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Virtuelles Magazin   -   Ausgabe 8   -   2001
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7.8.2001
In den USA, Washington D.C., findet eine Tagung der National Academy of Sciences über das Thema "Human Cloning" statt.
Als Befürworter des Klonens nehmen der italienische Gynäkologe Professor Severino Antinori, der US-amerikanische Professor Panayiotis Michael Zavos, Leiter eines privaten Institutes in Kentucky und die Chemikerin Dr. Brigitte Boisselier, Direktorin des Unternehmens "Clonaid" und Angehörige der kanadischen Sekte des Guru Rael, teil.
Antinori hat vor die Methode anzuwenden, mit der das Schaf Dolly geklont worden ist: Die Übertragung eines Zellkerns einer erwachsenen Zelle in eine zuvor entkernte Eizelle, die dann in die Gebärmutter eingesetzt wird.
Gegen das Klonen sprechen sich Dr. Ian Wilmut vom Roslin-Institut bei Edinburgh, wissenschaftlicher Vater des Schafes Dolly, und Professor Rudolf Jaenisch vom Whitehead-Institut in Cambridge im US-Staat Massachusetts aus. Sie befürchten, dass beim Klonen von Menschen ähnliche Probleme auftreten wie bei Tieren.
Geklonte Tiere haben oft ein auffallend hohes Geburtsgewicht und Probleme der Atemwege. Es ist nicht sicher festzustellen, ob ein geklonter Embryo sich normal entwickeln wird.
Ian Wilmut wies anhand einer Analyse mehrerer Studien darauf hin, dass viele geklonte Tiere schon vor der Geburt oder kurz danach sterben. Zu den besonderen Auffälligkeiten bei Schafen z.B. gehören ausser dem erhöhten Geburtsgewicht Lungenarterien mit einer zellreichen, abnormal verdickten Schicht, die zu Atmungsproblemen führt. Bei Kälbern kamen schon abnormale Gelenke vor. Wilmut spricht von Anomalien, die nur bei geklonten Individuen auftreten. Seine Warnung an das Auditorium in Washington: "Erwarten Sie Ähnliches auch bei Menschen!"
Bei den Tierklonen erblickten viele bisher garnicht das Licht der Welt. Dazu der Spiegel in dem Artikel "Ende des Denkverbots":
"Die Bilanz der Veterinäre sieht deprimierend aus: Beim Rind entwickeln sich aus maximal 2 Prozent aller manipulierten Eizellen Nachfahren, bei Schafen und Schweinen sind es nur zwischen 0,4 und 1,2 Prozent, bei der Maus weniger als ein Prozent. "Eigentlich ist für uns Forscher jedes geklonte Tier, das gesund geboren wird, ein Wunder", erklärt Tierkopierer Renard.
Zwar stehen inzwischen weltweit viele Dutzend Klone in den Ställen. Doch was genau geschieht, wenn das Erbgut einer Körperzelle in eine entkernte Eizelle eingebracht wird, ist trotzdem noch längst nicht verstanden. Zum Leidwesen der Wissenschaftler passieren offenbar genau in diesem Moment jene genetischen Pannen, deren Folge verkrüppelte Klone sind.
Eine der Ursachen könnte darin liegen, dass bei erwachsenen Körperzellen, wie sie zum Klonen dienen, stets eine Fülle von Genen aktiv ist. "Diese Gene müssen alle wieder in ihre embryonale Ruhestellung zurückversetzt werden, sonst kann sich aus ihrem Erbmaterial kein neues Lebewesen bilden", erklärt der Münchner Tiergenetiker Eckhard Wolf. "Dieser so genannte Reprogrammierungs-Prozess ist derart komplex, dass sich jede Menge Fehler ins Erbgut einschleichen können."" Der Spiegel 10/2001
Die Befürworter des Klones halten das für technische Kinderkrankheiten, die bald überwunden sein werden.

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