Zum InhaltsverzeichnisVirtuelles Magazin 2000 

Susanne Albrecht

Hexentreppe

Brücke über die Aa, Radewigerstaße- Bäckerstraße

Eine Strickleiter wird aus dünnem Draht gefertigt und über die Aa gehängt. Sie erreicht knapp die Wasseroberfläche. An einem Drahtseil zwischen den Häusern befestige ich das Drahtgeflecht in Augenhöhe der BetrachterInnen. Das filigrane Gebilde ist von der Brücke her nicht mit den Händen zu erreichen und kann nicht berührt werden. Die Leiter kann vom Wind bewegt werden, bietet aber wenig Angriffsfläche. Zunächst unscheinbar entfaltet sich beim zweiten Blick ein einprägsames poetisches visuelles Ereignis.

Projektidee

Die Hängeleiter nimmt auf die historische Überlieferung der Hexenprobe Bezug, die an dieser Stelle stattgefunden hat. Die verurteilten Frauen wurden an Händen und Füßen gefesselt und ins Wasser geworfen. Überlebten sie diese grausame Prozedur, so war das ein Zeichen ihrer beängstigenden ketzerischen Zauberkraft und sie wurden zum Tode verurteilt, starben sie aber, so waren sie keine Hexen , da von Gott durch den Tod erlöst.

Sollte es Frauen geben, die diese Prozedur überlebt haben und an anderer Stelle wieder versteckt auftauchen konnten?

Der Ort und die Geschichte sind Anlass für viele Spekulationen, Gedanken und Visionen.

Die Grausamkeit, die hier einmal stattgefunden hat, steht in krassem Kontrast zu dem romantischen und harmlosen Blick aufs Wasser heute.

Die filigrane Drahtleiter führt visuell sowohl ins Wasser nach unten als auch aus dem Wasser nach oben. Kann sie einen menschlichen Körper halten oder wohl nur die Seelen Verstorbener? Ist sie nur Spielzeug für die Vögel und den Wind?

Mein künstlerischer Eingriff bleibt subtil und ermöglicht vielfältige Interpretationszugänge. Ein Schild mit dem Titel weist die Betrachterinnen auf den Bezug zur Hexenverfolgung hin. Allerdings lege ich auch hier die Bezüge nicht gänzlich fest. Die Hexentreppe ist nämlich auch ein beliebtes Papierfaltobjekt im Kindergarten.