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Annette Bültmann
 
Dinosaurier-Eier
 
Die Dinosaurier legten Eier, zumeist wie die Reptilien und Vögel Eier mit einer Schale, von denen einige als Fossilien erhalten geblieben sind. Die Schalen wurden entwickelt, als die frühen Saurier von der amphibischen Lebensweise zum Landleben übergingen, um die Eier vor Austrocknung zu schützen. Es wurden Eierschalen, ganze Eier und Nester mit Gelegen gefunden. Dino-Eier sind normalerweise etwas größer als Straußeneier, besonders große Exemplare stammen wahrscheinlich vom Hypselosaurus, mit einer Länge von 30 cm und einem Durchmesser von 25 cm, die meisten hatten eher einen Durchmesser von 20 cm. Es gibt runde, ovale und längliche Eier, und manche konnten bisher bestimmten Dinosaurierarten zugeordnet werden, aber nicht alle. Deshalb wurden sie vorläufig nach der äußeren Form und der Beschaffenheit der Schale eingeteilt in formelle Taxa wie Spheroolithidae (runde Eier, etwas kleiner, manchmal mit eher dünner Schale), Dendroolithidae (leicht oval, mit einer Oberfläche mit verzweigten angeordneten Sektionen und weit verstreuten Poren, dicke Schale; man fragt sich, ob sie den Ornithopoda zugeordnet werden können), Faveoloolithidae (dicke, rauhe Schale, etwas flacher, etwas grösser als Dendroolithidae), Elongatoolithidae (länglich), Prismatoolithidae (ineinander greifende Teile einer Schicht der Eierschale mit Prismen), Megaloolithidae (werden den Sauropoden zugeordnet, z.B. Titanosaurus), Dictyoolithidae (runde Form; verzweigte, netzartige Muster der Schale).
 
Nur in wenigen Dinosauriereiern wurden bisher Embryos gefunden, die anderen sind meist versteinerte Schalen von ausgebrüteten Eiern, aus denen bereits die jungen Dinos geschlüpft waren. Wenn kein Embyo vorhanden ist, kann die Bestimmung der Art eventuell nach mikroskopischer Analyse der Eierschale versucht werden, nach der äußeren Form des Eis und der Positionierung der Eier in einem Gelege. Manchmal werden auch Fossilien von ausgewachsenen Dinosauriern bei den Eiern gefunden, es ist aber oft nicht sicher festzustellen, ob sie zur selben Art gehören wie das Gelege. So kam der Saurier Oviraptor, Eierräuber, vielleicht zu Unrecht zu seinem Namen, er wurde bei einem Nest gefunden, von dem man zunächst annahm, er wollte die Eier rauben, später wurde aber festgestellt, dass es sich wahrscheinlich um ein Nest des Oviraptors handelte, das von ihm bewacht wurde, oder auf dem er brütete. Es wird vermutet, dass manche Dinosaurierarten Nesthocker, andere Nestflüchter waren. Während die Nestflüchter keine oder kaum Fürsorge der Elterntiere brauchten, und die Eier einfach in einer geeigneten oder entsprechenden vorbereiteten Umgebung abgelegt wurden, wurden die Eier der Nesthocker zuerst ausgebrütet, und die Jungen dann wahrscheinlich auch gefüttert, ähnlich wie bei den heutigen Vögeln. Eine für solches Verhalten bekannte und danach auch benannte Art ist die zu den Hadrosauriern gehörende Maiasaura (gute Mutterechse), ein pflanzenfressender Saurier mit einem entenähnlichen Schnabel. Vermutlich brachten die Eltern durchgekaute Pflanzennahrung zur Fütterung der Jungen ins Nest, davon wurden Überreste gefunden, und von zertrampelten Eierschalen, die darauf schließen lassen, dass die Jungtiere längere Zeit im Nest blieben, dafür spricht auch die Form der Nester, die etwa einen Meter tief und zwei Meter breit und mit weicher Vegetation ausgekleidet waren, und die Lage weiterer Nester in der Nähe, die auf Brutkolonien schließen lassen.
Es gibt Versuche, die Formen der Eier den Ordnungen und Unterordnungen der Dinosaurier zuzuordnen: Sauropoden- kugelige Eier, Theropoden- ellipsenförmige Eier, Ornithischier- kleine, elliptische Eier.
 
Es wird vermutet, dass sich vor ca. 300 Millionen Jahren, im späten Karbon oder im beginnenden Perm-Zeitalter, das so genannte Amnion-Ei entwickelte, bei dem Eihäute den Embryo umgeben. Im Karbon, benannt nach den Kohleschichten in Europa, Asien und Nordamerika, in denen die Fossilien dieser Periode des Erdaltertums gefunden wurden, gab es auf dem Urkontinent Pangäa ein tropisches Klima mit Sumpf- und Urwäldern, riesigen Schachtelhalmen und Baumfarnen, und die Uramphibien hatten bereits angefangen, das Land zu besiedeln. Aber sie mussten ihre Eier weiterhin im Wasser ablegen, und erst die Entwicklung des Amnion-Eis ermöglichte es den Reptilien, an Land aus dem Ei zu schlüpfen. Das Amnion ist die dünne innere Eihaut, das Chorion die mittlere und die Dezidua die äußere Eihaut. Auch bei den Säugetieren ist der Embryo von vergleichbaren Embryonalhüllen umgeben, die die Fruchtblase bilden. Ganz außen ist das Ei der Reptilien und Vögel von einer Schale umgeben, die von Poren durchzogen ist, um einen Gasaustausch zu ermöglichen. Auch Wasser kann während der Entwicklung des Embryos durch die Schale abgegeben werden. Im Inneren des Eis befindet sich die Keimzelle und der Dotter, der eine Nahrungsreserve bildet. Während Fisch- und Reptilieneier nur wenig Dotter haben, legen Reptilien und Vögel dotterreiche Eier. Das Eiweiß ist ebenfalls ein Depot für Nährstoffe, und für Wasser. Die heutigen Vögel haben die Eiablage und Brutpflege weiter perfektioniert und ihren jeweiligen Lebensumständen angepasst. Es gibt Eier von 0,2 Gramm Gewicht beim Kolibri und 1,5 Kg beim Strauss, es gibt, zur Tarnung in der jeweiligen Umgebung, unterschiedlich gefärbte und gemusterte Vogeleier, und auch weiße Eier bei Höhlenbrütern, oder in warmen Gegenden zur Reflektion des Sonnenlichts. Unterschiedlich ist auch die Gelegegröße, bei heutigen Vögeln gibt es Gelege von 2 bis zu über 20 Eiern. Bei den Dinosauriern gab es auch größere Gelege von bis zu 40 Eiern.
 
In der Kreidezeit zerfielen die beiden größeren Urkontinente Laurasia und Gondwana, und es bildeten sich die heutigen Kontinente und Ozeane, und es begann eine Verschiebung der Erdplatten, die sich bis ins Tertiär, die Erdneuzeit, fortsetzte. Dadurch entstanden große Gebirgszüge wie das Atlasgebirge, die Rocky Mountains, die Anden, die Alpen, das Apennin, die Karpaten, der Balkan, der Himalaya und die Pyrenäen.
In der oberen Kreide der südlichen Pyrenäen wurden 2002 ca. 20 Dinosaurier-Nester gefunden, nach Schätzungen befinden sich an dieser Fundstelle 300.000 - 400.00 Eier in übereinanderliegenden Schichten. Vermutlich wurde dieser Ort über Generationen, oder auch über Jahrtausende hinweg, immer wieder zur Eiablage genutzt.
In der Kreidezeit war das Klima warm, es gab bereits Laubbäume wie Ahorn, Eiche oder Walnuss, und Gräser verbreiteten sich auf dem Land. Die Dinosaurier-Arten waren zahlreich, es gab pflanzenfressende Sauropoden mit kleinem Kopf, langem Hals, elefantenförmigen Beinen und peitschenartigem Schwanz, Panzerdinosaurier, Horndinosaurier und Theropoden, die teilweise vogelähnlich waren, wie die Ornithomimiden. In dieser Umgebung kann man sich die in Kolonien brütenden Dinosaurier vorstellen, in der Nähe der heutigen Stadt Lérida, katalanisch Lleida, damals befand sich dort die Küste des kreidezeitlichen Meeres. Die Eier stammen vermutlich zumeist von Sauropoden, großen Pflanzenfressern mit langen Hälsen, die wahrscheinlich, zumindest zeitweise, in Herden lebten. Da die Schale der bis zu 20 cm großen Eier poröser ist als die von Vogeleiern, wird vermutet, dass sie zum Schutz vor Austrocknung von den Elterntieren mit einer Schicht von Sediment oder Pflanzen bedeckt wurden. Möglicherweise hatten junge Dinosaurier, wie heutige Jungvögel, einen Eizahn, um die Schale vor dem Schlüpfen von innen aufzubrechen. Auch Echsen, Schlangen und einige Froscharten haben einen Eizahn, ebenso die eierlegenden Ursäugetiere, die Ameisenigel und Schnabeltiere.
Ein Vorfahre der Schnabeltiere, Steropodon, lebte in der Kreidezeit in Australien. Heutige Schnabeltiere leben amphibisch und legen meist drei Eier in einem Gelege, die 10 Tage lang bebrütet werden, in Uferhöhlen. Die Eier des Schnabeltiers sind weiß, dotterreich und haben eine eher weiche, gummiartige Schale.
 
 
 
Links:
 
DER SPIEGEL Brutbiologie von Dinosauriern
 
Seit wann gibt es Eier mit Schale?
blog des Wissenschaftsautors Ernst Probst
 
Dinosaurierei und Dinosauriereibruchstücke
 
stern.de Vögel stammen von Dinosauriern ab
 
www.dinosaurier-interesse.de Dinosauriereier und -nester
 
wikipedia Dinosaurier - Eier und Nester
 
wikipedia Sauropoden - Eier
 
Dinosaur Eggs from Asia
 
Late Cretaceous dinosaur eggshells from the Tremp Basin, Southern Pyrenees, Lleida, Spain
 
Theropoda: Maniraptora
 
History of the egg