Zum InhaltsverzeichnisVirtuelles Magazin 2000 

Helga Engelhard

 

Durch Kinder zur Kunst

 

Während meiner Ausbildung zur Kindergärtnerin und später zur Sozialpädagogin Ende der fünfziger, Anfang der sechziger Jahre des vergangenen Jahrhunderts lernte ich zum ersten Mal textiles Gestalten in freier Form kennen, später auch das Arbeiten mit anderen Materialien, wie z. B. Holz, Metall, Emaille, Papier und Farben.

Bei den darauf folgenden Tätigkeiten an Kölner Kindergärten in den sechziger- und siebziger Jahren hat es mir immer am meisten Freude bereitet, mit den Kindern Bilderbücher zu betrachten und durchzusprechen. Besonders war es schön, ihre Fabulierfreude und Phantasie zu erleben. Obwohl die Kinder häufig von sich aus auch zum Blei- oder Malstift griffen, wurden sie durch dieses Anschauen der Bilderbücher deutlich mehr zum Malen bewegt.

Ich habe gesehen, welche Kreativität und Unbefangenheit im Ausdruck in den kleinen, jungen Köpfen der vier- bis achtjährigen Mädchen und Jungen steckt. Das zeigte sich auch besonders, wenn ich die Kinder bat, zu einem bestimmten Thema etwas zu zeichnen oder zu malen. Mit zunehmendem Alter ließ diese Unbeschwertheit leider nach. Sie versuchten nun mehr die Realität darzustellen, wobei die Spontaneität oft verloren ging.

Die hier kurz beschriebenen Erfahrungen machte ich dann später mit unserem Sohn. Auch ihn animierten mein Mann und ich durch Vorlesen und Zeigen altersgemäßer Bilderbücher oder Erzählen selbst erfundener Geschichten zum Malen, und wir staunten, was dabei herauskam. Das, was er selber erlebte, setzte er oft spontan in Zeichnungen um.

"1. FC Köln : FC Bayern München = 0:1"

"Auf dem Rad"

Zeichnungen Holger Engelhard mit sieben Jahren, um 1980

Als unser Sohn älter wurde, begann er mit der Fotografie, zunächst als begeisterter Plane-Spotter, (Menschen, die sich an Flugzeugen begeistern können) wobei wir, die Eltern, nebenbei die meisten Flughäfen in NRW kennen lernten. Im Laufe der Jahre wurde der Fotoapparat zu seinem häufigen Begleiter, und er hat dieses Medium inzwischen zu einem intensiv betriebenen Hobby gemacht.

"Plane-Spotting", 1993

"Schattenspiel", 2004

"Guggenheim Museum"

New York, 1998

"Im Central Park"

Fotos Holger Engelhard

Die Art, wie die Kinder unbefangen drauf los malten und sich nur ihrer Intuition hingaben, war in gewisser Weise auch für mich eine Inspiration. Mein Interesse, in der Freizeit selber zu malen wurde dadurch wieder zum Leben erweckt, und ich versuchte, dieses Spielerische in mir zu verstärken und umzusetzen, um sich auch ein bisschen von der Sichtweise eines Erwachsenen zu lösen. Durch Besuchen verschiedener Kurse vertiefte ich auch meine Grundkenntnisse in anderen Techniken, wie z. B. Radierung, Collage und Acryl.

Ich war erstaunt, welche Resonanz meine Arbeiten bei manchen Betrachtern hervorriefen. So wurde ich bestärkt, meine etwas irreale Darstellungsweise beizubehalten und zu verbessern. Es lag mir immer fern, ein Abbild der Wirklichkeit zu malen. So entwickelten sich meine teilweise realitätsfernen, auf manchen Betrachter skurril wirkenden Bilder.

Im Folgenden einige Beispiele aus den ersten Jahren.

"Hunger", Aquarell mit Tusche, 1980

"Ohne Titel", Aquarell mit Tusche, 1980

"Juniträume", Collage, 1982

"Naturbetrachtung", Collage, 1984

"Waldpatrouille", 1981

"Entwurzelt", 1981

"Gefangen", 1982

Aquarelle mit Tusche

Arbeiten aus den letzten Jahren in Aquarell, Acryl und Pastell.

"Rarität", Pastell, 1998

"Leuchtturm", Acryl, 2005

"Rheinquelle", Acryl, 2005

"Im Märchenland", Aquarell, 2005

"Mahlzeit", Aquarell, 2001

Weitere Arbeiten sind unter http://www.helgalerie.de zu sehen.

Geschrieben im November 2005          Helga Engelhard