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Virtuelles Magazin 2000

 


Annette Bültmann
Die längsten Ohren, die größten und kleinsten, das beste Echolot
Einige mitteleuropäische Fledermausarten
Langohrfledermäuse haben, wie der Name schon sagt, auffällig lange Ohren, wodurch ihre Echolotrufe im Vergleich zu anderen Fledermausarten relativ leise sein können, und mit den großen Lauschern trotzdem gut empfangen werden.
Sie schlafen in Gruppen von bis zu 20 Tieren in Baumhöhlen, oder in der Nähe des Menschen in Gebäuden, und fliegen erst in der Dunkelheit aus, in Wälder, oder auch Obstwiesen oder Parks. Auch wenn sie in der Nähe menschlicher Siedungen leben können, z.B. auf Dachböden von Wohnhäusern, bekommt man sie nicht häufig zu Gesicht, wegen ihres gerne als leise oder heimlich bezeichneten vorsichtigen Verhaltens.
Sie haben einen sehr leisen Ruf, der bei einer Tonhöhe von 20 - 30 kHz nur aus der Nähe zu hören ist.
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Langohrfledermäuse, Foto: Robert Grunau

Im Gegensatz dazu hat der Abensegler ziemlich kurze Ohren, fliegt schon in der Dämmerung aus, und ist dementsprechend häufiger zu beobachten. Er gehört zu den größeren Fledermausarten, besonders der große Abendsegler, und der in Südeuropa beheimatete Riesenabendsegler ist sogar die größte Fledermausart Europas.
Außer über den Baumwipfeln von Wäldern kann man Abendesgler auch in offenem Gelände oder über Gewässern beobachten. Tagsüber schlafen sie bevorzugt in Baumhöhlen, und überwintern sogar auch in diesen.
Ihre Laute mit einer Hauptfrequenz von 20-24 kHz werden als Plip und Plop beschrieben, was wohl bedeutet, dass sie abwechselnd höhere und tiefere Rufe aussenden.
Die Art der Fledermausrufe wird unterschieden in CF- und FM-Rufe, CF für "constant frequency", also überwiegend auf einer Frequenz bleibend, FM für "frequency modulated", meist von einer höheren schnell auf eine tiefere Frequenz abfallend. Es gibt auch Mischformen, FM-CF-Rufe, die Bestandteile von beidem haben.
Das Plip und Plop des Abendseglers sind vermutlich ein FM-Ruf, von einer höheren auf eine tiefere Frequenz fallend, als Plip wahrnehmbar, und ein CF-Ruf, hörbar als Plop.
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Abendsegler, Foto: Robert Grunau

Die Zwergfledermaus ist, gemeinsam mit der nah verwandten Mückenfledermaus, die kleinste europäische Fledermausart, und wiegt nur 3 bis 8 Gramm.
Sie schläft in Spalten und Ritzen an Gebäuden, hinter Holzverkleidungen u.Ä., teilweise in Gruppen. Im Sommer bilden die Weibchen der meisten Fledermausarten Gruppen in einem Quartier als sogenannte Wochenstube, wo sie ihre Jungen zur Welt bringen, so auch die Zwergfledermäuse, die in besonderer Weise auf das Leben in der Nähe des Menschen spezialisiert sind. Wenn sich im frühen Herbst die Wochenstuben auflösen, suchen Jungtiere nach neuen Quartieren und fliegen manchmal in die Wohnungen von Menschen ein, in größeren Gruppen, um dort den Tag zu verschlafen. Nicht alle Menschen sind gleichermaßen begeistert von so einer Invasion.
Zwergfledermäuse jagen in den Städten in Straßen, Gärten und an Gewässern, man kann sie auch an Straßenlaternen beobachten.
Ihre Orungsrufe haben eine Hauptfrequenz von 44 kHz, dadurch unterscheidet sie sich von der sehr ähnlich aussehenden Mückenfledermaus, deren Rufe um 10 kHz höher liegen.
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Zwergfledermaus in Pflege, Foto: Robert Grunau

Zu den mittelgrossen Arten zählt die Fransenfledermaus, die sich ebenfalls gerne in der Nähe des Menschen aufhält, bevorzugt auf dem Lande, z.B. gibt es Wochenstubenkolonien der Fransenfledermaus in Hohlblocksteinen von Tierställen oder Silos, aber auch in Kästen oder Baumhöhlen. Auch die Einzelquartiere der Männchen im Sommer können in Stallungen sein, z.B. in den Zapfenlöchern von Deckenbalken.
Fransenfledermäuse wurden manchmal schon tagsüber beim Fangen von Insekten in Tierställen beobachtet.
Die Fransenfledermaus hat frequenzmodulierte Echolotrufe, die sich über einen größeren Frequenzbereich erstrecken. Sie beginnen im hohen Bereich, bei über 100 kHz und fallen dann, über die Hauptfrequenzen von 40 - 35 kHz, auf bis zu 20 kHz. Dadurch können sie besonders gut Insekten auch in der Vegetation aufspüren.
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Fransenfledermaus-Wochenstube, Foto: Robert Grunau
Jungtiere werden in den ersten Tagen am Körper unter den Flügeln versteckt.

Fledermäuse sind nicht nur schön, sondern auch sehr nützlich für den Menschen. Eine aktive Fledermaus verbraucht ca 30 % ihres eigenen Körpergewichtes an Nahrung. Bei einer Zwergfledermaus, die durchschnittlich 6 Gramm wiegt, sind das z.B. 2 Gramm Mücken, also ca 800 Mücken in einer Nacht. Fledermäuse können den Menschen weitgehend vor Mückenstichen bewahren.

Alle in Deutschland lebenden Fledermausarten stehen unter Naturschutz, sie dürfen nicht in Gefahr gebracht werden, und ihre Quartiere sollten erhalten bleiben.
Gefahren für Fledermausquartiere sind vielfältig, z.B. Holzschutzmittel, Gebäudesanierungen, Baumfällungen, Störungen durch Menschen in den Winterquartieren wie Bunkern und Höhlen.
Manche Bunker und Höhlen wurden schon durch Naturschutzverbände ganz oder teilweise für Besucher geschlossen, um die Winterquartiere zu schützen.
Als Ersatzquartiere werden Fledermauskästen angeboten. Die Fotografien von Robert Grunau entstehen über die Jahre im Fledermausschutz und bei der Kontrolle seiner Fledermauskästen in den Wäldern in der Umgebung von Hamm. Er betreut auch Winterquartiere und Fledermaus-Pfleglinge.

http://www.fledermausschutz.de/index_202.html

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Fransenfledermaus-Wochenstube mit 3-5 Tage altem Jungtier, Foto: Robert Grunau