| - Steinzeithöhlen wurden von Menschen besucht, die dort wahrscheinlich nur teilweise gewohnt haben, oft in Lagern in Höhlennähe, auch manchmal in den Eingangsbereichen der Höhlen oder unter Felsvorsprüngen. Die tieferen Bereiche der Höhlen, die feucht und dunkel waren, haben sie wahrscheinlich nur kurzzeitig zum Malen aufgesucht. Sie malten mit Ocker und anderen Materialien die bekannten Tierdarstellungen, eventuell in Zusammenhang mit schamanischen Zeremonien, der genaue Ablauf der Erstellung der Kunstwerke ist noch nicht bekannt, obwohl versucht wird, von z.B. Höhe, Größe oder besonderen Merkmalen von Handabdrücken auf den Höhlenwänden auf die Eigenschaften der Künstler zu schließen, die sie erstellt haben.
- Noch unklar ist, ob die Höhlen-Hände mit schamanischen Ritualen in Verbindung standen. Eine prähistorische Form des Schamanismus wird inzwischen für wahrscheinlich gehalten, auch wenn noch nicht bekannt ist, inwieweit Übereinstimmungen mit dem heute noch existierenden Schamanismus bestehen.
- Auch die Handabdrücke könnten damit in Zusammenhang stehen, so werden sie z.B. von David Lewis-Williams, zusammen mit Jean Clottes Autor des Buchs "Schamanen. Trance und Magie in der Höhlenkunst der Steinzeit", als Versuch der Kontaktaufnahme mit der Geisterwelt hinter den Höhlenwänden betrachtet.
- In der Grotte Chauvet wurden riesige Feuerstellen gefunden, so dass vermutet wird, dass die Höhlenmaler dort in Gruppen arbeiteten. Auch von Menschen angelegte Steinformationen mit über 150 Kilo schweren Steinbrocken deuten in dieser Höhle darauf hin, dass dort mehrere Menschen zusammenarbeiteten. Jean Clottes, der mehrere Expeditionen durch die für die Öffentlichkeit verschlossene Höhle leitete, vermutet, dass die Höhlenmaler ihre Bilder schnell malten und gravierten, womöglich innerhalb weniger Minuten, unter anderem aus Angst vor Höhlenbären. Das deckt sich nicht so ganz mit der von Hans Blumenberg vermuteten Atmosphäre von Schutz und Behaglichkeit in den Höhlen. Andererseits spricht das Mitbringen von Kindern in die Höhlen vielleicht nicht unbedingt für große Angst vor Höhlenbären. Anhand von gut erhaltenen Fußspuren in der Grotte Chauvet wurde festgestellt, dass dort vor 26000 Jahren ein 8- 10 jähriger Junge als Beleuchter im hinteren Bereich der Höhle tätig war, der mit knapp einem Meter Höhe zu niedrig für die Begehung durch Erwachsene ist. Es wird anhand der Spuren vermutet, dass der Junge langsam durch den Höhlenbereich ging und die Fackel immer wieder an der Wand abstreifte, um sie vom Ruß zu befreien. (Der Spiegel 45/1999, "Das Genie der Schamanen" von Marco Evers)
- Vermutlich wurden nicht alle Höhlenmalereien in kurzer Zeit hergestellt, in manchen Höhlen dauerte das Malen der Kunstwerke sicher länger, z.B. bei den farbig ausgemalten Wisenten an der Decke der Höhle von Altamira, oder bei der bekannten Darstellung des Zauberers von Trois-Frères. Auch die Modellierung von zwei Wisenten aus Ton in der Höhle von Tuc d'Audoubert dürfte einige Zeit in Anspruch genommen haben. In dieser Höhle wurden auch weitere Reste von Tonfiguren gefunden. Wenn die Skulpturen, wie Jean Clottes vermutet, während eines Rituals entstanden sind, würde sich die Frage stellen, wie lange diese Rituale gedauert haben könnten, aber bei den Einzelheiten des prähistorischen Schamanismus bleiben wohl viele Fragen vorläufig noch offen.
- Vielleicht gingen die Steinzeitkünstler in die tieferen Galerien der Höhlen um dort Visionen zu erwarten. Die Dunkelheit und der Mangel an äußeren Sinneswahrnehmungen könnten das bewirken, und es wurde auch schon einige Male von Höhlenforschern darüber berichtet. Ein bekanntes Beispiel ist ein italienischer Höhlenforscher namens Maurizio Montalbini, der mehrere Hundert Tage alleine in einer Höhle verbrachte, und am 16. Tag zuerst einen nicht vorhandenen Vogel durch die Höhle fliegen sah, im weiteren Verlauf seines Aufenthalts dann immer mehr und deutlichere Gestalten.
- Die häufigsten Motive in der steinzeitlichen Wandmalerei und -gravur sind die Tierarten der eiszeitlichen Fauna, deren Häufigkeit aber nicht unbedingt dem tatsächlichem Vorkommen in der Umgebung der Höhlen entsprechen muss. In manchen Höhlen sind bestimmte Tiere besonders zahlreich dargestellt, wie die Wisente in Altamira, Mammuts in Rouffignac, Raubtiere und Nashörner, die insgesamt nicht allzu häufig vorkommen als Motiv in der Höhlenkunst, sind zu finden in der Grotte Chauvet, so dass schon vermutet wurde, dass diese Höhlen eine Art Heiligtum für diese Tierarten waren.
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