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Brit Susann Hanstein

Australische Kunst: Paddy Fordham Wainburranga
(Alternative Schreibweise: WAINBURRANGGA)

Paddy Fordham Wainburranga’s Gemälde und geschnitzte Ralangjarngalain spirituelle Figuren sind ohne Parallelen und einmalig. Der lose Fluß seiner Linien und Formen - in zwei- oder dreidimensionaler Darstellung - sind losgelöst von Standard und Konventionen. Die Rahmen um seine Arbeiten auf Baumrinde und Canvas sind oft schief, die Farben rauh und unvollständig, seine Werke sind jedoch absolut eindrucksvoll und jedes seiner Gemälde wird von spiritueller Kraft dominiert.
Die spirituellen Schnitzereien, im Gegensatz zu den eher statischen Mimi Figuren sind flüssig, führend und regen zu Bewegung an. Sogar die Hollow Log Coffins des Künstlers sind durch potente Images und spontane Malkunst- und Qualität gekennzeichnet.

Paddy Fordham Wainburrgana arbeitet und malt mit einer ungeheuren Stärke und Energie auf einem einfarbigem Hintergrund, er malt kraftvolle Spirit Figuren, schwungvolle Bogen, Kreise und Punkte ohne sich um jegliche Symetrie, Präzision oder minutiöse Feinheiten zu kümmern.

Die Rembarrnga Sprachgruppe von Central Arnhem Land hat einige hochstehende Künstler in den vergangenen Jahre hervorgebracht, wie z. B. Jolly Lywonga, Sambo Mindilluyn oder auch den Sohn von Sambo, Jardi Ashley , aber niemand hat die thematische Intensität von Paddy Fordhams Gemälden erreicht.
Als ein Maler mit einer philosophischen Geisteshaltung, malt Paddy Ngalkbun Rembarrnga Mythologien, aber hat sich auch zur Aufgabe gemacht, die Geschichte seiner Region durch seine Arbeiten darzustellen. Seit den achtziger Jahren sind eine Reihe von unglaublich signifikanten Werken entstanden.
Paddy Fordham Wainburrganga’s wurde im Land seines Vaters in Bandibu (liegt zwischen Maljangarnak und Bulman) geboren. Paddy begann schon als Junge auf Rinderfarmen zu arbeiten und er meint, er ist zu einem außer-ordentlich guten Rinder-Spezialisten geworden. Einen Hauptteil seiner Kindheit verbrachte er mit seinem Vater und seinen vier Onkeln, die ihn über die Kultur und Sitten seines Clans unterrichteten. Er wurde zur Jagd von Känguruhs und Goanas mitgenommen. Ihm wurden Zeremonieorte und heilige Stätten gezeigt sowie deren Dreamtime Stories, übermittelt. Er lernte den Ursprung der Gebräuche kennen und wurde belehrt, warum und wieso die Aborgines nach ihnen leben und diese auch heute noch ausüben. Auch die Malerei, den Tanz und den Gesang lernte Paddy bei seinem Vater.
Als Paddy 13 Jahre alt war (das war während der Kriegszeit ), zog er mit seiner Familie nach Maranboy. Erst später entschied Paddy, da es nur eine limitierte schulische Ausbildungsmöglichkeit in der nahegelegen staatlichen Siedlung Dandangle gab, auf die Rinderfarm zu gehen. Er arbeitete auf verschiedenen Rinderfarmen wie Mataranka, VRD, Killarney und Gorrie Station, dann zog er nach Oenpelli, Goulburn Island und Milingimbi.

Während dieser Zeit begann eine starke Bewegung in Australien, die sich für gleiche Rechte für die Aborigines einsetzte. Diese Bewegung wurde von Aborigine Aktivisten geführt, einige dieser waren Charles Perkins und Gary Foley wie auch Vincent Langara, der Leiter des Garringi Tribes, der auch die Aktion "Wave Hill Station Walk Out" organisierte. So begann die Bewegung um das Landrecht. Paddy war ein aktiver Part dieser Bewegung und hat für sein Land Bumdubu, das traditionelle Land seines Clans, gekämpft. (Heute ist er Jungaj (Caretaker- Obhüter und Beschützer dieses Landes, auf dem er auch wohnt.) In diesem Zuge wurden den Aborigines 1962 erstmalig die Rechte eines Staatsbürgers Australiens zuerkannt.
Paddy kehrte den Rinderfarmen den Rücken zu und zog zu seinem Rembarrnga Clan in Beswik Hier startete dann seine künstlerische Arbeit. Er beschäftigte sich damit seine Geschichten auf Baumrinde zu malen.

Er begann somit erst ernsthaft in den frühen Siebziger Jahren zu malen.
Paddy Fordhams Gemälde und Geschichten auf Baumrinde wurden von dem Manager des Mimi Aboriginal Arts and Crafts Center, Chips Mackinolty, sehr hoch bewertet. Er stellte eine Kollektion von über 30 Arbeiten zwischen 1982 und 1984 zusammen. Diese Kollektion war auserwählt und vorgeschlagen zur Ausstellung im Katherine Cultural Centre. Sie sind eine unschätzbare Wiedergabe von Paddys Können als Maler, Philosoph und Historiker. Einige der beachtlichsten Werke beziehen sich auf den zweiten Weltkrieg, die Einführung des Christentums und die Wohltätigkeitsorganisationen, die Differenzen zwischen Schwarzem und Weißem Gesetz und der Rembarrnga Geschichte über Captain Cook. Diese Entstehungs-Mythologien, die die Aspekte der Europäischen Geschichte, der Yolngu und der christlichen Kosmologie wiedergeben, wurden dann folgerichtig 1988 unter dem Titel "Too Many Captain Cooks" verfilmt.
In diesem Jahr reiste Paddy Fordham auch zur Eröffnung des Hollow Log Memorials, das in der National Gallery von Australien in Canberra installiert wurde. (im Moment in der Herimtage in St. Petersburg zu sehen) Diese Memorial sollte Tribut sein für all die Aborigines, die aufgrund europäischen Kontaktes sterben mußten. Dreißig der zweihundert Poles dieser Installation sind von Paddy Fordham Wainburranga gefertigt.

 

Zur Eröffnung hielt Paddy folgende Rede:
"Dies ist eine ernste Geschichte, das ist warum wir den lorrkon (hollow log) gemacht haben, um Euch zu erinnern für viele, viele Jahre. Ihr wißt, es gibt unterschiedliche Stämme über die ganze Welt verteilt, wirklich von den selben Leuten. Das ist, warum wir diesen Lorrkon machen, wir haben Angst unsere Kultur zu verlieren, unsere Dreamtime. Wir sind keine Buschmänner, keine "letter-stick men" . Ihr könnt uns nicht verstehen. Wir können noch nicht einmal die Seite des Weißen Mannes verstehen. Unser Lorrkon hat mehr Kraft und Power. Ihr könnt euren eigenen Stil lesen und schreiben. Wir können unseren Stil schreiben. Das ist warum wir den loorkon gemacht haben. Überall auf der Welt ist keiner von einer unterschiedlicher Familie, alle sind die selbe Familie. Eine Sonne, ein Mond, wir leben."
(Frei übersetzt aus :Paddy Fordham. Quoted in "The Aboriginal Memorial" ANCAAA newsletter 5. Mai 1988)

Paddy Fordham Wainburranga ist heute in Sammlungen der ganzen Welt vertreten und hat viele Auszeichnungen erhalten.
Als er einmal 1994 in einem Interview mit Margie West gefragt, ob er jemals aufhören würde zu malen, wenn er wohlhabend wäre aufgrund seiner künstlerischen Karriere, antwortete er:
"Nein, Malen wird nie aufhören, Nein ich muß das. Meine Gemälde, meine Dreamtime, niemand gehört sie außer mir, niemand kann diese Malerei unserer Geschichte stoppen. Wenn ich sterbe, müssen die jungen Leute es übernehmen. Das ist der Grund, warum wir uns überall auf der Welt treffen, erzählen und die Geschichte aneinander weitergeben. Ich gebe Dir mein Bild und/oder Du gibst mir Dein Bild.
Alles ist für die Kinder, weil sie diejenigen sind, die übernehmen müssen."
(Frei übersetzt aus: Paddy Fordham. Interview mit Margie West. Maningrida 1994)

Paddy erweiterte seine malerischen Fähigkeiten und lernte anstatt mit natürlichen Ockerfarben auf Baumrinde zu malen, mit Acrylfarbe, Canvas und Leinen umzugehen. Er hat es geschafft, seinen ursprünglichen Stil beizubehalten ohne seine traditionelle Ikonographie aufzugeben. Wainburranga bleibt in einer Klasse ohne seinesgleichen. Viele seiner mytholgischen Werke folgen dem üblichen Thema der Figuren, gemalt in einer eindimensionalen Form auf einem einfarbigen Hintergrund.

Für seine Einteilung in Bildsequenzen bevorzugt Paddy den Gebrauch von flüssigen Linien, um jeden Teil aus der Geschichte zu isolieren. Vor dem Hintergrund seines Lebenslaufes beschreibt er diese Divisionen als Grenzlinien oder Zäune, die jede einzelne Sequenz anordnen, wie eben auch die Rinderweiden.

Paddys einmalige Darstellungen der Mimi Spirits sind Hauptinhalt der meisten seiner Gemälde. Er malt oft einen tanzenden Mimi Man, zu dem er sagt, daß er als Beschützer über das Land wacht und nur nachts zu sehen ist. Der Mimi ist während des Tages nicht sichtbar.

Paddy nimmt oft kleine Representationen von Buschtieren, mit denen er aufgewachsen ist, in seine Werke auf. Viele dieser Tiere sind Schlüsselfiguren zu wichtigen Geschichten, die ihm durch seinen Vater überliefert wurden. Tiere, wie die long und short neck turtles (Schildkröten), file snakes (Schlangen), leeches (Blutegel), butterflies (Schmetterlinge) rainbow serpent - Bolong (Regenbogenschlange) und natürlich den Mosquito, der Paddy‘s Totem ist. Diese Tiere sind oft in der Gesellschaft der Mimi Spirits in seinen Gemälden dargestellt.

Paddy ist überdies hinaus seiner Tradition gegenüber sehr verpflichtet und loyal. Er ermuntert die junge Generation dazu, ihre Geschichte und Kultur in der traditionellen Form der Malerei aufzuzeigen und festzuhalten, damit auch die nachfolgenden Generationen ihre Geschichte nie vergessen.

 

Geburtsjahr: ungefähr 1932
Region: Süd Arnhem Land, Süd West Arnhem, Northern Territory
Gemeinde: Jarruluk (Beswik)
Sprachgruppe: Rembarranga
Lokale Gruppe: Mirraytja
Zugehörigkeit: Dhuwa moiety, Gela Untergruppe
Medium/Form: Malerei auf Baumrinde (bark painting), Schnitzereien, Lithographische Drucke, Ochres auf Baumrinde, Acryl auf Canvas

Seine Werke befinden sich u.a. in folgenden Sammlungen:
Artbank, Sydney, Australien
National Galerie von Australien, Canberra, Australien
National Galerie von Victoria, Melbourne, Australien
Nationales Maritimes Museum, Darling Harbour, Sydney, Australien
Berndt Museum der Anthropologie, Universität von West Australien
Flinders Universität Kunst Museum, Adelaide, Australien
Museum von Victoria, Melbourne, Australien
The Holmes a Court Collection, Perth, Australien

Paddy Fordham wird vertreten durch:
http://www.brits-art.com/start.html