| | | - Annette Bültmann
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- Einige frühe Säugetiere
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- Vom Oberkarbon bis zum Perm, vor 300 bis 250 Mio. Jahren, lebten die Pelycosaurier, die wahrscheinlich Ähnlichkeit mit heutigen Waranen hatten. Sie wurden von 1 bis zu 4 Meter lang. Es gab herbivore, piscivore und carnivore Pelycosaurier. Aus der Gruppe der Sphenacodontia gingen im mittleren bis späten Perm die Therapsiden hervor. Die Therapsiden waren die Vorfahren der Säugetiere, bei deren Schädeln, Zähnen und Extremitäten sich bereits Ähnlichkeiten mit denen der Säugetiere entwickelten.
- Mit der Trias begann vor ca. 251 Millionen Jahren das Mesozoikum, in dem sich Blütenpflanzen und Bäume entwickelten. Das Klima war weltweit warm. Der Superkontinent Pangäa driftete auseinander, und zwischen dem nordöstlichen und südöstlichen Teil erstreckte sich das Thetysmeer, westlich der Kontinente der Urozean Panthalassa. Durch die gleichmäßige Verteilung der Meeresströmungen gab es zu Beginn des Mesozoikums noch keine den heutigen vergleichbaren Jahreszeiten, die Pole waren eisfrei. Erst im Jura veränderten sich die Meeresströmungen, und es kam erstmalig in der Erdgeschichte zu kalten Jahreszeiten.
- Die Cynodontier hatten bereits viele Säugetiermerkmale und lebten von der Trias bis ins Jurazeitalter, vor 210-140 Mio. Jahren. Cynognathus hatte einen echsenähnlichen Körper, aber sein Gebiss und Unterkiefer hatte bereits Säugetiermerkmale. Vermutlich trug er ein Fell, legte aber noch Eier.
- Vor ca. 200 Mio. Jahren traten im heutigen Eurasien, Nordamerika und Afrika die ersten frühen Säugetiere auf, wie Megazostrodon aus der Ordnung Triconodonta, und die ersten Lebewesen aus den Ordnungen der Haramiyida und Multituberculata, die Ähnlichkeit mit kleinen Nagetieren oder Insektenfressern hatten. Ihre Lebensräume waren damals Teil des Superkontinents Pangaea, der im Jurazeitalter, vor 150 Millionen Jahren, auseinanderbrach, zuerst in die Großkontinente Laurasia und Gondwana, später, in der Kreidezeit, zerfielen diese und es bildeten sich die heutigen Kontinente.
- Megazostrodon war ein behaartes Tier von ungefähr 10 cm Größe, mit langer Schnauze, langem Schwanz, einem gut entwickelten Gehirn, und Ähnlichkeit mit einer Spitzmaus. Es könnte sich auch, wie eine Spitzmaus, von Insekten ernährt haben. Wahrscheinlich legte es Eier mit einer lederartigen Schale ähnlich denen der Repilien oder der heutigen Schnabeltiere. Sein Name bedeutet übersetzt großer Gürtelzahn, mit vollem Namen Megazostrodon rudnerae, "Rudners large girdle tooth". Megazostrodon vom Griechischen mega für groß, zostros für Gürtel und odon für Zahn. Das bezieht sich auf eine große ringförmige Struktur der oberen Backenzähne. Der zweite Teil seines Namens, rudnerae, stammt von Ione Rudner, die für das South African Museum arbeitete und das Fossil 1966 in Afrika entdeckte.
- Es ist noch umstritten, ob es zu den Mammaliaformes, den Säugerartigen, oder bereits zu den eigentlichen Säugetieren gezählt wird. Es ist wahrscheinlich, dass Megazostrodon noch Eier legte.
- Auch das zuerst um 1949 in Wales gefundene Morganucodon war ein kleines spitzmausähnliches Tier, dessen Zähne in Form und Typen von Schneide-, Eck und Backenzähnen bereits denen der Säugetiere ähnelten, und das sich vermutlich von Insekten ernährte. Sein Name leitet sich ab vom walisischen Namen der Grafschaft Glamorgan, Morgannwg, wo zahlreiche Fossilien dieses Tieres gefunden wurden, und dem griechischen Wort odon für Zahn.
- Heutige Spitzmausarten benutzen zur Kommunikation und teilweise auch zur Echolot-Ortung, hochfrequente Töne, teilweise im Utraschallbereich, die mit dem Kehlkopf erzeugt werden. Ob die Ultraschall-Ortung eine ursprüngliche Eigenschaft der frühen Säugetiere war, die bei den Fledermäusen perfektioniert worden ist, während sie bei anderen Arten wieder verlorenging, bei denen dann, wahrscheinlich gefördert durch eine tagaktive Lebensweise, die Augen für die Orientierung wichtiger wurden als die Ohren?
- Das in China gefundene Hadrocodium wui lebte im unteren Jurazeitalter, vor 195 Mio. Jahren. Es war ein nur wenige Zentimeter langes Tier, das sich wahrscheinlich von Insekten ernährte. Es hatte ein relativ großes Gehirn und bereits die für Säugetiere üblichen Mittelohrknochen, die wahrscheinlich aus dem Kiefergelenk der Reptilien entstanden. Bei den frühen Säugetieren bildete sich im Verlauf ihrer Entwicklung ein sekundäres Kiefergelenk, während das Mittelohr durch die Vergrößerung des Hirnschädels vom Kiefer wegbewegt wurde. Hadrocodium wui war vermutlich nachtaktiv.
- Die Docodonta, die vom Mitteljura bis in die Oberkreide, vor 165 bis 70 Mio. Jahren, lebten, wiesen bereits fortgeschrittene säugetierähnliche Merkmale auf. Zu ihnen wird auch die biberähnliche, im Wasser lebende Gattung Castorocauda gezählt. Vermutlich waren die Docodonta Pflanzen- oder Allesfresser, bei den Castorocauda wäre auch eine Ernährung mit Fischen möglich.
- Die Symmetrodonta waren vermutlich direkte Vorfahren der heutigen Säugetiere, bevor sie sich in Beuteltiere und Plazentatiere aufspalteten. Sie lebten von der späten Trias bis ins Kreidezeitalter.
- Die Multituberculata, deren in Lebensweise, Größe und Fortbewegung unterschiedliche Gattungen verschiedene Lebensräume besiedelten (einige lebten auf Bäumen, andere liefen, sprangen oder gruben), waren vermutlich ebenfalls teils Pflanzen-, teils Allesfresser. Sie lebten vom Jura bis ins Eozän, vor 165 bis 34 Mio. Jahren. Sie sind wahrscheinlich keine direkten Vorfahren heutiger Säugetiere, sondern stellen einen Seitenzweig in der Entwicklung dar. Ihr Name leitet sich ab von der Form ihrer Backenzähne, die bis zu 8 Höcker, in der Anatomie tubercula genannt, hatten. Da die ersten Fossillienfunde von frühen Säugern oft Zähne und Kieferknochen waren, wurden sie
- anhand von diesen unterschieden und auch benannt. Die je nach Gattung und Art maus- bis bibergroßen Tiere hatten vermutlich einen ausgeprägten Geruchssinn, der für den Geruch zuständige Teil des Gehirns war gut entwickelt. Das könnte für eine nachtaktive Lebensweise sprechen. Es wird vermutet, dass die Multituberculata keine Eier legten, sondern lebende Junge zur Welt brachten, die in der Größe denen der heutigen Beuteltiere ähnelten.
- Sie wurden von der Mutter gesäugt. Die Milch der Säugetiere entwickelte sich möglicherweise, nach einer Theorie des Ernährungswissenschaftlers Olav T. Oftedal, aus einem Sekret, das bei ihren Vorfahren die Eier, die ja nicht durch eine harte Schale vor der Austrocknung bewahrt wurden, feucht hielt, und sie eventuell auch vor Pilzen und Bakterien schützte. Dafür spricht unter anderem, dass auch die Eier von heutigen Schnabeltieren zunächst, nachdem sie gelegt worden sind, einen schützenden Überzug erhalten, und später nach dem Schlüpfen dann die jungen Schnabeltiere durch Milch ernährt werden.
- Wann sich die Entwicklung von den frühen Säugern zu den heutigen Unterklassen vollzog, zu den Ursäugern (Schnabeltiere und Ameisenigel), Beutelsäugern (ca. 320 Arten in Australien und Amerika) und höheren Säugetieren (zu denen über 90% der heutigen Säugetierarten gehören), ist noch nicht völlig geklärt.
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- Eomaia scansoria lebte in der unteren Kreidezeit, vor ca. 125 Millionen Jahren. Bei einem in China gefundenen Fossil ist das Fell gut sichtbar, was bei Versteinerungen eher selten ist. Das Fossil ist sehr vollständig und gut erhalten. Eomaia war wahrscheinlich ein direkter Vorfahre der höheren Säugetiere. Aus charakteristischen Merkmalen des Skeletts lässt sich schließen, dass es, wahrscheinlich nach einer kurzen Tragezeit, lebende Junge zur Welt brachte. Es war ungefähr 14 cm lang und wog 20 bis 25 Gramm.
- Sein Name bedeutet "kletternde Mutter der Morgendämmerung".
- Das Tier konnte also klettern, wie sich aus seinen Fingern und Zehen schließen lässt, seine Finger und Zehenknochen sind verlängert im Verhältnis zu den Handflächen und Fußsohlen, und die Krallen stark gekrümmt, also geeignet für das Greifen von Ästen. Es lebte vermutlich in den Bäumen und Büschen an einem Seeufer, und ernährte sich von Insekten, und ihm wurde, obwohl es lange vor dem Eozän lebte, bereits dieselbe Vorsilbe zuteil, die in diesem Fall auf den Beginn der Ahnenreihe der höheren Säugetiere hinweist.
- Die Vorsilbe Eo bezeichnet, auch beim Zeitalter des Eozän, benannt nach Eos, der griechischen Göttin der Morgenröte, den Aufbruch ins Zeitalter der heutigen Säugetiere. Die meisten der heutigen Ordnungen der Säugetiere entstanden im Eozän, und eine große Artenvielfalt. Aus dieser Epoche stammen auch die Fossilien der Grube Messel, die vor kurzem durch die Bekanntgabe der Ergebnise der Erforschung eines gut erhaltenen dort gefundenen Fossils, vermutlich einem Vorfahren der Primaten, Darwinius Masillae genannt, für Aufsehen sorgte.
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