Uta Sprenger
Frühling Noch streicht der kalte Hauch des Frosts Um Deinen scheinbar starren Leib - Mutter Noch glauben die wütenden Winde dich In unerreichbar ferne Träume zu wiegen Doch unmerklich, unseren Blicken entzogen Hast zaghaft du gestreckt die tauben Glieder Der grüne Saft glitt längst den Stamm empor Knospe um Knospe in dürrem Geäst Streckt sehnsuchtsvoll sich zur Sonne hin Wartet geduldig - auf Wendezeit Zeit, sich zu entfalten, Zeit aufzublühn Zeit - das Leben zu erneuern Dich, Mutter zu wecken aus kaltem Schlaf Aus der Dunkelheit steigst du herauf Eingehüllt in die Farben des Regenbogens Umweht von tausend süßen Düften Die alle geheime Botschaft tragen Erfülle dein Leben mit Leidenschaft Trinke den vollen Kelch bis zur Neige Gib dich ganz hin und löse dich auf In der Ekstase des Großen Beginnens Ohne Gestern und weit entfernt von Morgem Bist du hier und immer nur hier Im grünen Hain der Frühlingskönigin Sterben Hinabsinken - Hinübergleiten Voll Furcht und Hoffnung dem Sog nachgeben Sich schließlich willentlich dem dunklen Tore nähern Sich öffnen für das unbekannte Land
Wieder verbunden werden Mit dem Sternenstaub der Galaxien Eintreten in den blühenden Apfelgarten Einem Ort nie versiegender Fülle
Die Knochen, das Fleisch und das Blut Der alten Erde zurückgegeben Zur traumlosen Ruhe gebettet Umhüllt von ihrem feuchtwarmen Leib
Dem Leib der Alles-Wandlerin Die neues Leben aus dem Nährstoff des Todes spinnt Golden und silberne Fäden Und Dünger für Pflanze und alles Getier |