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Virtuelles Magazin 2000

 


Annette Bültmann

Ursuppe auf Titan und Enceladus?

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Wissenschaftler stellen sich die Frage, ob die Atmosphäre des Saturnmondes Titan Ähnlichkeit hat mit der frühen Erdatmosphäre.

Nach ihrer Entstehung waren die Temperaturen auf der Erde zunächst zu warm für Niederschläge, erst nach allmählicher Abkühlung kam es zu einem Dauerregen und es bildeten sich Ozeane. Lange Ketten von Kohlenwasserstoffen entstanden durch chemische Prozesse, und bildeten die Voraussetzung für die Entstehung des Lebens auf der Erde.

Die Temperaturen auf dem Saturnmond Titan sind so niedrig, dass Wasser dort gefroren sein müsste, Methan, das auf der Erde gasfömig ist, aber flüssig. Flüsse und Wolken aus Methan haben vermutlich die Landschaft des Mondes durch Erosion geformt, in der es ausgetrocknete Flussbetten, Seen und Sandbänke gibt. Ein 20.000 Quadratkilometer großer See aus Ethan in flüssiger Form, vermutlich vermischt mit anderen leichten Kohlenwasserstoffen wie Methan, und flüssigem Stickstoff, wurde 2008 in der Nähe des Südpols von Titan entdeckt.

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Die Sonde Cassini-Huygens startete im Jahr 1997 in Richtung Jupiter und anschließend Saturn, um die Ringe und Monde, vor allem den Mond Titan zu fotografieren. Die Sonde Huygens trennte sich im Dezember 2004 vom Orbiter Cassini, um im Januar 2005 auf dem Mond Titan zu landen. Cassini kreist weiter in einer Umlaufbahn um den Saturn und seine Monde.

Die von Huygens übermittelten Fotos zeigen Flusstäler, die die amerikanischen Wissenschaftler an die Landschaft Arizonas erinnern, obwohl die Flüsse nicht aus Wasser bestehen können, das dort hartgefroren ist, sondern es sich wohl um Methanflüsse handelt. Der Ethan-See erinnerte die Forscher an den Ontariosee und bekam den Namen Ontario Lacus.

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Auch der Saturnmond Enceladus gilt als möglicher Kandidat für die Entstehung von Leben. Wasser, Kohlenstoffverbindungen und Wärme sind vorhanden.

Am Südpol des Mondes befinden sich Risse, wohl durch geologische Aktivität entstanden, die Wärme abgeben. Bisher ist noch ungeklärt, wodurch sich die Wärme entwickelt. Riesige Geysire geben Fontänen von Wassereis, Wasserdampf, Kohlendioxid, Kohlenmonoxid, Ammoniak und organischen Chemikalien wie Methan in bis zu 500 km Höhe ins All ab. Die hier ausgestossenen Partikel erzeugen wahrscheinlich den äußersten Saturnring, den so genannten E-Ring.

Enceladus selbst hat durch diese kryovulkanischen Aktivitäten im südlichen Bereich eine dünne Wasserdampf-Atmosphäre. Es wird vermutet, dass sich unter der Oberfläche des Südpols flüssiges Wasser befinden könnte. Im Juni 2009 wurden Natriumsalze in Eiskörnern des E-Rings entdeckt, die auf einen salzigen Ozean unter der Oberfläche von Enceladus hindeuten.

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Während mehrerer naher Vorbeiflüge der Raumsonde Cassini an Enceladus in den Jahren 2005 bis 2009, bei denen sich die Sonde dem Mond bis auf 100 km und einmal sogar bis auf 50 km annäherte, entstanden hochauflösende Fotos, und die Zusammensetzung der Geysire der Südregion wurde untersucht.

Auch wenn nach irdischen Maßstäben die Gegend nicht als warm zu bezeichnen ist, die Temperaturen liegen auf Enceladus im allgemeinen um -200 Grad, ist es in der Südpolregion teilweise um 20 bis 25 Grad wärmer, als es unter den Umständen zu erwarten wäre.

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Dass Leben auch bei relativ niedrigen Temperaturen existieren kann, zeigen die Archebakterien, die unter anderem in der Antarktis leben. Archebakterien oder Archaeen sind urtümliche Organismen, von denen viele Arten an extreme Lebensbedingungen wie Kälte, Hitze, Druck, saure oder basische Umgebung, anaerobe oder methanogene Bedingungen angepasst sind.

Methanbildner z.B., auch Methanbakterien genannt, leben im sauerstoffarmen oder sauerstofffreien Milieu und gewinnen Energie durch Erzeugung von Methan aus Biomasse. Die Bezeichnungen Methanbakterien und Archebakterien werden heute seltener verwendet, weil die Archaeen in der stammesgeschichtlichen Entwicklung der Lebewesen nicht mehr zu den Bakterien gezählt, sondern einer eigenen taxonomischen Gruppe zugeordnet werden.

Durch ihre Entwicklung unter für heutige Lebensformen extrem wirkenden Bedingungen gibt es Archaeen, die z.B. in der Umgebung von Vulkanen leben können. Andere wiederum leben in der Tiefsee. In der Antarktis wurden sie im Eis oberhalb eines dort vermutlich seit sehr langer Zeit eingeschlossenen Wasserreservoirs gefunden. Der See "Lake Vostok" befindet sich mehr als 3km tief unter dem Eis in der Nähe der Forschungsstation Vostok, der er seinen Namen verdankt. Aus dem See selbst werden bisher keine Wasserproben entnommen, weil dadurch eine Verschmutzung des einzigartigen Ökosystems zu befürchten wäre.

Es wird vermutet, dass Archaeen lebende Fossilien sind, angepasst an die Bedingungen des frühen Lebens auf der Erde, und dass ähnliche Lebensformen auch auf anderen Himmelskörpern existieren könnten.

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