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D. Pieper

aus: Die Glocke, 13.09.2008

Marisa Rosatos "Wiedersehn"
Kurzfilmcollage als Reise in die Erinnerung

Zeit, sagt die Philosophie, sei die vom menschlichen Bewusstsein wahrgenommene Form der Veränderungen. Zeitlos ist dagegen die Erinnerung. In diesem Spagat hat die aus Gütersloh stammende, in Bielefeld ansässige Künstlerin Marisa Rosato jetzt einen Kurzfilm gedreht, der das alte, längst abgerissene Stadttheater and der Eickoffstrasse zur Basis persönlicher Erlebnisse macht. "Wiedersehn" ist der schlichte Titel.
Rosato, die in Bielefeld Foto-und Filmdesign studierte und seit jüngstem einen Lehrauftrag an der Laborschule der Universität hat, geht es nicht um Nostalgie. Sie nutzt vielmehr die eigene Vita als "Steinbruch" für die Kunst um Unmögliches wirklich werden zu lassen. Ein Spiel der Gedanken. Auslöser für den jetzt entwickelten, animierten Kurzfilm waren diverse Super-8-Filmrollen, die die Künstlerin geschenkt bekam. Darunter auch einer jener typischen japanischen Monsterstreifen, wie ihn Marisa Rosato als Kind bei den Sonntagsmatineen im Gütersloher Stadttheater gesehen hatte. Und schon war sie da, die Erinnerung ans Damals - und die Frage, was ist aus dem Ort geworden? Marisa Rosato begab sich auf Spurensuche, sowohl in der Eikoffstrasse, als auch im Stadt- und in den Zeitungsarchiven, Sie fand alte Fotos vom Kino, innen - wie Außenansichten, aber auch Aufnahmen von der Straße an der es gestanden hat, und von der Umgebung. Plötzlich hatte sie wieder die Schaukästen mit den alten Plakaten vor Augen, den Saal mit den Klappsesseln und den Balkon mit den Logensitzen, in die man sich immer verzog, sobald das Licht ausging.
Im Stil naiver Collagen hat Marisa Rosato aus diesen Fotografien und Filmsequenzen sowie zahlreichen Zitaten und eigenen Arbeiten, in zeitaufwändiger Stop-Motion-Technik ihr ganz persönliches Wiedersehen mit dem Einst kreiert.
Der Fünf-Minuten-Film ist übrigens nicht das erste Projekt Rosatos zum Thema Zeit und Erinnerung. Bereits in ihrer Diplomarbeit "Die angehaltene Zeit" (2000) hat sie das Thema verarbeitet. Als Bestandteil der Installation "Fragment" gewann sie damit 2001 den Herforder Kunstpreis. Jan Hoet kaufte sie fürs Museum MARTa Herford an.
Der Streifen "Wiedersehn" wird in Gütersloh erstmals am 25. September im Kreiskunstverein Gütersloh vorgestellt. Zudem wird der Film beim Kurzfilmfestival im kommenden Jahr im Programmkino Bambi und währende der "Langen Nacht der Kunst" in Gütersloh zu sehen sein. Eine DVD hat das Stadtarchiv angekauft.

R. Kuhn
Kunstverein Gütersloh

Wir zeigen den Kurzfilm von Marisa Rosato (ca. 5 Min). Es ist die Premiere des jüngsten Werkes der in Bielefeld lebenden Medienkünstlerin aus einem Werkzyklus, in dem sie das Thema 'Zeit' und 'Erinnerung' zur Grundlage ihrer Arbeit wählt. Alte Fotos eines Kinos und der Straße in der es gestanden hat werden zur Folie auf der das Geschehen seinen Ausdruck findet. Der Kurzfilm 'Wiedersehn' erzählt ohne Nostalgie im Stil naiver Fotocollagen von einer Reise in die eigene Kindheit. Die Hauptperson, eine Art "Wonder Woman", bewegt sich zwischen Vergangenem und Gegenwärtigem. Unterschiedliche Zeitebenen, fließen in einer Phantasie zusammen. Der Titel des Films ist mehrdeutig und kann als Abschiedsgruß oder Aufforderung gelesen werden.
"Wiedersehn" ist neben "Die angehaltenen Zeit", "Fragment", "Hybrid", "fathermother" und "Polaroid myself" die aktuelle Arbeit des Werkzyklus Erinnerung und Zeit.

Ermöglicht wurde der Film mit technischer Hilfe von Moritz Hamburger und Olaf Hühold und durch Unterstützung vom Kanal 21.

www.marisarosato.de