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Jörg Boström

 

Digitale Arbeiten“ von Manfred Schnell

in der Kanzlei Streitbörger-Speckmann, Rechtsanwälte-Notare

Adenauer Platz 4, 33602 Bielefeld.

Von der Notwendigkeit der Kunst. Sie taucht immer wieder auf – auch und heute und hier.. oft als Ölmalerei, als Schweißarbeit, in Holz gehackt, in Fotografien, als Landschaftsteil, nun in der digitalen Technik.

Ich hatte einmal behauptet, es sei schwer zu ertragen diese Sache, mit der wir es zu tun haben. Ich meine unser Leben im einzelnen und allgemeinen, schwer zu ertragen ohne Kunst.

Auch die Anwaltskanzlei hat dies offenbar erkannt - und nicht nur das. Sie ist dazu übergegangen, die Kunst in ihren Alltag, in ihre Arbeitsräume, aufzunehmen und das in regelmäßigem Wechsel. Nun muss sie neben der „unerträglichen Leichtigkeit des Seins“ auch noch diese Kunst ertragen, mit ihr diese Leichtigkeit in eine gefährliche Balance bringen, die Kunst in diesem Falle des Manfred Schnell.

Die meisten Menschen brauchen die Kunst zur Erweiterung ihres Alltags, als Bereicherung. Ein Künstler wie Manfred Schnell kann nicht leben ohne sie. Er braucht sie auch zum Broterwerb. Aber nicht nur dazu. Von der unerträglichen Leichtigkeit des Seins spricht Milan Kundera in seinem so betitelten Roman. Er schreibt dagegen an, gegen die Leichtigkeit, gegen die Unerträglichkeit. Wir haben es hier mit einer Bilderwelt, mit den Sensationen des Sehens zu tun. Um nicht unterzugehen in dem Gestrüpp des Kausalen, des Banalen, der Frühstücksprobleme, dem Picken um die Hackordnung, dem Feilschen um die Soße aus einer immer gleichen Küche, wehrt sich ein Künstler wie Schnell mit Stiften und Pinseln, mit Bürsten und Sägen, mit Wachs und Holz, mit Sand und Pappe, mit Gestik und Suggestionen. Auf großen Flächen, auf kleinen Papieren, bildet er die Masken und Figuren, die Farbsplitter und Lineamente seines tonlosen Widerspruchs. Auch dies nicht genug, ergänzt er oft mit klanglicher Performance seine stummen Bildmythen. Nun gebraucht er zusätzlich den Computer, ein Instrument der Technik, der Verwaltung, der Behörde, auch der Juristerei, um ihn seiner Bilderwelt hinzuzufügen. Ihn, den Computer als Instrument sich als Künstler zu unterwerfen.

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Außer denen, die selbst dieser Sucht verfallen sind, sich und ihre Sicht in Bildern darzustellen, zu spiegeln und zu verformen, hält jeder Betrachter und Benutzer von Kunst die Produkte dieses Tuns für Verschönerung, für Bereicherung, Vertiefung. Für den Künstler ist es das Leben selbst. Malerei sagt Picasso, ist nicht erfunden worden, um die Wände zu schmücken, sondern als Angriff und zur Verteidigung gegen den Feind. Gegen welchen Feind? Etwas von Kampf spiegelt sich in jedem Kunstwerk..

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1984 inszenierte Manfred Schnell „Den letzten Kampf“ eines Boxers, übrig geblieben ist das in Baumstämme mit der Kettensäge gefräste und bemalte Zuschauer Paar, das noch immer starr blickend auf seinem Balkon sitzt. Es hat den Boxkampf überstanden.

Wogegen aber kämpfen? Niemand bedroht uns ernsthaft, nur die Banalität und der Tod. So gesehen, ist Kunst eine ekstatische, aus sich heraus brechende Form des Lebens, ohne Zweck, wie dieses selbst. Man darf so weit gehen zu behaupten, je zweckloser eine Bilderwelt, desto näher ist sie am Leben, an der Artikulation unserer Existenz.

Dieses Tun auf Leinwänden und Papieren, das sich in Ausstellungen und Katalogen eine bürgerliche, ordentlich eingefügte Form gibt, die sich hier als Festveranstaltung, als repräsentative Bereicherung des juristischen Alltags in eine Art von Zweckbestimmung ein mogelt, existiert in Wahrheit nur aus sich selbst und für sich selbst.

Kunst gehört zu unseren elementarsten Äußerungen. Man erkennt in der Geschichte die Geburtsstunde des menschlichen Bewusstseins in den Höhlen von Lascaux und Chevaux, in den Jägern und Tieren, in den Schwimmer Bildern unter dem Boden der Wüste Sahara. Man kann soweit gehen zu behaupten, dass mit den ersten Kunstwerken der Urgeschichte deutlich wird, ab wann der Mensch ein Mensch ist.

Immer wieder greifen auch in die Bilderwelt des Manfred Schnell urtümliche Formen und Figuren der menschlichen Frühgeschichte ein. Sie tauchen auf wie aus den tieferen Schichten der Psyche, von dem in kulturhistorischen Studien geschulten Künstler modern reflektiert und kaleidoskopisch gebrochen. In der von Zweck- und Zieldenken strukturierten, verschulten Welt unserer Wirtschaftsrepublik, welche immer wieder versucht, die sinnlose Lust an der Malerei, an der Erzeugung optischer Gleichnisse und Fragen, in vertraute, gesellschaftlich nützliche Funktionen zu pressen, in den Handel, den Markt, das Design, den Veitstanz des sozialen Prestiges, bricht dieser ungezogene Trieb zur visuellen Musik immer wieder auf und sperrt sich dem funktionalen Denken.

Auch in unserer Stadt, in manchem Dorf der näheren und ferneren Umgebung hat Schnells Kunst irgendwo und immer wieder eine Zuflucht gefunden, ein Labor der Bildermacher, eine Brutstätte der optischen Entwicklung, ein Treibhaus der Kunst jenseits von Anwendung und Zweck Kalkül.

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Hephaistos“; eine 62 Meter sich hin streckende Skulptur und Montage von Manfred Schnell verbindet modernen Metallbau mit seinen mythischen Ursprüngen. Sie geriert sich als Zaun.

Sternenfischer“, eine andere Raumarbeit von Manfred Schnell, suchen das Unmögliche, die Verbindung von Wasser und Kosmos ausgerechnet im Jahn Platz Tunnel unter unseren Füßen neben den Sonderangeboten und Fahrplänen. Besser gesagt sie suchten. Hier wurden kretisch anmutende Körper von Stadt Flaneuren inspiziert: eine Begegnung der Zeiten und Kulturen bei einem Einkaufsbummel. Nun sind sie verschwunden, auf gar nicht so geheimnisvolle Weise. Übermalt von Vertretern der Geschäftswelt. Antikunst also auch außerhalb der Kunst. Verwaltung, Geschäft als Instrument der Zerstörung.

Wir leben in einer Kunstzeit, die sich als Postmoderne bezeichnet. Auch diese schon fast vorbei. Postpost, wie man schon ironisch sagt. Selbst die Moderne war einmal. Ist vorbei, auch wenn sie immer noch so heißt. Die Zeit einer Kunstentwicklung, in der mit einer gewissen Logik und Enge neue Formen entwickelt wurden jeweils aus den vorhergehenden. Wo man glaubte an eine der Wissenschaft angenäherte lineare Kunstentwicklung. Wo sich die Künstler ihre Region und Religion aufbauten und jeweils in einem Stil und einer Technik sich einbunkerten. Wo man die einzelnen Künstler in ihrem stabilen Konzept glaubte erkennen und fixieren zu können. Wo jedes Jahrzehnt seine ihm von der Kunsttheorie zugewiesene und bestätigte Handschrift hatte.

In unserer kulturellen Gegenwart gibt so etwas wie eine Gleichzeitigkeit aller Möglichkeiten, in Stil, Thema und Technik. Im Werk eines Künstlers heute bewegen sich oft die Techniken, Konzepte und Formen nebeneinander. Die Abstraktion, die realistische Sprache, die technische Überformung und Neuentwicklung. Ein Künstler kann und darf nun alles. Was er will. Er muss nicht einer linearen Entwicklung folgen. Die Gleichzeitigkeit aller Möglichkeiten und das gleichberechtigte Nebeneinander der Konzepte und Werke bestimmen nun unsere Gegenwart. Und auch dies nur nach eigenem Willen und Plan.

Manfred Schnells Werk ist eben so vielschichtig und Perspektiven reich, dass es reizt, einige dieser Linien im vergangenen Zeitraum vor dieser Ausstellung von Computer simulierter Kunst zu skizzieren.

Es ist es nicht verwunderlich, dass der Körper, die Figur, die physische Empfindung des Selbst immer wieder zum Inhalt der Bilder wird, auch da wo diese sich in freien Formen auf der Leinwand entwickeln.

So etwa bei der Bilderserie „Sport“, welche der Westdeutsche Rundfunk zeigte, oder die makabere Folge von Bildern zum Missbrauch der Körper in eben diesen Räumen.

Immer wieder erscheinen in der Kunst auch von Manfred Schnell Gesichter. Köpfe. Masken.

Masken, von Schnell gestaltete Ikonen, offenbaren Inhalte, indem sie diese verdecken. Dieses Spiel macht einen großen Teil der Wirkung von Kunst aus und einen großen Teil des Versteckens eben dieser Wirkung.

Der Körper ist das Instrument dieser Produktionen, die Hand, das Auge, aber auch Arme, Beine, Bauch und Kopf. Jeder Strich, jeder Farbauftrag auf der Fläche, geht durch Nerven und Muskulatur. Nun auch am Rechner und da hinein bis in die Fingerspitzen.

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In seiner Bildserie Porträts verbindet Schnell mit den Masken des Antlitzes Paare zu einer visuellen Einheit. Mann und Frau in Kombination, wie es das Eherecht vorschreibt. Aber hier optisch umgesetzt. Ein androgynes, doppelgeschlechtliches Antlitz neben dem Anderen. Lebens groß und aufgestellt wie eine Stele. Verschweißt auf einem Sockel. Das Individuum organisch verbunden mit dem Partner und damit neu dargestellt und zugleich ausgelöscht. Nicht mehr Ich denke also bin ich,sondern ich bin verbunden also bin ich. Von Vorn und Hinten zu betrachten und zugleich jeweils gespiegelt. Eine visuelle Einheit welche die Einheit der Lebenspaare wiedergibt und festhält. Bis zur Entscheidung zur Scheidung und weit darüber hinaus. Ein Spiel mit der Illusion von privater Ewigkeit, die sich wenigstens in der Kunst wenigstens Dauer verschafft. Gesichter- sie sind das Urthema der Kunst und des Sehens.

Die Kunstpsychologie spricht von einer anthropomorphen Struktur unseres Sehens und Gestaltens. Wenn die Welterfahrung vom ersten Griff des kleinen Kindes an seinen Zeh bis zur Umarmung des anderen Menschen über den Körper läuft, durch ihn hindurch geht, so ist es begreiflich, dass dies sich auch in Bildern niederschlägt. Eine erste Vision der Welt überfällt uns, wenn wir nach der Geburt zum ersten Mal die Augen öffnen, in Gestalt einer Maske. Es ist meist das Gesicht der Mutter, das wie eine kosmische Erscheinung über uns schwebt. Es ist die symmetrische gegliederte Scheibe, das Oval, die Welt als schwebender Himmelskörper, der uns rätselhaft anstarrt.

Diese Urerfahrung des ersten Sehens prägt unsere weitere Sehweise so stark, dass wir für den Rest unseres Lebens Physiognomisches in allen unbestimmten Formen der Büsche der Wolken, der Landschaften immer wieder entdecken.

Der Psychologe Leo Navratil spricht von der physiognomischen Struktur unseres Sehens, um diese universelle Erfahrung zu beschreiben:

Der Ursprung alles Physiognomischen, das uns durch das Auge vermittelt wird, liegt im menschlichen Antlitz. Deshalb ist auch das Anmutungserleben des reifen Menschen noch mit dem Angeblickt werden zu vergleichen.“

Der Philosoph und Essayist Alfred Lichtenberg, dem der auch in die Gesichter, besonders aber in sein Eigenes vernarrte Zeichner Horst Janssen eines umfangreiche grafische Arbeit widmete, meint:

Die unterhaltendste Fläche auf der Erde für uns ist die vom menschlichen Gesicht“.

Hinzu kommt, dass wir diese erste Vision des Gesichts von Anfang an nicht begreifen. Wir wissen zunächst weder wer hinter dieser Erscheinung steckt, noch begreifen wir späterhin, was hinter diesen Masken vor sich geht.

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Noch in den Gesichtern unserer Geliebten, Freunde, Verwandten werden wir vergeblich und immer wieder hungrig nach der Wahrheit, der Wirklichkeit des Denkens, Fühlens und Seins des Anderen suchen.

So wird diese erste Erscheinung des menschlichen Gesichts zugleich zur Metapher für das Rätselhafte, das Geheimnisvolle, Unheimliche, zur Maske eben.

Ausgerechnet der Teil des menschlichen Körpers, der mit Augen zu sehen, mit einer Nase zu riechen, mit Gehör und Geschmacksorganen und den feinsten Nerven der Hautkontakte ausgestattet ist, hat sich aufgrund tiefer prähistorischer und psychischer Erfahrung zum Sinnbild der Verschlossenheit, der Unzugänglichkeit, des Magischen entwickelt. Tatsächlich können wir die Nähe des Gesichts, wie sie eine solche Kunst bietet, nur von dem Gesicht der Geliebten ertragen.

In jedem anderen Falle entwickelt sich das Gefühl der Abstoßung, der Zudringlichkeit, der Bedrohung und Dämonie. Mit dieser Reaktion arbeitet diese Serie der Masken von Manfred Schnell.

Nun sind sie zugleich als Porträts zu sehen. Menschen, die real leben im privaten Umfeld des Künstlers. Nur erscheinen sie uns wie Unbekannte, Fremde. Sie verschwimmen, bilden neue Formen, kombinieren sich mit geometrischen Flächen und Konstruktionen. Abstrahieren sich selbst in Wolkenformationen. Bleiben dennoch Porträts aus dem privaten Bereich, erkennbar und neu gedeutet. Sie sind dem technischen Experimentieren des Künstlers am Computer ausgeliefert und entstehen als Bilder neu. Nicht mehr so schwer zu ertragen wie manchmal vielleicht sondern neu und überraschend.

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In einer anderen Serie diese Ausstellung erscheinen Gesichter wie klassische Grafiken. Wie Linolschnitte in grafischem Druck. Auch sie sind digital gestaltete Bilder und Drucke aus der grafischen Technik des Computers, der Varianten reichen Programmatik von Photoshop. Erfunden, das technische Spektrum der digitalen Fotografie zu erweitern, sind diese Bilder ein Gegenzug zur Fotografie. Ein Schritt zurück in die akademisch anmutende Grafik und damit zugleich eine kreative Täuschung. Sie simulieren, sie gebärden sich wie Linolschnitte. Eine Maske wiederum, hinter der sich der klassische Künstler verbirgt, der im neuen Medium immer wieder auftaucht, verwandelt und immer wieder er selbst, erkennbar, unverkennbar.

The medium is the message, das Medium ist die Botschaft, sagt Marshal McLuhan in seinem Buch mit diesem Titel.

In dieser Ausstellung taucht der Computer mit seinen grafischen Programmen als Botschafter auf. Simulierte Visionen. Datenmengen als Kunstwerk. Was der Betrachter sieht ist der Schein. Die Realität dahinter ist eine Datei.

Diese Ausstellung macht auch diesen Zusammenhang zu ihrem Thema, sie stellt die Bildwelten in digitaler fotografischer und fiktiver Form in immer neuen Varianten vor.

Gerade da, wo das Porträt zum Thema wird, eine offenbar immer wieder vertraute Bildform, werden die Gesichter zu Zusammenfügungen aus mathematischem Konstrukt, fotografischer Illusion und informeller organisch anmutender Verwandlung.

Da dieser Künstler selbst die Maske liebt, sie als seine persönliche Deckung oft verwendet, auf direkte Fragen zu seiner Arbeit oft in die Ironie und das Verwirrspiel der Metapher ausweicht, wird er auch dies wahrscheinlich maskenhaft bestreiten und mir damit recht geben. Eine Kunst, die diesen Namen zu Recht trägt, behält nun einmal ihre letzten Geheimnisse für sich, auch dem Künstler selbst bleibt sie im Kern verschlossen.

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Wie hinter Zeichen und Chiffren, hinter anscheinend erklärbaren und dann wieder rätselhaften Mythen verschwindet Manfred Schnell sanft und freundlich, um plötzlich bildhaft und buchstäblich mit der Axt in der Hand oder einer Kettensäge wieder aufzutauchen. Weder in der Kontinuität einer Technik oder eines ästhetischen Programms noch in der Lesbarkeit seiner Bildbiographie ist dieser Künstler zu fassen. Er entzieht sich der Einordnung.

Man muss schon den Bogen der Sinn Verbindungen sehr weit spannen, um in einer Art von bildhaftem aber beweglichem System einige Orientierungs Wege zu finden, die entstanden sind, weil er sie mehr als einmal begangen hat. Von Mythos und Medien, von Plastik und Politik, von Handwerk und Mystik, von Inszenierung und Bild. Kollektive und persönliche Mythen gehen anscheinend gleichmütig auseinander hervor, gegenwärtige gesellschaftliche und politische Bedrückungen erscheinen in archetypischer Gestaltung, tauchen auf und verbergen sich zugleich.

Historisches Zitat und künstlerische Aneignung gehen ineinander über, etwa wenn man in den Bielefelder Untergrund steigt und unvermittelt in einem kultischen, imaginären Kreta landet, das von zugespitzten Stadttypen belächelt wird, was nun wie gesagt, nicht mehr möglich ist,

oder wenn man im Park der Spinnerei heraus gesägte mumienartige Figuren zerfallen sieht, die den Anstieg der Cheopspyramide um 51, 52° in den Himmel gezeichnet von Metallspitzen beobachten in alle Ewigkeit,

wenn an den in dieser Gegend geisternden Wittekind Mythos erinnernden Speere in Steinen stehen in einem rituellen Kreis oder wie für die Ewigkeit gespannte Bogen in Dreiecksform zugeordnet mit ihren Pfeilen ein imaginäres Ziel im Raum über ihnen immer wieder und wieder zu erreichen suchen. Schnells Installationen bauen Rätsel auf mit konkretem auch historischen Material.

Es sind Arbeiten eines Künstlers, der auch ein wissenschaftliches Studium der Kunstgeschichte mit seinen weit zurückreichenden Erinnerungen in seinem Gepäck führt und historische und mythologische Bildverbindungen in den geformten Materialien seiner Kunst hintersinnig verbirgt.

Betrachten Sie, verehrte Gäste der Kanzlei, heute nur diese Gesichter und Schlüsselbilder an den Wänden. Sie werden immer neues entdecken. Sie transportieren die Rätsel der Gesichter, Fiktionen und Doppelbilder.

Hinter Ihrem Rücken, so scheint es, verwandeln sich diese Bilder ständig. Man kann nicht sicher sein, das wieder zu finden, was man gerade noch zu sehen geglaubt hat.

Da sehen Sie in den Fensterbildern, Doppelbildern einen Stuhl, eine Bank, ein Transportgerät und daneben, in gleichem Format, verwandelt sich die sesshafte, zum Sitzen auffordernde Realität in eine Wolken förmige Erscheinung sich anscheinend ständig verändernder Formen. Sie können sich des Sicheren nicht mehr sicher sein. Pan Tharei. Alles fließt. Solche Kunst beleuchtet die Realität immer neu und entwickelt aus ihr und zu ihr ständig wechselnde Formationen.

Es ist hierbei die Welt des Computers, welche durch kleine Bewegungen der spitzen Finger neue Welten produziert und alte umformt. Der Reiz dieser Tätigkeit hat nun auch die Kunst ergriffen und treibt sie aus ihrem anscheinend so fest verabredeten Material und Gestaltungsplan.

Ich wünsche Ihnen, verehrte Gäste, immer neue Blicke auf Bilder und auf Stücke Ihres eigenen Lebens und danke Ihnen für Ihre Geduld und Aufmerksamkeit.

Berlin, 3.6.2007

 

Jörg Boström

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