Zum InhaltsverzeichnisVirtuelles Magazin 2000 

Günter Zint

St. Pauli-Kiez, Kult, Alltag

Hiddenhausen 29.4. - 1.6.2001

 

Wir erleben hier Fotografien von Günter Zint - und wir sehen ein Stück von St. Pauli in Hiddenhausen. Das ist natürlich nicht der ganze Zint.

Die "enthüllende Kraft der Kamera", von der Karl Pawek in einem metophysischen Erkenntnisinteresse schrieb, wird von Fotografen wie Günter Zint auch als politisches Instrument benutzt. Erfahren hat man zuerst von ihm als dem Fotoreporter, der am häufigsten verprügelt wird - von der Polizei. Das allein ist noch kein Verdienst, es zeigt vielleicht nur, daß er mit den Beinen langsamer ist als mit der Kamera. Zint macht aber die Frontsoldatenmentalität des Reporters zur politischen Methode. Er kämpit mit Bildern. Während die großen Medien Fotos im wesentlichen als Reizmittel verwenden, wobei die epische Kraft der Kamera auf schrille Schreie reduziert wird, weitet Zint seine Mittel aus. Er macht Bücher. Da Fotobücher auf ein politisch beinahe neutralisiertes Kulturgelände treffen, macht er Taschenbücher. Sein Werk "Gegen den Atomstaat" ist eine Ohrfeige für den Buchhandel, für den Medienmarkt und für den Staat der Bundesrepublik. Es kostete DM 2,90 und enthält Bilder, beinahe nur Bilder. Nachdem in den Schulen die Prügelstrafe abgeschafft wurde, mühsam genug, wird hier sichtbar gemacht, daß sie bei politischen Stellungnahmen gegen Atomkraftwerke und für die Landschaft wieder eingeführt wurde, und zwar gegen den erwachsenen, "mündigen" Bürger, wie es heißt, und gegen die Fotografen. Zint entwirit in seiner Fotagrafie einen Staat, dessen Idylle des Wohlstandes auf Gewalt gegen Menschen und Lebensräume gründet. Dies mag eine grimmige,überzeichnete Satire sein, unrealistisch ist sie so wenig wie Daumiers Darstellung der französischen oder Goyas finstere Szenen der spanischen Gesellschafts- und Staatsverhältnisse. Wenn es Bildjournalisten gelingt, Entwicklungstendenzen herauszufotografieren, in Bildern Bedrohungen sichtbar zu machen, betreiben sie ihr Metier in Funktionen, die man sonst nur der Kunst zubilligt. "Kunst ist ein Kassandra-Ruf", meint zum Beispiel Gottfried Benn, sie verweist auf die Bedrohung, ohne sie abwenden zu können.

Als Beispiel dafür ein Bild von Günter Zint. Es fasst einen Konflikt, eine ganze Kette von Konflikten, wie mit einem Brennglas zusammen sein Foto vom Kampf um den Baum. 1979 hat sich noch kein Innenminister um Bäume gesorgt. Die sich auf dem Foto an einen Baum Klammernden wurden als Berufsdemonstranten oder Spinner angesehen. Heute weiß man, daß der intensive Ausdruck der Unterlegenen, der an Kraft alten Darstellungen vom Kindermord zu Bethlehem kaum nachsteht, um ein Überleben kämpft, das alle betrifft. Zint wird hier zum Dramatiker des "Bürgerkriegs" um eine überlebensfäbige Umwelt. Uberlebensinteressen.

 

Das Bild erhält seine Prägewirkung aus dem Kontrast des Engagements der Opfer, die um einen Wald kämpfen, der ihnen nicht gebört, die also um mehr kämpfen als ihre privaten Interessen, und der gleichgültigen, marionettenhaften Übermacht der Polizei, Legionäre, welche mit geübten Griffen ihre Pflicht tun, die den Wald im Hintergrund bereits beherrschen und nichts begriffen haben. Es hat angesichts der aktuellen Erkenntnis über den Tod der Wälder, den späteren Kampf gegen die Vernichtung der Landschaft bei Mörfelden, gegen die Startbahn West und des weiteren Aufbrechens der Widersprüche zwischen ökologischer Vernunft und politisch ökonomischem Gleichschritt bis zur weiteren Hochrüstung etwas von einem Kassandra-Ruf. Im Bewequngsablauf des Bildes wird dies wie in einer vollendeten Pantomime realistisch und symbolhaft dargestellt: das gewaltsame, mechanische Abziehen des schreienden Menschen von den Resten der Natur, an die er sich klemmert, durch behelmte Menschen, die als Macht und Maske dem Fortschritt der Apparate verpflichtet wurden; in Komposition und Prägnanz der Aussage ist dieses Foto kaum zu übertreffen. Spätere Fotograflen dieser Thematik werden auf lange Zeit wie Bildzitate von Günter Zint wirken.

Zint erzählt mit der Kamera und mit Text. Die Montagetechnik seiner Bilder, das Zusammenfügen gegensätzlicher Elemente zu einer Aussage ist immer wieder in seiner Arbeit zu beobachten. Texte ergänzen die Fotografie.

Hier sind nicht "Reste des Authentischen", wie in einer Ausstellung von Fotograflen im Folkwangmuseum vor Jahren zu sehen war, sondern Authentizität wird in der Fotografie von Günter Zint absichtsvoll und direkt gehandhabt. Verschlüsseln, verrätseln ist Zints Sache nicht. Der harte Zugriff seiner Bilder, die "Nalvität" in der Anwendung der Bildsprache begründet sich darin, daß er weiß, was er sagen will, und entschlossen ist, deutlich zu sprechen. "lch bin nicht objektiv". Er ist engagiert, besser "von den kollektiven Leidenschaften verschlungen", wie Camus es formuliert hat.

Den verzweifelten Spitzentanz bemühter Fotografen, der Banalität auszuweichen und in neue Räume - oft sind es nur Besenkammern - vorzustoßen, führt dieser "Gebrauchsfotograf" nicht vor. Seine Kamera scheut nicht das Banale, und so findet sie die schreckliche Schönheit unseres alltäglichen Kampfes um ein sinnvolles Uberleben.

Fast ein Lebensalter - Günter Zint in St.Pauli

Ich besuche ihn einmal wieder..

Er ist dabei, den von ihm gegründeten Doc-verband aufzulösen - zum wievielten Mal? Immer gründet er Neues, schafft Altes ab, gruppiert, modelt um. Noch im Hamburger Büro zeigt er mir Teile der zusammengestauchten Sammlung des auch von ihm gegründeten St.Pauli-Museums. Gitarren, Uniformen, Plakate, Bilder, Fotografien und immer wieder Fotografien. Viele davon sind längst zu Ikonen geworden, Jimmy Hendricks, die Beattles, die Rattles, die Innereien des Salambo, der Herbertstrasse. die Menschen in ihren verzweifelten Verzückungen. Ausgebreitete Körper, ausgelauchte aber sehr menschliche Gesichter, Geschichte eines Stadtteils. Daneben private, sehr private Alben und Fotoserien, eine Sammlung moderner Sittengeschichte. Bewohner vom Kiez haben sie Günter Zint anvertraut, seinem Konzept, seiner Idee für ein St.Pauli-Museum. Hamburg will sie nicht, sagt Günter Zint, Hamburg ist sich obenrum zu fein dafür.

Immer wieder zucke ich zusammen, überblättere, greife zu. Er schiebt mir Sachen vor die Brille. Er sortiert. Er legt um, Zeit und Thema, Story, ein Film läuft ab. Das ist Geschichte, fällt mir ein, der BRD, des Untergrunds, der Revolten, der Erotik, des Bildjournalismus und des Günter Zint, Glanz, Hochglanz, zum Teil zerknittert, Arbeit eines "Gebrauchsfotografen", wie er sich selber nennt. Der Kämpfer mit der Kamera, gegen den Atomstaat, gegen den Raketenaufbau, gegen die Zerstörung der Landschaft, gegen Autoritäten jeder Art kämpft auch gegen die Verdrängung der Sexualität. Er leckt nicht seine Wunden, er wird zum Eulenspiegel, zum Satiriker, zum erotischen und politischen Utopisten, zum Anarchisten aus Instinkt. Zint lag schon immer ein bißchen verkehrt zur Herrschaft, als Fotograf und als Sohn, Lehrling, Redaktionsvolontär, angestellter SPIEGEL- und STERN-Fotograf. Die Linke, die ihn als "Polizeifotografen" akzeptiert, sieht seinen "Frontkämpfereinsatz", aber nicht seine Bilder, und schon garnicht seine erotische Schärfe und Genauigkeit. Die Linke hat es immer noch schwer mit Bildern und mit besonders dem geheimen Auge der Sexualität.

Man müsste über Zints erotische Bilder zu schreiben - irgendwann. Jetzt bin ich dazu gezwungen - er hat ja diesen Ausstellungstermin - in Hiddenhausen, meiner Nachbarstadt. Wo liegt denn das - fragt er - bei Herford und Bielefeld - da wohnt ja der Boström, dann kann der doch eröffnen - und nun steh ich hier. Ich war selbst gelegentlich im Kiez, meist, um Günter Zint zu besuchen. Ich weiss zu wenig darüber- über die Damen und die Herren im Hintergrund. Mit Günter trank ich ein Bier und Domenica stand bei uns, die ich aus Fotografien kannte. Jeder so ausführlich wie sie fotografierte Mensch jagt mir aus der Nähe einen merkwürdigen Respekt ein, umso mehr eine so starke Frau. Sie ist bis heute eine eindrucksvolle Persönlichkeit. Für ein längeres Gespräch fehlte mir der Mut und die Zeit - vor allem die Sachkenntnis.

Was hätte sie mir nicht alles erzählt, das ich für die heutige Vorstellung der Kiezfotos von Günter Zint gut verwenden könnte. Sie hätte zum Beispiel über ihre Kolleginnen gesagt : " Man denkt heute manchmal, dass Sprachverbot zwischen den Frauen herrscht und nur noch die Spardose unten funktioniert und sonst nichts mehr. Wenn ich jetzt durch die Herbertstrasse gehe, habe ich oft das Gefühl, dass die jungen Frauen eigentlich schon tot sind, denen ist die Seele herausoperiert. " Über die wachsende Kriminalisierung des Kiezmilieus würde sie gesagt haben:" Seit zwei Jahren knallt es jetzt wirklich. Es kommen immer mehr aus armen Ländern, und sie werden immer hungriger. Und die Freier bleiben weg, weil sie Angst haben, dass ein paar Männer hereingestürzen und dass sie - aus Versehen - mit abgeknallt werden. Ich fände es schade, wenn das Sexgeschäft ganz verdrängt wird. Auf St, Pauli hat es immer eine gute Mischung gegeben: Kunst, Kultur und Sex, das hat schon immer gut zusammengepasst."

Kunst-Kultur und Sex. welch weise und untrennbare Verbindung. Ich hatte nicht weiter gefragt, aber solche Antworten später im Begleitheft zur Kiezrevue von Dagobert Lindlau gelesen.

"Mädchen hab ich auch gern fotografiert, natürlich mußte ich Mädchen fotografieren, aber die Redaktionen wollten meinen Typ nicht," meint Günter Zint. Die Aktfotografie kennt oft nur den modisch gestylten Typ. Die Mädchen auf den Bildern von Zint könnten nebenan wohnen oder bei uns. Sie sind alltäglich. Das ist ihre Schönheit. Es gibt kaum realistische Aktfotografle, hat man gesagt. Bei Zint gibt es sie. Zum Beispiel in Bildern zum Buch "Die weiße Taube flog für immer davon...'' Es ist wie eine Studie der Nachtseite von St. Pauli geworden, respektlos und liebevoll, nah, sehr nah. Hier mischen sich Trauer und Satire, Wut und Solidarität mit allen Menschen auf der Verliererseite. Mir fällt ein, was ich in Albert Camus, Buch "Der Mensch in der Revolte" las: "Um die kollektiven Leidenschaften zu beherrschen, muß man sie in der Tat leben und wenigstens relativ mitempfinden. Während er sie empfindet, wird der Künstler von ihnen verschlungen. Daraus folgt, daß unsere Zeit eine solche der Reportage eher als des Kunstwerks ist."

Zint könnte so etwas sein, ein verschlungener Künstier. Er lebte in Hamburg, mehr als dreissig Jahre. Seine St.-Pauli-Bilder zeigen Nachbarschaft. Sie sind fast Familienbilder. Sie behalten den Charakter von Schnappschüssen auch da, wo er menschliche Komödie mit tödlichem Ausgang fotograflert. Anders als z.B. Andre Gelpke mit seinem "Sex-Theater", den die Künstlichkeit der Inszenierung besticht, geht Zint hinter die Kulissen, "verliert" sich in den Hinterzimmern. Seine Kamera "quatscht" die Leute an, und die Mädchen, Luden, Wirte und Polizisten erzählen Geschichten. Es wird klar, daß Zint ein Epiker ist, ein Erzähler mit Fotograflen.

 

 

 

 

Z. B. so eine Bildfolge:

"Vollsteifer Herr" versucht, zu seinem Auto zu kriechen. Er faßt sich an seinen kreisenden Kopf. Ein anderer umarmt eine Laterne, ein dritter wälzt sich auf dem Bürgersteig, wird mit Wasser übergossen, wälzt sich weiter. Ein weiterer Mann wird von seinen Freunden weggetragen, die man auch schleppen müßte. Menschen zerstören sich, ihre letzte Möglichkeit des Genusses.

Dann sieht man den Kampf um ein "sauberes" St. Pauli - durch die Heilsarmee, rührend, diszipliniert und sanft gehört sie ebenso ins Milieu wie die Ordnungskräfte. Niemand hat bisher die Polizei so liebevoll portraitiert wie der angebliche "Bullenfotograf" Zint den Polizeihauptmeister Georg Rußeck von der Davidswache- er fotografiert seinen Alltag, immer wieder, bis zum Abschiedgruss bei der Pensionierung. Auf den abgebrannten Balkenresten des Nachtclubs "SALAMBO" sitzt ein nacktes Mädchen, Weltuntergang und Hoffnung, Eva im abgebrannten Paradies, wieder ein Stück Welttheater im Banalen.

 

 

 

 

"Schlappie", Leergutsammier und Kiez-Faktotum, die Schlafzimmertapete eine Pornofotosammlung, zeigt unter der Decke den Po seiner "Süßen", siebzig Jahre alt.

 

 

Was zeigen solche Bilder? Anders als starre Kunstfotografie erzählen sie Geschichten. Günter Zint ist ein Erzähler von Kurzgeschichten, die sich zu einem optischen Raum verdichten und die man durch Sprache in Bewegung setzen kann wie einen Film. Da spielt eine etwas dickliche, fast nackte Dame mit ihrem Hund - nichts Besonderes - aber was sie ihm als Spielzeug hinhält ist ein Dildo. Ob sie genug davon hat - in des Wortes vielfältiger Bedeutung, oder ob sie und das Bild mit Kastrationsängsten spielen?

Da sieht man eine Strasse, dicht gerahmt von Bars und Läden, in deren Flucht eine Stripperin als Zugabe zeigt, was sie kann, einen Spagat- quer zu den Fluchtlinien der Perspektive. Sie sah den Fotografen, machte für ihn eine Extrashow, um nach Hollywood zu kommen. Noch immer ist sie auf dem Kiez.

Da trainiert ein nacktes Paar in Trockenübung das Aufsitzen im Stand - unter der kühlen Regie von René Durand, Inhaber des Salambo. Sachlich geht es zu auf Günter Zints Fotografien und Sachlichkeit steckt hinter dem Sexzauber von St, Pauli.

Auch tragische Momente erscheinen kühl, aber anteilnehmend registriert, wenn etwa eine alte Dame, eine Exstripperin, früher war sie Tiger Lilly, in Lumpen und mit zottigem Hund im Freien kampiert nach dem Abriss ihres Hauses in der Schmuckstrasse. Zuletzt verschafft die Heilsarmee ihr eine Unterkunft, steht im Bildtext.

Schicksale aus Glamour und Gewalt, selbst gedrehter und verdrehter Lebensfilm. "Die weisse Taube flog für immer davon - sie hat sich vergiftet. Zint fotografiert die Flasche, mit der sie die tödlichen Tabletten hinunterspühlte.

Es sind die gepressten, gestauchten und zerschlagenen Lebensformen, die ein Höchstmass an Glimmerglanz benötigen, um zu kurzzeitigem Aufleuchten zu kommen. Sie werden in solchen Fotografien zugleich Bild und Sprache.

Myriam, 19, macht Yoga-Ubungen im "Arbeitszimmer", ,,um den Streß im Puff durchzuhalten". All dies ist realistische Aktfotografle.

 

Auch dieser Polizist wird noch liebevoll porträtiert, der kürzlich sein Pensionsalter in Ehren erreicht hat, Georg Russek, genannt Schorsch - und das von dem Fotografen, der wohl am häufigsten mit der Polizei zusammengerassselt ist. Aber heute und hier geht es nicht um Brockdorf und Häuserkampf.

Hier geht es um Szene und Alltag in einem Stadtteil, der wie man sagt, in der Welt bekannter ist als Hamburg, das irgendwo bei St. Pauli liegt.

Um den politischen "Querkopf" kümmert sich immer wieder die Polizei. Wann endlich kann in "diesem unserem Land"einBildjournalistfreiarbeiten, ohne durch die Ordnungskräfte verprügelt zu werden, ohne daß ihm Filme von diesen Ordnungskräften entwendet werden, weil jeder prügelnde Polizist das persönliche Recht am Bild als Privatrecht reklamiert, ohne daß der Bildjournalist zum Spitzel gepreßt wird, indem man seine Arbeit als "Beweismaterial" beschlagnahmt?

Welche Ordnung wird damit aufrechterhalten? Wann endlich gibt es bei uns ein Zeugnisverweigerungsrecht auch für den fotografierenden Journalisten, wie es seine schreibenden Kollegen längst besitzen? Die

Abhängigkeit von den Redaktionen und ihren Interessen wird damit nicht ausgeräumt, aber wenigstens könnten staatliche Eingriffe in die Bildberichterstattung eingeschränkt werden. wie gesagt, die Polizei kümmert sich liebevoll um Zints Fotoarbeit. Gerade im Moment hat er wieder eine Prozesskette am Hals wegen angeblicher Bildmanipulation. Zint, der nur straight arbeitet, hat in dieser Sache schon oft gewonnenund seinen Anwälten Verdienste verschaffen können.

 

Wenn man beobachtet, wie sehr der Bildjournalismus zur Dekoration unserer Vorurteile verkommt, oft zur Werbefotografle

wird, die sich aber nicht als solche zu erkennen gibt, wenn man die Macht des Konsumjournalismus mit einbezieht, der den Schrecken als Krimi verkauft - "Schmeißfliegenjournalismus" sagt Zint dazu -, wenn man den Einfluß dieses Journalismus auf unser Realitätsverständnis in Rechnung stellt, die Perfektion der "Bewußtseinsindustrie" (Enzensberger) berücksichtigt, dann kann man Fotografen wie Zint nur wenig Chancen einräumen im grossen Geschäft. Er hat sich selbst längst der Domestizierung entzogen durch den gefährlichen Weg eines eigenen Vertriebs, einer eigenen Agentur, eigener Bücher usw. Seine Bilder sind weiterhin sprungbereit sortiert in Archivschränken der von ihm gegründeten PAN-FOTO Agentur, sie laufen sie auf Stichworteingabe über den Monitor oder Drucker ihrer neuen EDV-Anlage. Nun lebt er in einem Bauerngehöft auf dem Land bei Worpswede. Das ganze St. Pauli Museum hat er mitgenommen. Kürzlich erzählte mir Günter Zint von seinem neuen Buchprojekt, Titel: "Eins in die Presse." Er kanns nicht lassen.

Herford, 23.4.2001

Jörg Boström

 

 

 

zurück zum Inhaltsverzeichnis