänzt." (Milton Hildebrand, George E. Goslow, Vergleichende und funktionelle Anatomie der Wirbeltiere, Berlin 2003)
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- Ein großer Teil der heutigen Knochenfische gehört zu den Strahlenflossern (Actinopterygii), deren Name von den tragenden Elementen ihrer Flossen abgeleitet ist, aber die Vorfahren der Landwirbeltiere entstammten der zweiten Klasse der Knochenfische, den Muskelflossern (Sarcopterygii), zu denen die heutigen Lungenfische und Quastenflosser gehören. Ihre fleischigen Seitenflossen haben jeweils einen durch Muskeln gestützten Stiel mit einem Knochen, der mit dem Schulter- und dem Beckengürtel verbunden ist, und aus dem die Oberarm- und Unterarmknochen der späteren Wirbeltiere entstanden.
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- Die Vorbereitung des Landgangs der Wirbeltiere begann im Devon, vor ca. 400 Millionen Jahren.
- Die heutigen Lungenfische können durch die zur Lunge umgebildete Schwimmblase in einer Schlammkapsel Trockenzeiten überleben, indem sie durch Luftkanäle im Schlamm atmen. Etwas anders könnte die Überlebenstechnik des australischen Lungenfischs (Neoceratodus forsteri) sein, von dem berichtet wird, dass er mit besonders kräftigen Brustflossen in Trockenzeiten über Land springen kann, um das nächste noch verbliebene Gewässer oder die nächste Pfütze zu erreichen. Ähnlich versuchten es wahrscheinlich die zu den Muskelflossern gehörenden Rhipidistia in den Gewässern des Devonzeitalters.
Bevor die Wirbeltiere an Land gingen, wurde der vierbeinige Gang vermutlich schon am Boden der Gewässer von den damaligen Lungenfischen eingeübt. Auch heutige Lungenfische können sich auf diese Weise fortbewegen, indem sie sich mit den Flossen rhythmisch vom Boden abstoßen. Dabei entstehen ähnliche Spuren im Untergrund wie beim Gang eines Landtieres mit vier Beinen, die abwechselnd bewegt werden. Manche fossilen Abdrücke, die ursprünglich für Spuren von Vierbeinern gehalten wurden, stammen daher vermutlich von Fischen. (Fische beherrschten Vierbeinergang, National Geographic, Artikel vom 14.12.2011)
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