Zum InhaltsverzeichnisVirtuelles Magazin 2000 


Gbatokai Pakinah

Rainer Schmidt

Peking einig mit Washington
David Fiuczynski mit "Kif" im Bunker.

"Kif" ist der Name des neuen Trioprojektes des Gitarren-Unikums David Fiuczynski. Tatsächlich scheint damit der Stoff gemeint zu sein, der die sonst so spröde deutsche Sprache um ein ebenso semantisch direktes wie wohlklingendes Verb bereichert hat.
Dennoch handelt es aich bei der gebotenen Musik nicht um verqualmtes Extrem-Jamming. Trotz modalen Aufbaus mit verspielten orientalischen Motiven sind die Kompositionen meist recht klug und verschachtelt arrangiert, rockig-dynamisch und hektisch, die Balladen dagegen intellektuell-verhalten. "With New York-flavour" wie Bandleader Fiuczynski das nennt. seine Doppelhalsgitarre bietet schon einen wilden Anblick, doch noch erstaunlicher sind die Töne, die er mit seiner unglaublichen Fingertechnik und einem halben Quadratmeter Bodeneffektgeräten erzeugt. Besonders spektakulär ist sein Spiel auf dem bundlosen Hals, das im Projekt Kif sehr viel zu hören ist, und das über die Möglichkeiten der bundlosen orientalischen Lauten weit hinaus weist. Es ist eher wie eine Slidegitarre ohne Hilfsmittel, die ja die vertikale Beweglichkeit auf dem Griffbrett einschränken. So sägt, jubiliert, ornamentiert die Gitarre, dass das Gehör kaum mitkommt. Die Mitspieler stehen dem Gitarristen an spielerischer Eloquenz kaum nach. Drummer Tobias Ralph, sonst mit "Defunkt" unterwegs, ist ein überwacher, extrem versierter Funkateer, der rasanteste Wirbel in sein Spiel einbaut, so locker und mühelos, das Auge registriert dabei höchstens ein Viertel der Schläge. So präzise bleibt er dabei, dass es gar nicht ins Gewicht fällt, dass Gbatokai Dakinah auf seiner bundlosen Bassgitarre die Grooves gern etwas aufgeschwemmt erscheinen lässt. Er ist jedoch ein in allen Tonlagen bewanderter Solist, Gitarrist und Bassist tauschen dank Octaver und Verzerrer oft die Rollen. So groß ist im Trio die Lust am Fusionieren östlicher und westlicher Stile, dass sich rauer New-York-Funk mit japanischen Kotomelodien paart, oder sich Peking und Washington zu lässig groovenden und lasziv gleitenden "Chinese Go-Go" triffft. Bei diesem Auftritt müssen die Drei wegen einer Erkrankung auf die angekündigte Sängerin Lian Amber verzichten. Doch daran liegt es sicher nicht, dass die Musiker die Spannung nicht über die ganze Distanz halten können. Irgendwann werden Aufbau und Dynamik berechenbar.
Die anderen New Yorker Jünger des gleitenden Tons, Gary Lucas und David Tronzo haben die Balance zwischen Intellekt und Spiritualität besser drauf, nutzen allerdings auch oft die Möglichkeit, sich auf "schmutzige" Blues-Wurzeln zu beziehen.
David Fiuczynski arbeitet übrigens daran, eine Tour mit seiner Großformation "Screaming Headless Torsos" zusammenzustellen.

 

Fotografien: Eckart Schönlau


David Fiuszinski


v.l. Tobias Ralph, Gbatokai Pakinah, David Fiuszinski

Links zu David Fiuszinski und zum Kif-Projekt:
http://www.jazzdimensions.de/interviews/the_world/2000/david_fiuczynski.html
http://www.allaboutjazz.com/artists/dfiuczynski2002.html
http://www.torsos.com/Website/kif.html