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Dr. Carlos Calvet
 
Wie die Sumerer nach Mesopotamien kamen und von den Pyramiden träumten
 
 
Kontinent: Asien
Gegend: Südliches Mesopotamien, später auch ganz Mesopotamien und Assyrien sowie ein großer Teil Anatoliens
Volk: Ubaid, Ubaidian, Proto-Euphratian, El Obeid, al-Ubaid
Epoche: Ubaid I, Ubaidian I, Proto-Euphratian
Religion: Nicht-Semitisch (Schamanisten)
 
Geschichte: Man sagt, die Ubaid kamen vom nördlichen Hochland (anderen Autoren nach, aus dem Südiran im Osten) in den Süden Mesopotamiens, der bis dahin (quasi?) unbewohnt, aber voller Wasser, Palmenhaine, Fische und Beutetiere war. Laut Sir John Baker, hatten die Sumerer eine starke physische Ähnlichkeit mit iranischen Völkern aus dem Osten. Sie sollen sich auch mit den Samarran im Norden vermischt haben, die bereits um 6.000 v.Chr. Bewässerungskanäle bauten. Diese wurden dann von den Ubaid deutlich verbessert und das Kanalsystem weiter ausgebaut.
 
Zuerst gründeten die Ubaid, Ur im heutigen Südirak. Um 4.000 v.Chr. erbauten sie einen Tempel für ihren männlichen Gott Enki in ihrer Großhauptstadt Eridu, die bereits 4.750 - 6.000 v.Chr. gegründet wurde und sich von 4.500 - 5.000 v.Chr weiter entwickelte. Doch der erste Tempel war bereits (laut Swiki-Lexikon) um 5.900 v. Chr. errichtet worden. "Eridu" ist eine sumerische Anpassung von "Eri-dugga" - die "Gute Stadt" -, auch, "die Stadt des Wassergottes Enki/Ea". Für die Sumerer war Eridu die "erste Stadt (auf Erden)".
 
Nordwestlich von El-Ubaid (Eridu) und Ur, lag Uruk (das biblische Erech). Diese Stadt hatte eine acht Kilometer lange Stadtmauer. Im 4. JT v.Chr erbauten sie den sog. "Weißen Tempel" auf einer künstlichen Erhebung (wohl möglich der erste "Weltenberg" der Erde, der später auch in der Mythologie Ägyptens - in Heliopolis, Menphis etc. - auftaucht).
 
Die Ubaid hält man für Siedler und Bauern, die kein Sumerisch sprachen. Sie expandierten gen Norden im 5. JT v.Chr. und drangen auch in die Berge Anatoliens ein. Dort vermischten sie sich mit den Bewohnern des Frühen Halaf(ian). Die Ubaid dominierten dann kulturell einen großen Teil des besetzten Nord-Mesopotamiens 1.000 Jahre lang, expandierten dazu auch bis Saudi-Arabien, sowie Mossul im Norden des Irak, und herrschten insgesamt ca. 1.700 Jahre.
 
Weiter führende Informationen: Sie gaben den Flüssen des Zweistromlands ihre Namen, ‘Tigris’ und ‘Euphrat’. Sie errichteten große Dörfer und die ersten Tempel in Mesopotamien. Ihre Töpferei war grünlich in der Farbe, und verziert mit geometrischen Mustern in braun und schwarz, die Wellen und Wogen darstellen - wohl möglich das mythische Urmeer aus Süßwasser. Im Süden stellten sie Sicheln aus gebrannten Lehm her, während im Norden Stein und manchmal sogar Metall dazu verwendet wurde. Ihre Häuser waren aus Ziegelsteinen und einer Paste gebaut, und ziemlich gut eingerichtet. Ubaid I + II waren Zeitgenossen der nördlichen Halaf und Samarra in den Bergen.
 
Altersbestimmungs-Grundlage: In Ur dauerte die Ubaid-Periode von ca. 5.500 (laut Swiki-Lexikon) - 4.000 v.Chr. Zwischen 5.300 - 4.500 v.Chr. expandierten sie gen Norden und ersetzten dort die anderen Kulturen. Allmählich verbreiteten sie sich auch über ganz Sumer und Assyrien, während sie sich im Süden weiter entwickelten. Insgesamt gibt es folgende Ubaid-Zeiten: Ubaid I, II, III, IV, die ca. 5.600 - 3.900 v.Chr. umspannen.
 
Vermutliches Alter: 5.900 - 7.600 Jahre
 
 
Kosmologie
 
Um 4.200 v.Chr. erfinden sie die Tierrunde (Animal Round), den Vorläufer der Sternenzeichen (Zodiac), um besser das Getreide und das Bier ernten bzw. herstellen zu können. Im Unteren, südlichen Irak gaben sie den Toten kleine Statuillen bei. Diese waren schlank, elegant geformt, entblößt und normalerweise weiblich. Ihr Gesicht war langgezogen, wie eine Schnauze. Ihre Augen wurden mit kleinen, elliptischen Ton-Pellets geformt ('coffee-bean' eyes); ihre Köpfe mit dickem Teer bedeckt, in der Form eines gewundenen Haarzopfes. In den 'Tafeln von Kharsag' (Kharsag Tablets) werden diese Figuren als Götter mit schlangenförmigen Körpern, Köpfen bzw. Schlangenaugen beschrieben, und waren Vorläufer der Anunnaki bzw. Erbauergötter (building gods) der Sumerer und Akkadier. Sie stellen die Unterwelt dar. Ihr Kopf steht am Tor zur Unterwelt, unter dem Asterismus des Krebses (3 Sternchen im Dreieck). Vermutlich stellen diese Idole, Ereshkigal und Nergal (Erra) dar, die noch vor dem Inanna-Mythos existierten. Diese Idole konnten aber auch in der Überwelt und in der menschlichen Welt erscheinen. Daher gibt es insgesamt drei Welten. Nach diesem Vorbild erbauten bereits die ältesten Ubaid 0 in Tell el-‘Oueili (Tell ‘Awayli), Häuser mit drei Räumen.
Somit gibt es eine Verbindung zwischen den Ubaid und der heiligen Zahl Drei des Schamanismus des Alten Bön in Ur-Tibet, wie in meinem Buch Schöpfungsmythen und Weltanschauungen unter "Alter Bön" erwähnt, wo bereits der alte, schamanistische Altar aus drei Schreinen bestand, die jeweils die Unterwelt, die Welt und die Oberwelt darstellten. Zur damaligen Zeit gab es von Europa bis Mesopotamien lediglich die Verehrung der Nummer Sieben, auf die ich aber in einem speziellen Artikel kommen möchte, da die Sieben eine magische Zahl darstellt und sozusagen, den "Code des Universums" darstellt, mit dem man, von der Quantenmechanik, über die Nanotechnologie, bis hin zur menschlichen Psyche, alles kontrollieren kann.
 
Eine Terracotta-Figur aus der uralten Stadt Ur im Süden Mesopotamiens, ca. 4.500 v.Chr. erstellt, zeigt eine grazile Frau, die ein Baby stillt. Zur selben Zeit waren im Norden die Frauenfiguren extrem voluptuos, wie in der Steinzeit üblich, und stellten die alte Gottesmutter Europas und des Mittleren Orients dar. Im Süden war der Körper von Männer- und Frauenfiguren teilweise tätowiert oder bemalt, und hatte einen länglichen Kopf und hervorstehende Augen (reptiloides Aussehen, 'lizard' figurines). In einem Grab in Eridu fand man eine männliche Figur aus gebranntem Ton, mit Verzierungen oder Tattoos über der ganzen Schulter. Während im Norden also, noch die alte Gottesmutter verehrt wird, verliert sich im Süden dieser Glaube, und die alte Göttin wird zu einer menschenähnlichen Gestalt mit quasi reptiloiden Zügen (diese Art von Tiermenschen finden wir später auch im Alten Ägypten wieder).
 
Sir Leonard Woolley denkt, die Ubaid glaubten vermutlich an die Existenz reptiloider Wesen. Es seien sog. 'chthonische Gottheiten' (chthonic deities) - Bewohner der Unterwelt. Da es aber keine Reptilien in der mittelöstlichen Mythologie gibt, könnten sie auch Schlangen darstellen - Vorgänger der sumerischen Unterweltgötter, wie Ningiszida, Herr des Guten Baumes (Lord of the Good Tree). Die Götter trugen ferner Hörner auf dem Kopf, offenbar übernommen von Khyung, dem gehörnten Adlergott des Alten Bön bzw. vom orientalischen Stiergott - Kreatur und Liebhaber zugleich der Großen Göttermutter.
 
Die Ubaid verbinden somit zum ersten mal auf Erden die schamanische Geheimzahl Drei aus dem Himalaja, mit dem gehörnten Stiergott des Vorderen Orients. Beide Kulturen prallen in Mesopotamien aufeinander und erzeugen somit ein gewaltiges Potential, das kurz danach die erste Hochkultur auf Erden entstehen lassen wird: die Sumerer.
 
Die "reptiloiden" Figuren, stellen dabei im Prinzip lediglich ein mongoloides Gesicht dar, so wie bei Chinesen, Mongolen, Tibetern etc. üblich. Nicht Mongoloid sind die länglichen Köpfe, die sehr breiten Schultern und die runden Plättchen am Oberkörper der Statuetten. Laut Aussagen von Bergsteigern im Karakorum (Nepal) bekommt man breite Schultern bzw. eine weite Brust typischer Weise auf großer Höhe, wenn man kaum noch atmen kann, da die Luft dünner ist und sich ausdehnt.
 
Einige Figuren tragen Szepter, die bereits in Mal'ta, Südost-Sibirien, vor ca. 22.000 Jahren von den Schamanen verwendet wurden. Der längliche Kopf stellt lediglich eine Kopfbedeckung dar (außer bei einem saugenden Baby, das geburtsbedingt einen länglichen Kopf hat). Die männlichen Figuren haben freistehende Geschlechtsorgane, während die Weiblichen, einen sehr knappen Umhang tragen. Damit wollten die Ubaid wahrscheinlich das Monopol der Frau über dem Mann in der Religion brechen, d.h., das Matriarchat Europas und des Mittleren Orients, das tatsächlich bald danach an vielen Orten aufhörte zu existieren.
 
Das mongoloide Aussehen der Ubaid war sicherlich etwas, das die Menschen Mesopotamiens und Anatoliens sehr beeindruckte, denn sie hatten wahrscheinlich noch nie zuvor solche Augen gesehen. Zusammen mit der extrem höheren Kultur der Ubaid, überzeugten diese Elemente sicherlich die steinzeitlichen Mesopotamier, die Ubaid seien ihre Kulturbringer. Das Szepter erscheint später auch bei den Pharaonen im Alten Ägypten, die ihre Augen mongoloid schminken, um erhabener zu erscheinen.
 
Eine der erstaunlichsten parallelen zum Alten Ägypten sind aber die Pyramiden: zwar bauten die Ubaid keine Pyramiden, doch wenn man sich die Berge im Himalaja und im östlich angrenzenden Karakorum genau anschaut, stellt man verblüfft fest, dass viele von ihnen, wie etwa der heilige Kailash, der Chenrezig, der Pumori, der Gasherbrum etc., oben am Gipfel praktisch eine perfekte Pyramide darstellen. Wenn man vor diesen, bis zu ca. 8.500 Meter hohen Bergen steht, einem die Lungen vor Schmerz brennen, und einen die Höhenkrankheit in die Knie zwingt, dann erscheinen diese Pyramiden - vor allem im Licht der auf- bzw. untergehenden Sonne - sicherlich wie himmlische Symbole. Dieser starke Eindruck, den die alten Ur-Tibeter sicherlich erhielten, wenn sie z.B. zum heiligen Berg Kailash pilgerten, sollte sich später auch in der ägyptischen Architektur als Pyramiden aus Stein wiederspiegeln.
 
Der ubaid-sumerische Menschengott Enki ist offensichtlich eine Kopie von Tönpa Shenrab Miwoche - dem heiligen Mann des Alten Bön - der, den heiligen Überlieferungen nach, bereits vor ca. 18.000 Jahren in Olmo Lungring (Ur-Tibet) geboren wurde, und dessen Mythos perfekt in die hier erforschte Menschheitsgeschichte hineinpasst. Die Ubaid übernahmen die religiöse Figur der Großen Mutter Mesopotamiens und Anatoliens, als diese bereits klare Anzeichen des Zerfalls aufwies: immer voluptuösere Frauenfiguren - zuletzt sogar bereits ohne Kopf und Beine - fungierend, nur noch als eine reine Fruchtbarkeitsmaschine. Somit blieben sie in der Gunst derer Anbeter, und gaben ihr einen neuen Sohn - Enki - den sie aus Olmo Lungring mitbrachten, und der den, aus einer schon damals sicherlich unwahrscheinlich klingenden Selbstbefruchtung und einem schweren Inzest hervorgegangenen Stiergott Anatoliens, ersetzte und somit die gesamte Religion anschaulicher und anbetungswürdiger machte. Die Ubaid können daher sicherlich mit Recht, die 'ersten zivilisierten Menschen auf Erden' genannt werden.
 
 
Kosmogonie
 
Enki und die Weltordnung
 
Einleitung:
 
Das Mythos von Enki und der Weltordnung entstand in der frühesten Ubaid-I- bzw. Eridu-Phase, als es noch keine Schrift gab und die Traditionen mündlich weiter gegeben wurden. Eridu, 11 Km südwestlich von Ur gelegen, war damals das Zentrum der Macht in Ubaid (Ur-Sumer).
 
In der Folge werden der "Tibetan-English-Dictionary of Buddhist Teaching & Practice", der "Rangjung Yeshe Tibetan-English Dharma Dictionary" sowie der "Tibetan English Online Dictionary" verwendet, um die semantischen Verhältnisse der hier dargestellten Entitäten zu ergründen:
 
Enki: "en" bedeutet auf Tibetisch "flüchtig", "bischen", "kurz(zeitig)", "klein"; und "ki" ist ein Suffix, das sich auch im ubaidischen "Enki" und im sumerischen "Anunnaki" wieder findet; ferner bedeutet es auf Tibetisch: "Schrei", "Ruf", "31". Mit "ki ki" riefen die Tibeter z.B. die Götter an. "Enki" wäre somit, soviel wie "der (eilig) Herbeigerufene".
 
Eridu, Eri-dugga: "eri" ist vermutlich nicht Tibetanisch. "du" bedeutet so viel wie "Ort", "Referenz", "mal", "71"; "dug" = "Gift", "giftig"; "ga" = "alle (drei)". "Eridu" bedeutet im Tibetischen daher, so viel wie, "der Ort Eri" bzw. "die giftigen drei Eri". Und auch hier erscheint erneut die schamanistische Drei des Alten Bön Olmo Lungrings.
 
Die oben angezeigte Verwandtschaft des Ubaidisch-Sumerischen mit dem Tibetischen deutet auf einen engen Kontakt zwischen beiden Kulturen hin. Zudem sind beides Silbensprachen, d.h., sie bestehen nur aus Silben, und sind schon daher verwandt.
 
 
Das Urmeer:
 
Das Urmeer oder Abzu (Untiefe, Abyss, unterirdisch) war in der ubaidisch-sumerischen Mythologie ein Ozean voller Süßwasser und wurde u.A. als schwarzes Loch auf Amuletten dargestellt, die aber auch den Eingang in die Unterwelt darstellten. Als Sinnbild des Urmeeres, aus dem alles entsprang, wählten sie die Große Mutter. Somit erreichten sie Zweierlei: einerseits, einen ev. Aufstand gegen sie zu vermeiden, indem sie das alte Götterbild anscheinend weiterführten; andererseits aber, die voluptuose, alte Gottesmutter durch eine modernere, unbelastete Göttin ersetzten, um sie allmählich in ein reines Symbol - dem Abzu - umzuwandeln. Somit schafften sie es die, des eher männlich geprägten Schamanismus abwegigen Muttergottheit, durch ein Symbol zu ersetzen und den männlichen Gott Enki, als einzig überlebende menschliche Götterfigur, in den Vordergrund zu stellen. Somit besiegelten sie das Schicksal des Matriarchats, das etwas später tatsächlich fast überall zusammenbrach.
 
In Eridu gab es einen Schrein Enkis - dem Sohn der Großen Mutter - der nunmehr auch den Abzu darstellt. Im Abzu existieren, das Leben dominierende Kräfte. Es ist ein unmöglich zu verstehender, geheimer Ort, ohne Untergrund. Ferner entdeckten die Ubaid in ihren Überlegungen anscheinend, dass das Meereswasser über das Land in den Wolken transportiert wird, und dann in ober- und unterirdischen Flüssen als Regen wieder abfließt - eine damals sicherlich revolutionäre Vorstellung des Wasserkreislaufes.
 
Abzu: "Ab" bedeutet auf Sumerisch, "Vater", "alter Mann"; und "Zu", "Weisheit", so dass "Abzu", "der Vater der Weisheit" zu sein scheint. "ab" bedeutet auf Tibetisch, "taub vor Kälte", "Kälte", "nehmen"; und "zu" ist die "82". Keine der beiden Sprachen gibt ein eindeutiges Resultat für "abzu" im weitesten Sinne von "Urmeer". Lediglich im Tibetischen scheint es sich um einen "kalten" Ort zu handeln - vermeintlich einer, der kalten Seen auf dem tibetischen Hochplateau (in einer Anzahl von 82?).
 
Lugal: Enki wird öfters auch "Lugal" genannt (Sumerisch: "Lu" = "Mann", "Gal" = "groß"), manchmal auch als Fischgestalt erscheinend - d.h., im Wasser lebend - also, ein "grober (Fisch)-Mann". Auf Tibetisch bedeutet "lu", so viel wie "mystisch", "herumirrend", "Asket", "Knoten", "Problem", "Mädchen"; und "gal", das Präfix "nicht", "eilig", "wichtig", "Falle", "fundamental", "grundlegend". Demnach wäre "Lugal" auf Tibetisch, so viel wie "der fundamentale Asket" (bzw. "-Prophet" usw.). In beiden Sprachen ergibt "Lugal" einen Sinn. Im Tibetischen ist der Sinn jedoch mehr religiöser Natur als im Sumerischen. Zudem fällt auf, dass "Gal" auf Sumerisch "groß" bedeutet und genau das Gegenteil vom tibetischen "en" ("klein") ist - vielleicht eine Reaktion der Ubaid auf die Semantik, die sie ans Tageslicht brachten, etwa, um zu verhindern, dass man Enki als einen, eher "kleinen, flüchtigen Gott" ansehe.
 
Enki wird somit der 'Große Mann des Himmels und der Erde', der 'Große Strom', der Vater; er war auch der 'Große Drache' von Eridu (auch hier wieder: "grob" im Sinne von "wichtig", wie im Tibetischen). Enki ward nun von der Großen Mutter und ihrer eigenen Kreatur - dem wilden Stier - erzeugt und ersetzte beide, langsam aber sicher in den Köpfen der Menschen Mesopotamiens.
 
Enlil: Enki wurde von Enlil - dem 'Großen Berg' bzw. dem 'Himmelsgott' - geehrt. Auf Sumerisch: "En" = "der erste", "Herrscher"; "lil" = "Luftraum", "Lüfte". Also war Enlil, der "Herrscher der Lüfte". Auf Tibetisch: "en" = "flüchtig", "bischen", "kurz(zeitig)", "klein"; und "li" = "Metall", "Turkistan", "Birne". Auf Tibetisch wäre Enlil (Enli) somit, "das flüchtige Metall" bzw. das "Kleine Turkistan". In diesem Fall passt der sumerische Begriff vielleicht besser ins Bild. Vermutlich, weil Enlil erst später eingeführt wurde und dann bereits die tibetische Verbindung praktisch erloschen war. Dennoch könnte Enlil auch ein chinesischer Gott sein, da der Turkistan eine Provinz Chinas ist. Der Kreislauf schließt sich hiermit, denn schließlich stammen die ersten Bewohner Olmo Lungrings aus Mal'ta in Südost-Sibirien, das westlich an den Turkistan angrenzt.
 
An: Enki wurde von der heiligen An - dem sumerischen "Himmel" - geliebt. Im Tibetischen bedeutet "an", "Halswirbelknochen", "weisse Kreide", "Tablett", etc., doch "han" bedeutet "alles", wird auch "jen", "hen", und "hun" geschrieben. Letztendlich steht "han" auch für "China", womit sich wieder der Kreislauf schließt, denn China war einst eine Art 'Kolonie' Olmo Lungrings - dem damaligen 'Zentrum der Welt', noch während der letzten Eiszeit, als die vorrückenden Eismassen Sibiriens die einstigen Inuit aus Mal'ta gen Westen (zurück nach Europa) und gen Süden (zum Himalaja hin) drängten, den sie erstiegen und auf dem tibetischen Hochplateau ideale Bedingungen vorfanden, um die erste Zivilisation auf Erden zu gründen: Olmo Lungring.
 
Nach dem Originalmythos der Ubaid, pflanzte der Prinz (sumerisch: "mèß", "miß" = "(junger) Mann", "Prinz"; Hetittisch: "meß" = "Einwohner") Enki als Erster Mensch einen Baum im Abzu, der über alles Land hinausragte. Sein Schatten füllte den ganzen Himmel und die Erde wie eine Weinrebe, die sich über das Land zieht.
 
mes: "mes" bedeutet auf Tibetisch "(Vor)vater", "Feuer" und ist eine alte Form von "myes". Die Parallele mit dem sumerischen "mèß" ("Mann") ist verblüffend, nach so vielen Tausenden von Jahren. Weiterhin bedeutet "pa lags", "Vater"; und "a ma", "mo", so viel wie "weiblich", "Mutter". Dass die Namen "Papa" und "Mama" aus dem Himalaja und nicht, wie von manchen angenommen, aus Mesopotamien stammen, scheint hier offensichtlich. Es ist ferner, den Daten nach zu urteilen, eher unwahrscheinlich, dass die Kultur von Mesopotamien nach Tibet gelangte, und nicht umgekehrt, wie hier, beeindruckend bewiesen.
 
Olmo Lungring: Tibetisch: "ol" (unvollständiges Wort); "ol ma" bedeutet "der Rachen", "die Kehle", "Luftröhre"; und "mo", "ma" bedeutet auf Tibetisch, Sanskrit und verwandten Sprachen, "Frau", "weiblich", "Prophezeiung", "Vorsehung". "lung" = "undefiniert", "Überlieferung", "Prophezeiung" (genauso wie "mo"!), "Schriftstück"; "khyung lung dgon" = "Khyung Lung Monastery", nahe dem heiligen Berg Kailash; und "ring" = "weit (entfernt)", "groß", "lang", "alt (Relikt)", "Zeitspanne", "Periode", "Natur".
Demnach handelt es sich bei Olmo Lungring wahrscheinlich um "das weit entfernte Land der (weiblichen) Prophezeiung", um den heiligen Berg Kailash herum. Somit hätten die Ubaid, Olmo Lungring wieder in den Mittelpunkt der Erde gesetzt.
Auf Sanskrit heißt Olmo Lungring, "Shambhala", bestehend aus "shambhu" = ein Name des Shiva, und "hala" = Pflug. Demnach wäre das Land auch "das (Acker)land des Oberen Gottes Shiva". Dies war die indische Variante des alten Bön-Mythos, das sich vom Himalaja aus, über Mesopotamien im Westen und Indien im Südosten ergoss, und somit einem umgekehrten Geschichtsverlauf, als den hier dargestellten, von Süden nach Norden, widerspricht.
 
"g.yol mo" bzw. "Yolmo" ist ferner 'Helambu' in Nepal, und "khyung lung dgon" ist das 'Khyung Lung Monastery', nahe dem heiligen Berg Kailash. Somit schließt sich der Kreis und wir haben somit den fernen Ort Yolmo in Nepal, und dahinter den noch ferneren Berg Kailash auf dem tibetischen Hochplateau, wo die großen Seen waren. Und in einem dieser Seen, die für die Leute von Olmo Lungring wie ein Süßwassermeer erschienen, pflanzte Enki - d.h., Shenrab Miwoche -, Vorvater und "erster Mensch", einen Baum. Zur gleichen Zeit entsteht das Prinzip des Urmeers, des Urvaters und des Weltenbaums, der in der "Mitte der Welt" steht.
 
Der Ursprung des Süßwasserozeans: David Montgomery (Universität von Washington) und sein Team berichtete 2004 auf dem Herbsttreffen der Geophysikalischen Vereinigung von Amerika in San Francisco, dass es auf den Höhenlagen des Himalajas bis vor gut tausend Jahren riesige Seen gab. Dort fließt der Fluß Tsangpo durch das Gebirge auf einer mittleren Höhe von ca. 4.000 Metern, und ist somit der höchste Flusslauf der Welt. Er wendet sich in Ost-Tibet (dem ehemaligen Olmo Lungring) gen Süden, wo er die Berge in einer tiefen Schlucht, hin zum bengalischen Tiefland, durchquert. Dabei stürzt das Wasser in nur 200 Kilometern Länge, über 2.300 Meter hinab. Dort nennt er sich Brahmaputra und mündet sanft im Golf von Bengalen.
 
In diesem Durchbruchstal (Tsangpo-Schlucht) bilden starke Regen- und Schneefälle des aufkommenden Monsuns immer wieder, zusammen mit Gletschern des Himalaja, riesige Eisdämme, die den Tsangpo stauen. Auf diese Weise bildeten sich abwechselnd drei bis vier größere Seen, welche klare Markierungen in den Felsvorsprüngen hinterlassen haben. Der größte und letzte dieser Seen bildete sich vor ungefähr 10.000 Jahren, war ca. 670 m tief, und enthielt ca. 40 mal so viel Wasser wie der Bodensee. Ein kleinerer, jüngerer See, bildete dann vor ca. 1.000 Jahren wahrscheinlich eine natürliche Grenze zwischen Tibet und China. Als die, ihn eindämmende Barriere zwischen 600 und 900 n.Chr. brach, stürzte eine große Flutwelle in das indische Tiefland hinab (Bericht von Ilka Lehnen-Beyel).
 
Somit wäre ein weiterer Beweis für den olmolungringschen Ursprung der Ubaid gefunden: Denn den 'Süßwasserozean', den die Ubaid immer wieder erwähnen, hat es wirklich einmal gegeben. Und zwar bildete es sich zuletzt um 8.000 v.Chr.: der Abzu, und paßt somit sogar gut in den Zeitrahmen der Ubaid (5.600 - 3.900 v.Chr.) hinein (siehe unten). Laut Gabor Paal gab es zudem eine abnormale Klimarückschlagsphase - die sog. jüngere Dryaszeit - vor 10.000 - 11.000 Jahren. Die Abkühlung und die Wiedererwärmung sei sehr schnell vonstatten gegangen. Wahrscheinlich war die parallel dazu verlaufende Trockenperiode ein Grund, warum die Ubaid von Olmo aus-, und zum fruchtbaren Mesopotamien hinzogen. Die Landwirtschaft und die Technik der Bewässerung brachten sie gleich mit, denn diese betrieben sie bereits oben auf dem Tibetischen Hochplateau mit dem Wasser der Seen und der Schmelze, wie heute auch noch die Tibeter. Dabei können wir die Lineare Verbreitungsgeschwindigkeit der Ubaid auf ihrem Weg gen Südwesten, wie folgt bemessen:
 
Von Olmo Lungring (vor ca. 10.000 - 11.000 Jahren, während der jüngeren Dryaszeit) nach Südmesopotamien (vor 7.600 Jahren) = 2.400 - 3.400 Jahre. Distanz Olmo Lungring - Südmesopotamien = ca. 3.438 km Þ Lineare Verbreitungsgeschwindigkeit der Ubaid = 1.011 - 1.433 km je 1.000 Jahre. Dieser Wert liegt im Mittelfeld der, von mir, für die Steinzeit kalkulierten Werte. Die Ubaid hatten es daher offenbar nicht besonders eilig und konnten zwischendurch vermutlich auch in Indien, Afghanistan, Pakistan und Iran ihre Spuren hinterlassen, wie wir weiter oben bereits gesehen haben. Das bedeutet weiterhin, dass es keine gezielte Auswanderung von Olmo nach Mesopotamien gab, sondern, dass die Ubaid, von Indien bis zum Zweistromland, alles ausprobierten, ihre neue Kultur aber in Mesopotamien gründeten, da sie hier vermutlich die besten Bedingungen vorfanden (quasi menschenleeres Land, fruchtbarer Boden, Wasserreichtum etc.). Denn zu dieser Zeit waren Nordindien und das mittelöstliche Bergland bereits von ersten Kulturen besiedelt (Adivasi, Santal, Ur-Perser etc.).
 
Doch den endgültigen Beweis für den himalajischen Ursprung der Ubaid liefert der Name "Tibet" selber. Denn "ti" = "weiß", "Wasser", "39", "Eis"; und "be" = "Baum"; "be ta" = "Kokospalme", "immergrüner Baum". Nun sieht man, woher die Ubaid die Geschichte von Enki nahmen: sie kam nämlich von ihrem eigenen Ursprungsland Olmo Lungring, das später vom östlichen Nachbarn Tibet absorbiert werden sollte. "Und Enki pflanzte einen immergrünen Baum inmitten des Großen Süßwasserozeans, hoch oben auf dem tibetischen Hochplateau. Und er brachte den Menschen weit unter diesem Weltenhimmel die Kultur und das Wissen bei." Und so, wurden Olmo Lungring, Tibet und Sumer, eins, in der mesopotamischen Mythologie.
 
Zeitlinie: Mal'ta (Südostsibirien): 24.000 v.Chr.
*Maximum Würmeiszeit: 16.000 v.Chr.
Olmo Lungring (heute: West-Tibet): 16.000 v.Chr.
*Jüngere Dryaszeit: 8.000 - 9.000 v.Chr.
Ubaid: 5.600 - 3.900 v.Chr.
Sumer: 4.000 v.Chr.
 
* Eiszeitphänomene
 
 
Quelle dieses Artikels ist mein Buch Lexikon der Schöpfungsmythen und Weltanschauungen, Bohmeier-Verlag, Leipzig. Man kann das Buch auch schon vorsichtshalber vorbestellen.
Dr. Carlos Calvet
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schoepfungsmythen.de
weltanschauungen.org
 
Weitere Quellen: Hans J. Nissen, Charles Keith Maisels, Henri Frankfort, Guillermo Algaze, Robert McCormick, Andrew Collins, Dan Winter, Andrew Collins, Isabel Prieto González, University of Alabama at Birmingham