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Annette Bültmann

Auf der Suche nach dem Nichts
Zur Eröffnung der Ausstellungsreihe "Vom Nichts bewegt" im Jib in Münster

Am 29.4. wurde im Gleis 22 die Ausstellungsreihe "Vom NICHTS bewegt - wissenschaftliche und künstlerische Annäherungen an das NICHTS" eröffnet.
Das Gleis22 / Jib ist ein Jugendzentrum in Münster, in dem neben Kursen und offenen Werkstätten für Jugendliche auch Musikveranstaltungen im Café und Kunstausstellungen sowohl im Café als auch im Atelier in der 2. Etage stattfinden.
Die Eröffnung war der Auftakt der Veranstaltungsreihe, veranstaltet vom GrenzWerke e. V., im Rahmen dieser Reihe finden in der Zeit vom 29.4. bis zum 22.5. diverse Veranstaltungen in Münster statt, unter anderem eine Filmreihe, ein Impro-Theater-Abend, ein Konzert und vier Themenabende mit Vorträgen.
Die an dem Projekt teilnehmenden Künstler versuchen, aus verschiedenen Perspektiven das Thema "Nichts" zu betrachten, die Ergebnisse sind vielfältig.
Ausgestellt im Jib sind Arbeiten der Kunstklasse des Wadersloher Gymnasiums Johanneum, Bilder, Installationen, Mobilés u.Ä. und Skizzen-, Text- und Planungsbücher. Die Schüler haben sich künstlerisch mit verschiedenen dem Nichts verwandten Aspekten wie Vakuum, schwarzes Loch, Leere, Tod, Katastrophen, Depressionen, Nichts-Tun, Nichts-Können und Ähnlichem beschäftigt. Die Exponate sind im Jib-Atelier an der Hafenstr. 22 in Münster zu sehen bis zum 16.5.2006.

Zur Eröffnung fanden Performances der Künstler Stephan Us und Alexandra Kürtz statt.
Der Künstler Stephan US beschäftigt sich schon seit längerem mit dem Thema, sein "Archiv des Nichts", das auch bei der Ausstellung zu sehen ist, besteht unter anderem aus Büchern von Philosophen und Künstlern die seit Jahrhunderten versuchen, das nichts, die Leere, die Stille, die Null und ähnliche verwandte Bereiche zu beschreiben und ergründen. Für das Archiv des Nichts ruft Stephan Us im Internet und auf Flyern dazu auf, sich zu beteiligen mit Beiträgen zum Thema in schriftlicher, elektronischer oder bildnerischer Form:
www.archiv-des-nichts.de/idee_5.html
Stephan Us stand zuerst schweigend vor dem erstaunten Publikum, um dann plötzlich "Silence" zu brüllen, mit einer schwarzen Pappe in Form einer Null durch das Publikum zu laufen, um sie zeitweise vor sein eigenes Gesicht und zeitweise vor das eines Zuschauers zu halten, so dass durch die Null die Augen verdeckt wurden aber die Nase hindurchschaute. Dann fotografierte er die weiße Wand, sich ihr immer weiter nähernd, schließlich mit sehr geringem Abstand, um anschließend die Kamera zu Boden zu werfen mit den Worten "nichts geworden".
Alexandra Kürtz verteilte im Publikum kleine bonbonartig aussehende Geschenke, in buntes Papier gepackt, die aber eigentlich Nicht-Geschenke waren, in der Verpackung fand man eine kleine Karte mit der Aufschrift "Nichts zu verschenken". Auf einem Monitor lief ihre Arbeit "Nichts bleibt, wie es ist", im Bild ihr Kopf, sich um sich selbst drehend, Kaugummi-Ballons platzen lassend.

Das Projekt GrenzWerke strebt einen Gedankenaustausch zwischen Kunst, Kultur und Wissenschaft an, der Verein wurde 2002 von Studenten der Angewandten Kulturwissenschaften in Münster gegründet. Inzwischen sind viele an der Organisation der Veranstaltungen Beteiligten keine Studenten mehr sondern haben bereits ein Studium abgeschlossen in Bereichen wie Kulturwissenschaften, Kommunikationswissenschaft, Soziologie, Sprachwissenschaften. In den vergangenen Jahren gab es bereits mehrere Veranstaltungsreihen, jeweils unter einem künstlerisch interessanten Motto wie z.B. 2002 "Alles fließt". Weitere Informationen über die fließenden Übergänge zwischen Kunst, Wissenschaft und Philosophie und die Organisation von Kulturfestivals gibt es auf der Website: www.grenzwerke.de