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Jan Hoet

Kunst im Widerspruch

LeereXVision im Stadtteil Radewig in Herford

 

 

Kunst wird dann spannend, wenn man mit der Kunst sprechen ( nicht über sie reden) kann. Noch spannender wird es, wenn Kunst (und nicht etwa Politik) zum Anlass wird über unsere Wahrnehmung von Wirklichkeit zu sprechen. Kunst offenbart sich während LEEREXVSION in unterschiedlichsten Weisen: in einem neutraler Augen-Blick, wie bei Thomas Ruff, in einem Schrei, der die Stadt in einen Dschungel verwandelt, in einer Glaskugel, der den Himmel über dem Gänsemarkt in einen magischen Ort verwandelt oder in einem blutigen Kunststoffarm in einer Vitrine.

 

Kunst bewegt sich heute zwischen Formen von Inszenierungen und Verschiebungen in neue Kontexte, zwischen scheinbarer Oberflächigkeit und einem nicht nur ästhetischen Spiel, in dem sich Kunst und Gesellschaft gegenseitig befragen. Der Künstler ist heute vielfach ein (hart arbeitender) Außenseiter und gleichzeitig jemand, der an die Kraft der Provokation der Gesellschaft durch seine Kunst glaubt . Kunst in der Stadt ist, genau betrachtet, ein gelebter Widerspruch. Im öffentlichen Raum der Stadt läuft die Kunst nicht selten Gefahr als entertainment wahrgenommen zu werden. Die in LEERE X VSION gezeigten Werke wollen uns verunsichern.

In teils überraschenden und teils wortwörtlichen Kontexten präsentiert, bieten sie uns einen Blick, der die Beziehungen zwischen Körper und Gegenständen in besonderer Weise erscheinen lässt. In der heutigen Kunst fallen besonders diejenigen auf, die den gewohnten Blick auf die Dinge unterbrechen, irritieren und stören.

 

Überzeugende Kunstwerke hinterlassen Spuren in der Erinnerung und eröffnen neue Räume der (Selbst-)Wahrnehmung.. Die Kontexte, in denen einzelne Werke hier und heute präsent sind, zeigen, wie heute zeitgenössisch erweiterte Umgangsweisen mit Kunst aussehen und funktionieren können.

 

Kunst lebt durch die Widersprüche, die sie im Prozess ihrer Betrachtung, im Leben selbst, frei setzen. Sie irritiert nicht um zu provozieren, sondern um das gewohnte Funktionieren alltäglicher Wahrnehmung aufzubrechen. Indem Kunst stört, stört sie unsere Wahrnehmung; indem unsere Selbstwahrnehmung gestört wird, bietet sie uns allen und damit der Gesellschaft die Möglichkeit, an der Kunst und damit auch an uns selbst Widersprüche und Widersprüchliches zu beobachten.

Jan Hoet, Oktober 2003

 

Emilio Lopez-Mechero, Hey!...Het is...hm...Dinges...TarzanTARZAN

Thomas Ruff, P. Lappat

Foto: Schröder

Edward Lipski, Tatoo

Foto: Schröder

Elisabeth Masé, Die schwarze Witwe

Foto Schröder