Zum InhaltsverzeichnisVirtuelles Magazin 2000 

Markus Redert

Serie "V.N." 2009

Das Interesse an Architektur führten mich zu diesem Projekt.
Der Wolkenkratzer wurde ursprünglich von den modernen Planern des Bauhaus wie Corbusier oder Gropius entwickelt als ein Mittel zur effizienten Raumnutzung in den Großstädten.
Heute ist er zu dem Symbol der westlichen Wirtschaftskraft und Lebensform geworden, so sehr, dass der terroristische Angriff auf das Worldtradecenter in New York direkt als das verstanden wurde, was gemeint war: ein Angriff auf die westliche Kultur.
Paradoxerweise haben sich diese Kolosse aus Glas und Beton längst von ihrer Bindung an die westlich Wirtschaftsform befreit und verbreiten sich epidemieartig in den explodierenden Megametropolen der Weit. Ob in Dubai, China oder Moskau, überall soll der Superlativ des Bauens die gigantische wirtschaftliche Potenz beweisen.
Diese Bauten haben nichts mehr von der nüchternen Zweckmäßigkeit der Anfangszeit. Die Sehnsucht nach Pomp und Prestige wird in immer neue Variationen umgesetzt, mit der man den jeweiligen Konkurrenten zu übertrumpfen versucht. Eine Schar hofierter Stararchitekten wird dafür international herumgereicht, um die Allmacht-Fantasien ihrer Kunden zu bedienen.
Trotz aller Bissigkeit meiner Betrachtung muss ich zugeben: auch ich bin nicht frei von der Faszination dieser Bauten. Als Architekturfotograf kann ich das auch gar nicht.

Im Mittelpunkt dieses Projektes steht die Verbindung der Wolkenkratzerarchitektur mit dem künstlichem Licht. Die Formen und Variationen des Lichts gehen weit über die bloße Beleuchtung der Dunkelheit hinaus. Licht betont, hebt heraus aus der Dunkelheit. In unseren nächtlichen Großstädten ist dieses Erleben am stärksten.
Zwei Aufenthalte in Las Vegas, der ultimativen Stadt des Lichts führten mich zu dem Projekt "Nachtpanoramen“, 2003.
Ich isolierte Licht von der Gegenständlichkeit, versuchte den Rhythmus und die Wirkung der künstliche Stadtbeleuchtung durch technische Mittel wie Doppelbelichtungen, Bewegung, Verschwenkung und Überlagerung zu übersetzen.
Dadurch entstehen neue, ungesehene und unbekannte Lichtformen und Lichtkörper.
Dieser Prozess, den ich grob vorausplane, aber nicht bis ins Detail kontrollieren kann, nenne ich den geplanten Zufall.

Das Spiel und das Experiment mit Licht wird bei der vorliegenden Arbeit um die Dimension der Architektur erweitert. Mit ähnlichen technischen Mitteln wie in den "Nachtpanoramen" benutze ich die Beleuchtung der spiegelnden Fassaden um Begriffe wie Statik und Bauform aufzuheben und neu zu interpretieren.
Interessant ist es, wie sich meine eigene Wahrnehmung auf dieses Experiment durch die Entwicklung der letzten Monate verändert hat. Die aktuelle Arbeit veranschaulicht symbolisch den Zusammenbruch des globalisierten Bankensystems. Das Tanzen der Wände führt nicht zur Schwerelosigkeit sondern zur Zerstörung.
Die weitere Entwicklung bleibt ungewiß.
 
 
 
Markus Redert: Serie Vertikale Nachtpanoramen
13.3. - 19.4.2009
Galerie Krüger, Mainzer Straße 21-23, 56068 Koblenz
 
www.markusredert.de