Zum InhaltsverzeichnisVirtuelles Magazin 2000 

Jörg Boström

Aufgetaucht

Man schwimmt. Man taucht. Man sieht altes, sehr altes neu. Nie gesehen und doch wieder zu erkennen. Ägyptens versunkene Schätze im Martin-Gropius-Bau in Berlin. Untergegangene Kultur. Menschen aus Stein. Halbtiere. Gesichter wie Masken und doch lebendig. Wieder belebt. In blaugrünen Räumen taucht man ein in die Welt unter dem Wasser. Inszeniert die kaum glaubliche Wirklichkeit dreier Städte, vom Meer überflutet. Kanopus, Heraklion, Alexandria.

 

Originalbild Copyright: Franck Goddio/ Hilti Foundation, Foto: Christoph Gerigk

Das Taucherteam um den Archäologen Franck Goddio hat ein kulturelles Wunder durch ein wissenschaftliches und technisches Wunder wieder belebt. gesucht, gefunden, gehoben. Wandgroße Fotografien verraten noch etwas von der unglaublichen Begegnung tauchenden Menschen mit jahrtausende alter Kultur. Ein Untergang durch Überflutung wirkt zugleich wie ein Tod und eine Bewahrung vor der Zerstörung. Im Licht wie unter Wasser steht der Betrachter. Wie ein Forscher. Ein Taucher selbst.

 

Gefunden. Aufgetaucht und aufgerichtet. Die Kolossalstatue eines Ptolemäers aus Heraklion, etwa 5 Meter hoch. 2.Jh. v. Chr. In fünf Stücken aufgefunden, und zusammengefügt. Die rechte Faust hält einen kleinen Zylinder. Zur Zeit noch ungeklärtes Symbol der Macht und Bedeutung des Trägers.

 

Statue einer Königin aus Kanopus, 3.Jh. v. Chr. H. 150 cm

Die Skulptur ist in ihrer weiblichen Schönheit und lebensnaher Gestalt Beipiel einer idealen Vermischung der Kulturen. In diesem Falle der griechischen und er ägyptischen Kunst. In den drei Städten um das Delta des Nil trafen sich in Jahrhunderten die Welt der Ägypter, der Griechen und zuletzt der Römer. In friedlichem Handel und Austausch, in kriegerischem Kampf um die Vorherrschaft in Handel und Kultur und im Kampf gegen den eigenen Zerfall und um das Überleben. Der Untergang der Städte allerdings war zuletzt das Werk der Natur.

 

In allen Kulturen spielt das Geld mit. In der Ausstellung sind die Münzen mit dem Schmuck und den Gefäßen präsentiert. Die Prägungen verraten jeweils im Zeitsprung etwas über die Machtverhältnisse. Im Hintergrund Abbildung einer Goldmünze Caracallas (198 - 217 n. Chr.) mit dem Kopf des Kaisers Antonius Pius Augustus

 

Gerade an Fragmenten und Resten erkennt man die künstlerische Qualität. Organische Durchformung bis ins Detail. Füße lassen die Qualität des Verlorenen ahnen, das noch immer abgetaucht und nicht aufgefunden ist. Schritte ins Unbekannte. Spuren für weitere Suche. Klimatologen sagen wieder eine Überschwemmung küstennaher Städte voraus. Was wird man finden in 3000 Jahren von Hamburg, Amsterdam?

 

Ausstellung:

Ägyptens versunkene Schätze

13. Mai bis 4. September 2006

Martin-Gropius-Bau Berlin

www.aegyptens-versunkene-schaetze.org

Katalog Prestel Verlag