Lieselotte Sauer-Kaulbach - Künstler stellen im Jugendzentrum aus

Andernach. Kommt der Prophet nicht zur Kunst, muss die Kunst zum Propheten kommen. Nach dieser Devise veranstaltete bereits im vergangenen Jahr das Jugendzentrum Andernach eine Ausstellung unter dem Titel "Kunst mit Künstlern" und legt das Projekt jetzt drei Tage lang wieder auf.
Eine möglichst abwechslungsreiche Mischung gehört zum Konzept mit dazu, in diesem Fall besteht sie aus Skulptur, Fotografie und Malerei. Die Skulpturen stammen aus dem Atelier von Karin Meiner und dem im vergangenen Jahr verstorbenen Manfred Hammes, beide Schüler von Daniel Spoerri in Köln. Von Hammes sind etliche der in den 90er-Jahren entwickelten, kaum zufällig auf den Spuren eines Keith Haring wandernden "cut-outs" zu sehen.

Die Skulpturen der Karin Meiner, 1958 in Andernach geboren, passen zum großen, die Künstlerin immer faszinierenden Thema Verkehr, Bewegung, Mobilität. Aus Autoteilen, aus Stoßstangen, Radblenden werden witzige, trotzdem nachdenklich stimmende Wesen, die nur zu sehr an diejenigen erinnern, die ohne ihren fahrbaren Untersatz nicht mehr auskommen und sich teilweise gar nur über ihn definieren.

Bewegung thematisiert, obgleich mit ganz anderen Mitteln, auch der Fotograf Markus Redert. Bei den nächtlichen Stadtszenen versetzt er die Spezialkamera in Bewegung, zeichnet mit ihr regelrecht, belichtet seine Motive, die Lichter, die Leuchtreklamen der Großstadt doppelt und vielfach. Ergebnis sind ausgeklügelte Farbfotos, die teilweise ausgesprochen malerisch anmuten, Bilder, in denen das Licht Spuren zeichnet.

Die Verbindung zur Malerei wird noch vertieft in den Leuchtkästen Rederts, effektvolle Ausschnitte aus Lichtreflexen von Neonröhren, die zu strahlenden Chiffren werden, Lichtbildnerei im eigentlichen Wortsinn. Besonders reizvoll sind dabei einige der neueren, gleichfalls mit der Großformatkamera aufgenommenen Arbeiten, die mit Lichtspiegelungen spielen, festgemacht und trotzdem verunsichernd verfremdet auf dem in der Neonserie ausgesparten Strukturen liefernden Boden, auf dem sie das Auge des Betrachters entdeckte.
Strukturen prägen sogar ganz erheblich die Bilder Gunter Larischs, Jahrgang 1959 und malerischer Autodidakt.



Rheinzeitung, Samstag 9.12.06