Zum InhaltsverzeichnisVirtuelles Magazin 2000 

Angela Neuke

Euphorien

 

Euphorien nennt Jörg Boström diese Serie Aufnahmen, aus der wir drei auswählten. Anreger für ihn war das vom Wind durchwehte Haar, Symbol vielseitiger Stimulans, Mitspieler das Modell, unnötig zu beschreiben, wie sehr es “dabei“sein muß, damit die Aufnahmen gelingen können.

Wir sahen in ein Fremdwörterbuch: “Euphorie: subjektives Wohlbefinden tatsächlich Schwerkranker, ein Zustand überbetonter Lustigkeit nach Genuß von Rauschgiften und bei gewissen Geisteskrankheiten.“

Dazu der Fotograf: “In euphorischer Stimmung kann aber auch ein gesunder Mensch sein, z.B. etwa nach einem geglückten Kinobesuch, im Alkoholgenuß oder bei Verliebtheit.

Hier ist Euphorie gemeint im Sinne einer optischen Berauschtheit, entsprechend einer Auflösung der Formen des Motivs, ein Flackern ihrer Grenze, gewissermaßen eine Verbindung der festen Dinge mit ihrem Raum. Das Gesicht verschwindet, und Formen entstehen. Der Wechsel ist so schnell, daß nur die unmittelbare Reaktion sie festhalten kann. Spontaneität ersetzt Überlegung. Objektives Sehen und subjektive Reaktion treffen sich im fixierten Bild für eine tausendstel Sekunde.

Euphorie könnte auch so etwas sein wie der Zustand des Fotografen im Augenblick der Arbeit, Verbindung zwischen Individuum und Umwelt im Moment der Aufnahme - Subjektive - Totale - Fotografie - oder was?“

Für den Betrachter ergibt sich eine eigene Situation, er müßte seine Erfahrungen mit denen des Fotografen zu verbinden suchen; meist bleibt dies unerreicht, so daß es für manchen schwer verständlich bleiben wird.

 

(aus: spiegelreflex praxis, 4/1966)