Zum InhaltsverzeichnisVirtuelles Magazin 2000 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Kunstinterpretationen

Bilder: Annette Bültmann
Mail-Dialog: Jörg Boström J, Annette Bültmann A

J Fri, 11 Jan 2002
dein Pelzbild ist interessant - auch kunsthistorisch. kennst du die Pelztasse einer surrealistischen Künstlerin? - Meret Oppenheim.

A Fri, 11 Jan 2002
die Pelztasse hatte ich ganz vergessen, aber kenne sie und finde sie auch lustig.
Wäre am Rechner sicher auch gut zu erzeugen, so eine Pelztasse, auch wenn der Überraschungseffekt wahrscheinlich bei einem realen Objekt größer ist, bzw. vor allem damals war, als das Objekt vielleicht das erste seiner Art war. Mal schauen, vielleicht bastle ich später noch mehr Bepelztes.

A Sat, 12 Jan 2002
Habe heute ein Pelz-Stilleben probiert, Frühstück mit Ei, hatte ja von früher mal schon eine Kaffeetasse, nun noch Teller, Besteck und Brötchen dazu gebastelt, aber die Farben sind noch etwas seltsam, und auch der Löffel z.B. sieht irgendwie krumm aus, und das Brötchen wenig überzeugend. Wahrscheinlich bearbeite ich es morgen noch ein bisschen, nun gehe ich aber erstmal schlafen, bis morgen (gibt’s bei Dir ein Ei zum Frühstück?)

J Sat, 12 Jan 2002
dein Pelzfrühstück sieht gut aus. wie wäre es mit einer Bildserie von Kunstinterpretationen per Mac. Man Ray, Max Ernst, Dali etc??

A Sat, 12 Jan 2002
Das mit den Mac-Kunstinterpretationen könnte eine gute Idee sein, kann auf jeden Fall mal versuchen, damit weiterzumachen, und wenn es nicht recht geht, kann man es ja immer noch wieder lassen. Die drei Künstler die Dir als erstes eingefallen sind, wären auch bei mir erste Wahl, hast Du sie speziell für mich ausgesucht? Aber wahrscheinlich auch, weil sie jeder für sich eine sehr eigene Bildsprache haben, und weil es von ihnen bildikonenmäßig bekannte Werke gibt? Mir fällt nun gerade als erstes Max Ernst "Europa nach dem Regen" (oder so ähnlich?) ein, und von Dali die weichen Uhren, aber die sind vielleicht einmal zu oft gesehen, vielleicht doch lieber ein anderes, vielleicht so eins wo Tiere lange Stelzenfüße gekriegt haben, oder was gibt’s da noch, schaue gleich mal, habe irgendwo ein paar Postkarten aus Cadaqués, dort war ich mal vor ewigen Jahren. Auf jeden Fall versuche ich es!

A Sun, 13 Jan 2002
habe meine Dali-Postkarten nicht gefunden und deshalb erstmal eine Netzsuche gestartet, dabei festgestellt, dass es ausser den sehr bekannten weichen Uhren, die eigentlich "Persistence of Memory" heißen, noch diverse Variationen davon gibt: Soft Watches, Singularities, The Triangular Hour und dann werden sie noch wieder in Stückchen zerlegt: The Disintegration of Persistence of Memory, Soft Watch at the Moment of First Explosion.
Es gibt auch einen Dali mit Kaffeetasse:
Giant Flying Demi-Tasse with Incomprehensible Appendage Five Meters Long, und hängende Frühstückseier
http://www.3d-dali.com/Tour/eggs.html
Das ist ja auch alles ziemlich interessant, als Anregung für Bilder, ich glaube, muss auch doch noch irgendwann an die weichen Uhren, Tasse oder Spiegeleier heran, oder, was auch interessant ist, an die Skulpturen mit Schubladen, aber erstmal habe ich doch eins ausgesucht mit Tieren auf
Stelzenbeinen, The Temptation of St.Anthony,
http://www.3d-dali.com/Tour/temptation.html
Ist irgendwie witzig, oder? der Heilige mit dem Kreuz erinnert mich an komische Szenen aus Vampirfilmen, in denen mit Kreuz und Knoblauch gegen das Böse gekämpft wird, nur sieht das "Böse" hier bei Dali gar nicht finster aus, sondern nur bizarr, was die Versuchung angeht, wirkt es auch eher harmlos, finde ich, aber jedenfalls gefallen mir die Tiere in dem Bild, und die Landschaft, es ist zwar nicht die ganz typische Cadaqués-Sonnenlandschaft wie in manchen anderen Bildern, aber vom Licht her erinnert es schon daran, und nun bin ich beim Basteln

J Sun, 13 Jan 2002
der Dali ist lustig. aber ich denke, du solltest die Bilder weniger imitieren als interpretieren. aus den Bildideen etwas neues, eigenes machen wie bei deinem Pelzfrühstück. da denkt der Betrachter, stutzt: ach---da war doch was?? etwa Katzen auf Stelzen, fließende Tassen, Schubladen im Kopf etc.

A Sun, 13 Jan 2002
stimmt, eigene Interpretationen wären besser. Ich glaube, das lässt sich auch machen.
Katzen auf Stelzen sind eine gute Idee, damit werde ich heute noch anfangen. Auch fließende Tassen kann ich mir gut vorstellen. Mit Schubladen muss ich mal üben...
Meintest Du das symbolisch, Schubladen im Kopf für "Schubladendenken"?
Auch eine gute Idee. Da habe ich aber viel zu tun in nächster Zeit.
Ob ich den heiligen Antonius trotzdem noch komplettieren sollte? Ein bisschen bastle ich glaube ich noch daran. Ob man ihn komplett nachgestellt ins Netz stellen darf, oder ob es dann Schwierigkeiten gibt mit den Veröffentlichungsrechten? Da müsste man wahrscheinlich den Standpunkt vertreten, dass es auch so schon eine eigene Interpretation ist, bzw. eine Hommage an Dali.

Mon, 14 Jan 2002
Ich glaube, das Dali-Universum hat ganz schön viele Motive, die sich mal ausprobieren lassen. Vielleicht sollte ich auch mal eine richtig Cadaqués-artige Strandlandschaft versuchen? Frühstück in Strandlandschaft geht vielleicht auch?

J Mon, 14 Jan 2002
für Interpretationen und auch genaue -aber übersetzte Nachbildungen - s. Lichtenstein, Warhol, Picasso, gibt es m.E. kein Copyright. das läuft unter künstlerische Freiheit. ich persönlich finde nur die Anspielungen interessanter als die Nachahmungen. aber auch damit kann man Wirkung erzielen. wir haben z.B. ein Kinderbuch über Kunstwerke, wo berühmte Bilder nachgestellt sind, nur sind alle Menschenfiguren in Katzen verwandelt.
an Schubladen im Kopf habe ich auch schon gedacht - an gestelztes, ob Mensch oder Tier- und an pelziges, brüchiges, flatteriges, fetziges. man kann mit Materialstrukturen verschiedenes menschliche ansprechen.

A Mon, 14 Jan 2002
Das mit dem Katzen-Kunstbuch ist eine witzige Idee, ich würde fast denken, schade dass es für Kinder ist, es wäre vielleicht für Erwachsene auch schön. Aber die dürfen es sich ja auch ansehen.
Mit den Materialstrukturen sollte ich auch später mal wieder experimentieren, die Katzen von gestern sind noch ohne Textur-Experimente. Es freut mich, dass es mit dem Copyright dann wohl kein Problem ist, vielleicht wird eine Serie daraus, im Laufe der Zeit.



Vorbild? Inspiration? Hommage?

Das Erschaffen einer neuen Interpretation eines bekannten Kunstwerks, oder eines Bildes, dem deutlich Einflüsse, Ideen oder Stilrichtung eines anderen, berühmten Künstlers anzusehen sind, ist ein weit verbreitetes Phänomen, das sich durch die verschiedenen Bereiche der Kunst zieht, und auch als Übung für Lernende beliebt ist, oder in Form einer Hommage.
Die Hommage als solche soll erst im 19.Jahrhundert entstanden sein, habe ich gelesen.
Aber der Einfluss früherer großer Werke hat sich auch vorher schon bemerkbar gemacht, z.B. in der Renaissance. Auch später noch wurden Künstler von der Antike beeinflusst, wenn auch auf andere Weise, zum Beispiel Klee.
Ein Teil seines Werks besteht aus Darstellungen mythologischer Wesen, zu den Motiven zählen Aphrodite, Diana, Pomona, Skylla, Gaja, Amazonen, Sphinxe, Chimären, Nereiden, Sirenen, Nornen und Mänaden. Mehr Informationen dazu im Text zur Ausstellung "Paul Klee - In der Maske des Mythos"
http://www.hausderkunst.de/
Das Arbeiten an einer Hommage oder einer Arbeit mit berühmtem Vorbild ist natürlich eine Angelegenheit, die, wie so vieles, zwei Seiten hat, auf der einen Seite kann es den schlechten Beigeschmack von Nachahmung und Unselbständigkeit, oder Mangel an eigenem Stil, haben, zum anderen kann es aber auch eine im ursprünglichen Sinne des Wortes positive Ehrung des Künstlers sein, außerdem ein Schritt in die Richtung der richtigen Einordnung der eigenen Arbeit, eine Möglichkeit, sich selbst darüber mehr Klarheit zu verschaffen, eine Fortsetzung einer künstlerischen Tradition und gleichzeitig ein Darüberhinausgehen, oder ein freundlicher Versuch, das Vorbild zu entstauben. Eine künstlerische Arbeit hat das schon mal im wahrsten Sinne des Wortes getan: Fillious "Poussiere de Poussiere" (de l'effet) (1977), sie besteht aus Wattebäuschen mit dem Staub von Rahmen bekannter Meisterwerke im Louvre und im Metropolitan Museum, das Motto des Künstlers lautet: "Ein Werk besteht in der Kreativität, die es auslöst."
Eins der Werke, die Kreativität ausgelöst haben, ist Goyas "Der Schlaf der Vernunft bringt Ungeheuer hervor" , das sicher die Surrealisten interessiert hat, aber auch viel später, 1988, den Videokünstler Bill Viola. Laut Goya wurde die Capricho-Serie, die teilweise aus Karikaturen, teilweise aus Bildern von Hexen, Kobolden und Ungeheuern besteht, geschaffen, um Material für den Spott zu bieten und zugleich die Phantasie des Künstlers anzuregen.
Die Originalradierung Francisco de Goyas (1746-1828) Blatt Nr.43 aus der Serie Caprichos (Launen, Einfälle) wurde veröffentlicht im Februar 1799. Das Bild hat auch unter Philosophen Diskussionen ausgelöst, in denen es u.A. um die korrekte Übersetzung des Titels geht (Original: El sueño de la razón produce monstruos - eine andere Übersetzung lautet z.B.: Der Traum einer universalen Vernunft gebiert Ungeheuer) - mehr dazu siehe z.B.
http://www.humboldtgesellschaft.de/inhalt.php?name=goya
Goyas Kommentar zu dem Bild:
"Phantasie, von der Vernunft verlassen, bringt unglaubliche Ungeheuer hervor; verbunden mit ihr, ist sie die Mutter der Künste und Quelle all ihrer Wunder."

1899 stellte Freud sein Buch über die Traumdeutung fertig, die Kunst der darauf folgenden Zeit blieb davon nicht unbeeinflusst. Die Künstler sahenAnalogien zwischen Traumentstehung und künstlerischem Schaffensprozess, und es entstanden Collagen, Filmmontagen und surreale Malerei, das automatische Schreiben, die Frottage u.v.m. Eine Gruppe von surrealistischen Künstlern versammelte sich um André Breton, der versuchte, die Prinzipien zu definieren. Er erkannte den "Mahlstrom derPsyche, den selbständigen Fluss der Assoziationen" und beschrieb im ersten surrealistischen Manifest, 1924, den surrealistischen Prozess:
"Reiner psychischer Automatismus, durch den man mündlich oder schriftlich oder auf jede andere Weise den wirklichen Ablauf des Denkens auszudrücken sucht, Denk- Diktat ohne jede Kontrolle durch die Vernunft, jenseits jeder ästhetischen oder ethischen Überlegung."
Elemente aus dem Traum und dem Unbewussten sollten so in die Bildrealität übertragen werden.
Der Surrealismus folgte, stärker theoretisch begründet, dem Dadaismus, der ein stärkeres Protest- und Spontaneitäts-Potential hatte, und suchte nach der künstlerischen Zerlegung der alten Formen nun nach neuer Zusammensetzung, die aber nicht den durch Konventionen gebremsten, sondern einen direkteren Weg von der menschlichen Psyche zum Kunstwerk nehmen sollte. Das surrealistische Zentrum wurde zeitweise Traumlaboratorium genannt, und man ging dort in Methoden und Bekenntnissen sicher in dieser Hinsicht über die Psychoanalyse hinaus:
"Ich glaube an die künftige Auflösung dieser scheinbar so gegensätzlichen Zustände von Traum und Wirklichkeit in einer Art absoluter Realität, wenn man so sagen kann: Surrealität."
Freud war nicht allzu begeistert davon, die Surrealisten würden seiner Meinung nach "in ein Stadium des Unbewussten zurückfallen", anstatt es bewusst zu machen und zu therapieren.
Dali wiederum war, als er im Jahre 1938 Gelegenheit hatte, Freud in London zu treffen, nicht begeistert von diesem, weil Freud seine Schriften über die von ihm entwickelte paranoisch-kritische Methode der surrealen Malerei nicht mit ihm lesen und diskutieren wollte....
Auch von einem anderen Missverständnis bei diesem Treffen wird berichtet: Als Freud ihm eine Skizze seines Studentenzimmers zeigte, soll Dalí begeistert ausgerufen haben, für Freud unverständlicherweise: "Perpignan!" Der Bahnhof von Perpignan hatte für ihn eine spezielle Bedeutung als Quelle der Inspiration und besonderer Ort, und das Zimmer hatte dieselbe Form. Später malte Dali auch ein Bild des Bahnhofs, mit Lichtstrahlen, die wie durch ein Kirchenfenster in den Bahnhof einfallen.
Auch Dali hatte Vorbilder, und interessierte sich außerdem für Fotografie und Stereoskopie.
Für die Fotografie hat er begeisterte Worte gefunden, die bei mir aber manchmal auch den Anschein von Satire erwecken, wenn er, für mich der Inbegriff des Malers schlechthin, die Vorzüge der Fotografie gegenüber der Malerei lobt.
"Fotografische Phantasie; wendiger und schneller im Finden als die trüben Prozesse des Unterbewusstseins!
Ein simpler Wechsel des Maßstabs bringt ungewohnte Ansichten und Analogien hervor, von denen keiner geträumt hätte, und die doch existieren.
Das reine Abbild einer Orchidee vereinigt sich lyrisch mit dem fotografierten Inneren eines Tigerrachens, in dem die Sonne und tausend Schatten mit der Architektur der Larynx spielen.
Fotografie, die feinste und unkontrollierbarste Poesie einfängt!
In einem großen und klaren Kuhauge verformt sich eine äußerst weiße, post-maschinistische Miniaturlandschaft zu einer Kugelsphäre, in der sich sogar ein Wolkenhimmel aufs genaueste widerspiegelt, in dem kleinste und weiß leuchtende Wölkchen schwimmen."
Mit der Stereoskopie hat er sich längere Zeit beschäftigt, und dann mehrere Bilder in zwei Versionen, rechts und links, gemalt.
"Photography in three dimensions and in color of the superfine images of concrete irrationality, entirely made by hand." Ist dies Dalis Definition von Malerei? Die paranoisch-kritische Methode müsste später noch genauer betrachtet werden.
Er arbeitete zeitweise zusammen mit dem Kunstkritiker und Biographen Robert Descharnes, der mehrere Bücher über Dali geschrieben hat, auch eine Biographie. Descharnes Interesse an Stereoskopie brachte ihn dazu, sich ebenfalls für Fälle von "accidental stereo", zufälligem Auftreten stereographischer Malerei in alten Gemälden zu interessieren.
Unter anderem entdeckte er 1971, dass der holländische Maler Gerard Dou, ein Schüler von Rembrandt, manche Gemälde in zwei Versionen mit stereoskopischen Merkmalen ausgeführt hatte.
Schon Anfang der 60er Jahre hatte Dalí seine ersten stereoskopischen Bilder mit Hilfe der Fresnel-Gittermethode gemalt, mit der 3D-Postkarten hergestellt werden. Parallel dazu begann er mit Arbeiten, die von den klassischen Stereogrammen, das heißt, von einem Bild für jedes Auge, ausgehen.
Von einem stereoskopischen Apparat wurden mit zwei Objektiven Fotografien gemacht, die ihm dann als Vorlage für die Bilder dienten.
Einige Experimente machte er in Zusammenarbeit mit Roger de Montebello, der ein System von Spiegeln und Linsen einrichtete, mit dem die Bilder dreidimensional zu sehen waren. Das System war zuerst problematisch wegen der Dicke des Glases und wegen der Reflexionen, es wurde dann ein Plastikfilm verwendet, dünner, und mit höherer Lichtbrechung.
Robert de Montebello ist einer der Forscher, die ein System von Autostereotechnik entwickelten, das "Fliegenaugen-Objektivfotographie" "fly's eye lens photography" genannt wird, wegen des Gebrauchs einer Reihe kleiner Objektive für das Aufnehmen und das Betrachten des Bildes. So ein Bild wird auch Integramm genannt. Die Forschungsrichtung kann als mit der Holographie-Forschung verwandt betrachtet werden, auch wenn sie vielleicht nicht so weit verbreitet ist.
Es gab sogar Versuche, einen Stereo-Bildschirm für dreidimensionales Fernsehen zu entwickeln.
Dali malte in den darauf folgenden Jahren, ab 1971, ungefähr 20 Gemälde, die auf stereoskopischen Wirkungen aufgebaut waren. Sie arbeiteten mit der optischen Wirkung, die durch verschiedene Spiegel und Linsensysteme hervorgerufen wurde.


 

J Mon, 14 Jan 2002
du hast ja gleich die Stelzen und die Schubladen kombiniert. dieAnspielungen machen eben doch mehr Spaß als die direkten Imitationen.

A Thu, 17 Jan 2002
Habe eben noch ein neues Bild versucht, in zwei Variationen, aber beide nicht so ganz geglückt, Schubladenkatze als Badezimmerschrank, dachte ich, vor Kachelmosaikwand; wollte es dann transparenter machen im zweiten Versuch, aber es ist irgendwie flächiger geworden.

Fri, 18 Jan 2002
Dann könnte ich Glastextur unterlegen, so dass die Katze teilweise transparent wird (gibt es das nicht in "Alice im Wunderland", dass die Katze verschwindet, bis auf ihr Grinsen? Aber ich glaube, es soll bei meinen Versuchen etwas mehr von den Katzen sichtbar bleiben).

Sat, 19 Jan 2002
Morgen versuche ich dann aber mal, ein ganz fetziges, zerfleddertes Exemplar zu machen

J Sun, 20 Jan 2002
deine Katzen fransen schön

A Mon, 21 Jan 2002
habe es weiter versucht, mit den fransenden Katzen, aber ich glaube, so ganz geglückt ist es immer noch nicht, obwohl die Textur jetzt schon teilweise verschwindet. Schicke sie aber mal mit, vielleicht gefallen sie Dir ja doch ein bisschen? Aber die Landschaft ist nun nicht mehr recht dalimäßig, dabei hat er so interessante Bilder der sonnigen spanischen Gegend gemalt, mal mehr, mal weniger erkennbar noch die Strandlandschaft von Cadaqués, die ich ja auch mal gesehen habe, ich glaube ich bin dort auf der Insel, wo man damals zelten konnte, auch immer am frühen Nachmittag oder gar Mittags schon aufgestanden, und habe für meine Verhältnisse in der Zeit unglaublich viel Tageslicht abbekommen, und Dali hat bestimmt noch viel mehr abbekommen (letztens habe ich mit Bekannten über die Dali-Bilder gesprochen, da fragte sich einer, ob es wohl an LSD oder am Sonnenstich gelegen hat, dass er solche Halluzinationen hatte) aber vielleicht geht das mit den sonnigen Landschaften auch nicht recht aus der Erinnerung, es ist schon so lange her, dass ich dort war, aber versuchen könnte ich es ja trotzdem mal?

J Mon, 21 Jan 2002
Dali war sicherlich sonderbar. Freud wollte ihn analysieren - aber Dali wollte nicht. Er meinte, dann gingen seine Inspirationen verloren. Er nannte sein künstlerisches Verfahren denn auch "kritische Paranoia". Aber im Surrealismus gibt auch sonst "surreale" Bildfantasien ohne Geisteskrankheiten.

A Mon, 21 Jan 2002
Dalis Paranoia kommt mir gar nicht so schlimm vor- auch die sonderbarsten seiner Bilder haben meist noch irgendwie etwas Freundliches, und ich glaube, wer so nah mit seinem Unterbewusstsein verbunden malt, wird jedenfalls nicht allzu viel davon unterdrücken, so dass es für Freud ja vielleicht wenig zu tun gegeben hätte, weil alles in den Bildern schon offen zutage liegt, im hellen spanischen Nachmittagslicht. Keine finsteren Winkel, in denen Unangenehmes versteckt liegt, oder doch? Vielleicht ist es auch ein Irrtum von mir, und Freud hätte trotz surrealer Malerei noch genug zu tun bekommen...

Wed, 30 Jan 2002
wollte mal wieder kreativ werden heute Nacht, habe mit der kleinen Digitalkamera Fotos gemacht im Badezimmer, und die dann als Texturen verwendet für einen Hintergrund und eine Nagelbürste mit Katzendesign. Hoffe, dass sie Dir gefällt? Nun weiß ich nicht, mit der Beleuchtung, wie viel Schatten sie bekommen soll, schicke mal zwei Versionen mit. Kann es sein, dass die eine zuviel, die andere zuwenig Schatten hat?

J Wed, 30 Jan 2002
deine Bürstenkatze ist lustig. unsere bürste ich jeden Abend - mit der Drahtbürste. sie lässt soviel Haare darin - die Reste sehen aus wie eine Maus. die Schattenkatze ist besser - meine ich.

A Thu, 31 Jan 2002
Dann habe ich weiter Badezimmer-Design versucht, diesmal eine Katzenbürste liegend im Waschbecken, und einen Katzen-Wasserhahn, der ist mir aber glaube ich noch nicht so ganz geglückt, von der Perspektive her? Wenn er mir gelänge, würde es wahrscheinlich etwas jugendstilmäßig aussehen, damit es stilecht wäre, fehlte dann vielleicht noch eine Seifenschale mit Katzenfüßen? Ob ich das morgen mal versuchen sollte? Oder vielleicht lieber z.B. Küchengeräte-Design, da gibt es sicher auch noch viele Möglichkeiten?

J Fri, 01 Feb 2002
deine Badebilder sind jetzt etwas blass - zu hell. ohne Schatten.

A Sat, 02 Feb 2002
Das zweite ist nun ein Versuch, nun doch auch mal Küchendesign zu probieren, erkennt man, was es ist? Das Textur-Foto stammt von so einem Stahlwollschwamm für das Putzen von Töpfen. Kann mich gerade nicht entscheiden zwischen hellerer und dunklerer Version, maile mal beide.
Sollte ich das Küchendesign wohl auch noch weiter versuchen, oder lieber beim Badezimmer bleiben?

Tue, 05 Feb 2002
noch mal der Ausguss, diesmal mit Designerstöpsel. Ist er mir schon einigermaßen gelungen?
Vielleicht könntest Du mal die Katze fragen, wenn sie mitgekommen ist nach Lansen, aber sie schaut sich wahrscheinlich nicht gerne Computerbilder an ;-) ? Wahrscheinlich müsste man, um sie zu motivieren erstmal Mäuse animieren und das vertonen mit Raschelgeräuschen, vielleicht sollte ich das auch mal irgendwann versuchen?

J Tue, 05 Feb 2002
die Katze schläft - wahrscheinlich traumlos, weil hier die letzte Maus in die Falle gegangen ist.

A Tue, 05 Feb 2002
Die Katze schläft, und träumt nicht von Mäusen? Habe das schon gelegentlich gesehen, bei Katzen, und auch mal bei Hunden, dass im Schlaf ihre Pfoten zucken, oder die Schnurrbarthaare, und dass man den Eindruck hat, dass sie gerade im Traum etwas wildes unternehmen. Aber vielleicht braucht es dazu gar keine echten Mäuse, oder bzw. es reichen die aus der Erinnerung? Das Erinnerungsvermögen an etwas Angenehmes ist ja bei Tieren auf jeden Fall stark vorhanden, wenn man bedenkt, wie sie beim Anblick einer Dose Futter manchmal begeisterte Gesten und Geräusche machen. Das muss die Erinnerung an vergangenes Futter sein, weil die aktuelle ungeöffnete Dose ja weder Duft verströmt noch wie Futter aussieht. Also denke ich, dass auch starke Erinnerungen an Mäuse vorhanden sind, aber wer weiß, vielleicht gibt es sogar auch bei Tieren ein kollektives Unbewusstes, und dann ist dort bei einer Katze eine Maus sicher ein archetypisches Schema? Nun habe ich mich aber auf theoretisch unsicheres Gebiet begeben...

A Fri, 08 Feb 2002
habe es geschafft, den Hitchcock-Film anzuschauen, ohne gleichzeitig alles mögliche zu machen, und finde, dass es sich gelohnt hat. Es ist ein gar nicht grusliger, aber trotzdem spannender Hitchcock, ich finde, einer der besonders gelungenen. Auch die Dali-Traumszene (wenn ich mich recht erinnere, wollte Hitchcock sie gar nicht unbedingt so haben? Wahrscheinlich ist zu sehr Dalis eigener Stil hineingeraten, mir gefällt es aber)
Die Psychoanalyse ist ja in dem Film ziemlich schnell vonstatten gegangen, aber macht nichts, es muss ja im Film nicht immer ganz realistisch sein...
Dann dachte ich, wenn ich nun zwei gute Schwarzweißfilme heute gesehen habe, versuche ich mal ein schwarzweißes Katzenwäschebild. Ob es, um an Schwarzweißfilme zu erinnern, dramatischer beleuchtet werden sollte?

J Fri, 08 Feb 2002
der Hitchcockfilm ist wirklich eine Hommage an die Psychoanalyse. er glaubte wohl daran aber so ganz kausal funktioniert sie wohl - leider? - nicht. die Seele ist doch noch etwas mehr als ein Abstellraum der Kindheit. der schwarzen Katze hat es gut getan - auch die schreckliche Beziehungskiste vom Messer im Wasser, die noch grausamer ist als ein Mord - Männer sind gräulich -Frauen auch. ein Liebeshorror erster Güte

A Mon, 11 Feb 2002
Mir schienen eben beim Betrachten des heutigen Ergebnisses die beiden eiförmigen Blasen noch zu glatt zu sein, daran ließe sich aber noch einiges ändern.

J Mon, 11 Feb 2002
Ureier mit geklonten Menschen - sie sehen so optimistisch aus

 

 

A Wed, 27 Mar 2002
dachte mir, dass ich mal Deinen Rat befolgen könnte, Dali als Kunsterzieher zu sehen, und wollte deshalb versuchen, die paranoisch-kritische Methode auf das Basteln von Computerbildern anzuwenden. Wenn ich ihn richtig verstanden habe, bedeutet das, in den Umrissen oder Formen immer wieder auch noch andere mögliche Gestalten zu sehen und die dann im Bild auch anzudeuten

J Fri, 29 Mar 2002
die tiere sehen aus wie aus dem sumpf entwickelt - sehr genmässig, wie aus dem urschleim - gott hat geniesst - oh - hoffentlich keine lästerung

A Fri, 29 Mar 2002
die Idee mit dem Niesen Gottes ist lustig, ich glaube nicht, dass es allzu lästerlich ist, habe mich gefragt, ob ich nicht schonmal sowas gehört oder gelesen hätte, in anderem Zusammenhang, und ein bisschen im Netz geschaut, und da mal wieder Interessantes über Schöpfungsgeschichten gefunden, z.B.:
"Es wurde auch erzählt, dass Atum den Luftgott Schu durch Niesen und die Göttin Tefnut durch Ausspucken gezeugt hat. Auf jeden Fall zeugten Schu und Tefnut Nut und Geb, wobei Nut der Himmel und Geb die Erde war."
http://www.selket.de/schoepfung.html

 

Die paranoisch-kritische Methode führte zur Entstehung diverser Suchbilder, in denen mehrere Bilder gleichzeitig zu finden sind. Das Vexierbild ist ein bekanntes Phänomen, das inzwischen auch neurologisch erforscht und simuliert wird. Dali fordert nun das Wahrnehmungsvermögen, indem er noch mehr als zwei Bilder in einem unterbringt, ein Beispiel das Bild "Endloses Rätsel", in dem gleichzeitig ein Zyklop, ein Windhund, eine Obstschale, Mandoline und Feigen, ein Boot, die Frau eines Fischers beim Ausbessern eines Segels, ein liegender Philosoph und ein Fabeltier zu erkennen sind:
http://www.bildungsservice.at/faecher/be/Kunstwerk/bild632.html

Hierbei sind alle Bilder gleichwertig, es ist nicht zu entscheiden, welches von ihnen der Wirklichkeit entspricht. Das kann eine Irritation der Wahrnehmung hervorrufen, und eine Veränderung des Bildes von der alltäglichen Realität. Deshalb bezeichnet Dali als paranoisch-kritische Aktivität: "Spontane Methode irrationaler Erkenntnis, die auf der kritisch interpretierenden Assoziation wahnhafter Phänomene beruht."

Literatur: Salvador Dali, Unabhängigkeitserklärung der Phantasie und Erklärung der Rechte des Menschen auf seine Verrücktheit, München 1974

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