Zum InhaltsverzeichnisVirtuelles Magazin 2000 

Marisa Rosato
 
 
Meine kleine Geschichte der Zeit

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Herausgelöste Standbilder auf einem Super-8-Film. Die Inhalte sind bekannt. Momentaufnahmen die Familiensituationen beschreiben. Die Bildästhetik zitiert die 70er Jahre. Geringer Kontrast bei hoher Farbsättigung. Abbildungen mit dem Charme der Amateuraufnahmen. Diese Art der Familiären Momentaufnahme ist so, oder ähnlich, in unserem kollektiven Unterbewusstsein abgespeichert.

Die Film-Stills sind wie ein Fotoroman, mit dem Titel Familienbesuch in Italien, arrangiert. Durch die künstlerische Auseinandersetzung mit der eigenen Familie kann ich Dinge in Ruhe betrachten und mich in Bezug, zu den Abgebildeten, setzen. Fotografieren heißt teilnehmen. Ich finde mich selber, wenn ich fotografiere.

Fotografien und private Schmalfilme sind Beweisstücke einer fortschreitenden Biographie und Substitut für Erinnerungen. Die Konstruktion der eigenen Familiengeschichte wird sichtbar gemacht. Mit der Entscheidung, Momente des eigenen Daseins bildlich aufzuzeichnen, ist die Absicht verbunden, bestimmte Lebensbereiche zu gestalten und für immer festzuhalten. Ich weiß um die Konstruktion dieser Aufnahmen und bin dennoch begeistert. Was mir die Bilder verlässlich bestätigen: in-diesen-moment-ist-es-so-gewesen.

Polaroid Myself
Selbstportraits mit der Polaroid SX 70 Sofortbildkamera meines Vaters. Aufnahmen aus den Jahren 1996-2006. Fotografieren zum Zweck der Archivierung und Fixierung des gewesenen. Die Zeit wird eingestellt, und festgestellt. Dabei habe ich in dem Moment, indem ich fotografiere, die Vergänglichkeit im Kopf. Jede Fotografie ist mit Datum und Uhrzeit seiner Entstehung versehen. Was verdeutlicht, im Augenblick der fotografischen Aufnahme, ist das Bild bereits Vergangenheit.

Polaroid Myself als Motto, Konzept und Ritual. Die Bilder sind keine narzisstischen Selbstspiegelungen. mir geht es mehr darum wie die Bilder später gelesen werden, als das, was geschah, als sie gemacht wurden.

Artefakt ´76
Die Arbeit Artefakt ´76, zeigt den alchemistischen Versuch, die zurückliegende Zeit ins Jetzt zu holen. Der 15 Minuten lange Super-8-Film ist als unbegrenzter Loop konzipiert. Das Found-Footage Material wurde abgefilmt und digitalisiert. Anschließend musikalisch mit Stücken aus den 70er Jahren und der heutigen Zeit vertont. Wir hören Musik und fangen an zu tanzen. Wir bewegen uns zu vergangenem und holen das vergangene in die Gegenwart zurück. Alles scheint gleichzeitig. Sieht man die Bilder stößt beim Betrachten der Aufnahme, der Blick zurück an den Blick nach vorn. Dazwischen die ständig vergehende Gegenwart, die uns zeigt, was wir sind und was wir waren.

Ausstellung im BBK Atelier Bielefeld, 08.12.06

www.marisarosato.de