Zum InhaltsverzeichnisVirtuelles Magazin 2000 

 

Brit Susann Hanstein

"Our Power"

 

Brit's Art & Promotion stellt u.a. folgende Künstler mit ihren zeitgenössischen Arbeiten vor:

Paddy Fordham Wainburranga

Lorna Fencer Napurrurla

Lily Hargraves Nungarrayi

Billy Hogan Japaljarri

Janet Nala Forrester

Margaret Napangardi Lewis

Paddy Jupurrurla Nelson

Linda Syddick Napaltjarri

Chris Tomlins Japanangka

Gabriella Possum Nungarai

Ignatia Djanghara

Willie Fejo

Oswaldo Pulido

 

Des weiteren bringen wir einige Objekte wie Skulpturen, No. 7-Boomerangs, Dilly Bags, Miniature Hollow Log Coffins, Coolamons, Digging Sticks , Bilma's (Clap sticks), fighting stick und Digeridoos zur Ausstellung.

Die Kunst und Kultur der Aborigines reicht ca. 45.000 Jahre zurück und ist wohl eine der ältesten, wenn nicht die älteste Kultur der Welt.

Woher die ersten Bewohner Australiens kamen, ist bis heute nicht belegbar, man vermutet heute, daß sie von Asien aus nach Australien gelangten. Forschungsanalysen konnten jedoch weder über das Blut noch die Sprache Verbindungen oder Übereinstimmungen mit Menschen aus anderen Regionen der ganzen Welt finden. Auf jeden Fall konnte sich die Gesellschaft der Aborigines ohne jegliche äußere Einflußnahme entwickeln.

 

Die ersten Bewohner des Kontinents kamen aus dem Norden und verbreiteten sich dann über das ganze Land bis hin zum heutigen Tasmanien. Durch den geringen Kontakt zur Außenwelt konnten sich unendlich viele kulturelle Erscheinungsformen entwickeln, sei es in der Sprache ( so hat es z.B. über 200 gesprochene Sprachen gegeben) in den sozialen Strukturen, Gesetzen der unterschiedlichen Clans, Zeremonien und Religionen. Diese Vielfältigkeit finden wir heute auch wieder in den künstlerischen Aktivitäten, den unterschiedlichen Arbeitsweisen und ihren Ausdrucksformen.

 

Aber all diese unterschiedlichen Gruppen verband und verbindet noch heute die Dreamtime und der Glaube an die Gesetze der Traumzeit, die durch die übermenschliche Intelligenz, dem Schöpfer Baiame, und anderen schöpferischen Ahnenwesen, wie z. B. der Regenbogenschlange, den Wagilag-Schwestern, der Tingari, den Wandjina's und den Mimis festgelegt wurden. Der Name des Schöpfers variiert in den unterschiedlichen Regionen von Bunjil, Join, Nurunderi u.s.w., aber ohne Ausnahme war es wohl diese erste Intelligenz, die den Aborigines die sozialen und religiösen Gesetze gab und die Initiationsriten festlegte.

 

Die Kunst spielt im Leben der Aborigines eine zentrale Rolle und wurde bzw. wird oft auch als eine Form zur Überlieferung von Geschichten genutzt. In der Kunst der Aborigines finden wir die Geschichten der Dreamtime in weiten Spektren, angefangen bei den langlebigen Felsmalereien und Felsritz-zeichnungen, den Sandmosaiken, den Körperbemalungen und in der Rindenmalerei.

Seit Anfang des 17. Jahrhunderts wurde diese Kultur mit Ankunft der Briten auf das Äußerste bedroht und in Teilen Australiens (Tasmanien) regelrecht vernichtet. Über Jahre hinweg wurden verschiedene Programme durch die Regierung installiert, nach denen die Aborigines integriert werden sollten, weiß denken, handeln und sprechen sollten.

Den Eltern wurden ihre Kinder genommen. Dies geschah vom Ende des 18. Jahrhunderts bis zum Jahr 1969. Während dieser Zeit sind mehr als 100.000 Aborigines Kinder von ihren Familien getrennt worden.

 

Heute sind diese Kinder bekannt als "die gestohlene Generation". Es ist fast alles unternommen worden, um eben dieser Kultur ihre Wurzeln zu nehmen. Und wie durch ein Wunder haben Teile der Kultur diese Einbrüche überlebt.

Es ist den Fähigkeiten der Aborigines zu verdanken, daß sie auf Verände-rungen des sozialen und politischen Klimas der modernen Welt reagiert haben und gleichzeitig den grundlegenden Wurzeln ihrer Kultur verbunden geblieben sind.

Den Künstlern ist es ein Anliegen, die Kultur der Aborigines auch über ihre zeitgenössischen Gemälde nicht nur in Australien, sondern in der ganzen Welt vorzustellen. So wird uns allen bewußt werden, wie stark diese Kultur trotz aller Verfolgung und Unterdrückung lebendig und wichtig geblieben ist und wieviel sie uns zu geben vermag.

 

Die Vielfalt der Kunst können wir visuell in den unterschiedlichen Arbeitsweisen und Stilen wiederfinden, die heute in Klassifizierungen anhand der unter-schiedlichen Regionen benannt wird, wie z.B. Balgo-Art, Desert Art, Utopia Art, Arnhemland Art usw.

Durch die Einführung neuer Techniken und Materialien wie Leinwand und Acrylfarben sind völlig neue Gestaltungsweisen entstanden, die die bestehenden oft eher ergänzen als ersetzen. Einige der Künstler haben zu einem sehr freien Stil und einer losgelösten Form der Darstellung gefunden.

Jedem Gemälde liegt eine Kombination von Tradition und Innovation zugrunde. Die Symbolik ist sehr komplex und für einen Nicht-Inititierten manchmal schwer zugänglich. Wenn man diese zeitgenössischen Gemälde jedoch betrachtet, wird man tief berührt von der unglaublichen Dynamik, der Spiritualität und dem Einsatz der Farben und dem unnachahmbaren Spiel von Farbnuancen.

 

Angesichts allein der Komplexität der Gesetze und Rituale, die vor dem Entstehen eines jeden Gemäldes liegen, ist es wohl äußerst vermessen, arrogant oder vielleicht gar rassistisch, diese Gemälde als primitiv zu bezeichnen, wie in der Vergangenheit geschehen und auch heute leider noch manchmal geäußert wird.

 

Merkwürdigerweise wird das Wissen der Aborigines z. B. in puncto Heilpflanzen heute kommerziell genutzt, wie auch viele andere Erkenntnisse.

So primitiv kann die Weisheit, Geschichte und das, was uns diese Kultur anzubieten hat, also doch nicht sein!

Wenn wir diesen Gemälden mit Offenheit und all unseren Sinnen entgegen-treten, so wird der Begriff von naiver Stammeskunst sicherlich überholt sein.

Es ist uns ein besonderes Anliegen und eine Freude diese Vielfältigkeit der Kunst und Kultur der Aborigines der breiten Öffentlichkeit zugänglich zu machen.

 

Wir möchten mit einem Zitat von Paddy Fordham Wainburranga schließen:

"Wir alle - ob weiß, ob schwarz - leben unter einem Himmel, einer Sonne, einem Mond und den Sternen und es ist Zeit, daß wir alle einander zuhören und gleichberechtigt nebeneinander mit Respekt lernen zu leben!"

 

Paddy Fordham

Berryl Gibson

Kenneth Wark