Philipp Hausdörffer

Was ist Mail Art ?

 

Wenn ich wüsste, was Kunst ist, würde ich es für mich behalten!

Soll Pablo Picasso einmal gesagt haben!

Natürlich gibt es „Regeln“ für das, was Kunst ist, sein soll, sein könnte oder für etwas, was man möchte, dass es Kunst ist!

Darüber zu diskutieren würde den Rahmen dieser Matinee sprengen, .. war ja auch gar nicht beabsichtigt. Deshalb spreche ich jetzt mit Ihnen über Mail-Art und Performance. Mitten in der Schnittmenge finden Sie „Peter Küstermann“, international auch unter dem Künstlernamen „Peter Netmail“ bekannt. Dieser Name ist Programm!

Mail Art - wörtlich übersetzt also „Post-Kunst“

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Der Mitbegründer Ray Johnson  nannte sie auch Correspondence Art (Korrespondenz-Kunst), ist eigentlich Kunst per Post!

Also ist Post auch = Kunst (also z. B. die gute alte Briefmarke) .. es soll da ja einige wertvolle Exemplare geben.

Wesentlicher als die materiellen Objekte ist jedoch der Prozess der fortgesetzten kollektiven Selbstschöpfung des Netzwerks durch seine Akteure, also das Handeln und die Kommunikation

Mail Art kann man auch als Netzkunst bezeichnen. Im Kontext von Medientheorien und konzeptueller Kunst seit den 1960er Jahren galten die von Mail-Artisten oder Netzwerkern versendeten Gegenstände und Mitteilungen nur als Spuren des umfassenden künstlerischen, politischen und philosophischen Unternehmens Mail Art.

In Anlehnung an den Begriff der „Eternal Network“ des Fluxus-Künstlers Robert Filliou

(FLUXUS = fließend - vergänglich) 

wird Mail Art von den Beteiligten oft als „das ewige Netzwerk“ verstanden, das jedem offen steht, einerlei ob er sich als Nicht-Künstler oder als Künstler begreift. S. PN

Mail Art ist „erst einmal“ NICHT kommerziell und pflegt daher auch die Distanz zum Kunstmarkt.

Also, liebe Gäste dieser Vernissage, Sie sind hier eigentlich gar nicht erwünscht!

Aber wir verstoßen heute einmal gegen die Regeln der Mail-Art! (Das ist ja auch eine Regel!) …. Sehen und hören die Performance „Zauberflöte“ und betrachten anschließend die damit im Zusammenhang stehende Ausstellung. Hier sind wir wieder bei dem internationalen Netzwerk der Performance und Mail-Art Künstler.

PN befindet sich im ständigen Austausch mit weltweit ca. 50 Künstlern. So ergeben sich internationale Schnittmengen, bestehend aus Mail-Art und Performance, die wir hier und heute erleben.

Da Minden ein MEKKA der Mail-ART ist, (Der Name Josef Klaffki dürfte vielen ein Begriff sein) gibt es Bestrebungen in Minden ein Mail-Art Museum zu etablieren. Drücken Sie gemeinsam mit uns die Daumen, dass dieses Projekt bald realisiert werden kann.

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Nach dem Dadaismus,(ausgelöst durch das Züricher Manifest im Jahre 1918) also der Ablehnung der konventionellen Kunst, war Fluxus (begründet durch die Wirren des 2. Weltkrieges) der zweite elementare Angriff auf „das“ Kunstwerk, das im herkömmlichen Sinn negiert wurde und als bürgerlicher Fetisch galt. Es ist schon bemerkenswert, welche Auswirkung die Erlebnisse beiden Weltkriege auch auf Kunst und Kultur hatten!!

Was zählte, war die schöpferische Idee

 

Wie ist nun in diesen Zusammenhängen die Arbeit, das Schaffen, das Engagement von Peter Küstermann, in der Mail-Art-Welt besser als Peter Netmail bekannt, einzuordnen?

Wenn Sie Peter Netmail jetzt fragen würden: „Peter, zeig mir doch einmal Deine Werke in dieser Ausstellung“, dann könnte es sein, dass er Ihnen „im Grunde genommen alles! …. Oder aber auch eigentlich NICHTS!“ … antworten wird!

 

Ja was ist es dann eigentlich, was er da macht, das Jahr für Jahr, seit 30 Jahren „Antikünstler“ aus der gesamten Welt zu einem „Mail-Art-Event“ hier in Minden zusammenführt.

Mail-Art tauscht sich aus!

Der Sender ist = der Empfänger

Der Empfänger ist = der Sender

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Es ist also Kunst auf GEGENSEITIGKEIT … Sie können sich ALLE beteiligen!

PN steht über dieses Netzwerk mit ca. 5000 Kunstschaffenden in der ganzen Welt in Verbindung.

Nun kommen zum Glück nicht alle Kunstschaffenden selber nach Minden; das würde auch die Energie eines Peter Küstermann und, nicht zu vergessen, seiner Lebenspartnerin Angela Pähler erschöpfen.

NEIN, es kommen immer nur kleine Stücke, sozusagen „stellvertretend“, auf dem klassischen Weg, also per Post, nach Minden. Natürlich gibt es viele persönliche Kontakte und so können wir heute ………… bei uns begrüßen

Wenn das geschehen ist, ich meine die kleinen Stücke sind angekommen, hat Peter Netmail den wichtigsten Teil des „Gesamtkunstwerkes“ bereits geschaffen … oder besser: GESCHAFFT!

Schauen Sie sich um! Sie sehen hier in diesem Raum des CULINARIA ……die aktuelle Ausstellung „Zauberflöte“

… an dieser Stelle möchte ich dem Geschäftsführer des Culinaria und seinen Mitarbeitern einen Dank aussprechen, dass diese Ausstellung möglich geworden ist.

30 Jahre Mail-Art-Minden werden Sie gleich in der Retrospektive in den Räumlichkeiten des „Preußen Museums“ erleben. Herr Reus! Auch Ihnen, dafür, dass Sie sich so vollkommen „unpreußisch“ oder wie der Alte Fritz vielleicht gesagt hätte, „aus dem Lameng heraus“ für die Ausrichtung entschieden haben, ein herzliches Dankeschön.

Das Preußenmuseum ist bei Ihnen in guten Händen! Weiterhin viel Erfolg und vor allen Dingen Kreativität in Ihrem Bemühen, das Preußen-Museum zu einem „historischen“ Erlebnis-Park zu machen

 

Sie können also, wenn Sie meine letzten Worte noch ertragen haben, eine kleine Auswahl geballter Mail-Art Power der letzten 30 Jahre betrachten.

Lassen Sie mich aber kurz in ein paar Sätzen den Anteil des Peter Netmail an diesem jährlich wiederkehrenden Gesamtkunstwerk erläutern.

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Ich mache es in Stichworten:

• Am Anfang schuf Peter das Thema

• Das Thema wird in die Bildsprache konvertiert

• Die „Briefmarke“ .. Sie sehen eine Auswahl davon in diesem culinarischen Raum, wird in alle Welt versendet

• Der Stichtag

• Die Erfassung der Arbeiten …. Raten Sie einmal, wie viele Zusendungen das Postamt in Minden erreichen. Ca. 5.000/Performance!!! (Sie können sich vorstellen, wie beliebt Peter Netmail bei den „Postlern“ ist

• „Klinken putzen“ Ausstellung Ja/Nein; wo, etc. (Meine Klinke ist übrigens besonders BLANK)

• Sponsoren suchen; um einen Katalog zu ermöglichen (der ja eigentlich gar nicht gewollt ist!!!!, wir erinnern uns an das, was ich am Anfang als Philosophie der Mail- Art Bewegung erläutert habe)

• Die Performance (… und da ist es jetzt natürlich NICHT mit der Nennung des Stichwortes getan!)

Die Performance ist als Initialzündung des Projektes zu sehen!

Die Performance reist, natürlich mit PN als Künstler um die Welt. Die Zauberflöte z. B. war nach Venedig auch in Belgrad und in Paris zu erleben. Die Festivals an diesen Orten sind die Familienfeste der Performer

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Hier und heute werden Sie die Performance zum aktuellen Thema „Zauberflöte“ erleben, …. seien Sie gespannt!

 

Ich möchte noch einmal die drei Grundregeln der Mail-Art erwähnen!

• No rejects keine Zensur … alles wird gezeigt

• No returns alles bleibt beim Ausrichter

• Documentations to every participant … also doch eine Dokumentation, wie auch immer die aussehen mag, die jeder Beteiligte bekommt.

Sie können sich vorstellen, welche Mengen an Material da in den vergangen 30 Jahren zusammengekommen sind.

Ich sehe hier eine große Chance für eine Dokumentation der Neuzeit; dokumentiert durch eine Vielzahl von Menschen, verteilt über den Globus, mit den unterschiedlichsten Blickwinkeln. Ehrlicher kann man eine Epoche nicht präsentieren!

Wir brauchen also ein Mail-Art-Museum hier in Minden!

Bei der Biennale in Venedig gehört PN übrigens zum Inventar. Seine Auftritte dort sind fester Bestandteil des Programms.

Einen kleinen Teil so eines Gesamtkunstwerkes dürfen Sie heute hier erleben, erforschen und erfahren.

Bevor ich Sie nun dem „Macher“ überlasse, der wird Ihnen wahrscheinlich dreimal so viel wie ich erzählen,

möchte ich noch kurz über die pädagogische Arbeit des Peter Netmail ein paar Worte sagen.

Peter Küstermann war lange Zeit als Lehrer in den Fächern Kunst, Englisch, Russisch und Latein tätig.

Viele Schulen, nicht nur hier in Minden, sind ihm dankbar für sein unermüdliches Engagement in der schulischen Weiterbildung zu den Themen Mail-Art aber auch im Bereich des immer beliebter werdenden Poetry Slam.

Er ist also ein „Motivator“ für junge Talente. Er hat damit einen erheblichen Anteil an den nationalen und auch internationalen Erfolgen Mindener Künstlern.

Falls Sie es noch nicht wussten!

PN hält zusammen mit Angela Pähler den Weltmeistertitel als REISENDE KUNSTPOSTBOTEN, beurkundet durch den Verlag „Guinness Buch der Rekorde“ unter dem Künstlernamen Angela & Peter Netmail. 

Wissen Sie, wodurch der Name „Peter Netmail“ dokumentiert wurde?

Nein! .. ich sag es Ihnen: es war kein geringerer als Papst Johannes Paul II ….

Hier habe ich eine Kopie des Dokumentes.

Auch das ist Mail-Art

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