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Hermann Hinkel Unsere Schule .... ..... erst fotografiert, dann "bemalt" Für jemand, der sich wie Jörg Boström ein Leben lang professionell mit der Fotografie in sehr vielfältigen Arbeitszusammenhängen befaßt hat, ist es vielleicht interessant, etwas darüber zu erfahren, wie Grundschüler im Alter von 8/9 Jahren mit Fotos umgehen und welche Ideen sie entwickeln, wenn man sie im Kunstunterricht dazu anregt, sich diesem Medium intensiver zuzuwenden. Unsere Absicht war es, die Schülerinnen und Schüler zu veranlassen, ihre eigene Schule, das Schulgebäude und die Schulanlage als etwas alltäglich Erlebtes und kaum mehr Wahrgenommes wieder bewußter zu erfahren und sich dabei Gedanken über dieses Umfeld und seine Erscheinungsweise zu machen. In einem zweiten Schritt sollten sie sich überlegen, wie und mit welcher Zielrichtung man das Bild ihrer Schule verändern könnte. Ihre Ideen sollen sie an Fotos bzw. Fotokopien realisieren. Der Einstieg in das Projekt erfolgte über ein Foto der Schule (Abb. 1), das wir den Schülerinnen und Schülern kommentarlos zeigten. Es dauerte eine gewisse Zeit, bis die eigene Schule und Schulumgebung erkannt wurden; anschließend versuchten die Kinder, die Gebäudeteile zu identifizieren. Schon hier zeigte es sich, wie wenig sie geübt waren, Fotos sehr genau anzuschauen und ihnen Informationen zu entnehmen, denn keinesfalls alle Schüler erkannten sofort ihre Schule und konnten die jeweiligen Gebäudeteile bestimmen. Wie wir es erwartet hatten, äußerten die Kinder den Wunsch, jetzt, mit dem Foto ausgerüstet, auf ,,Motivsuche" bzw. ,,Motivkontrolle" zu gehen. Wir verließen also den Klassenraum, und die Schülerinnen und Schüler suchten die Stellen auf, von denen sie glaubten, daß der Fotograf dort die Aufnahme gemacht hätte. Diese Phase der Erkundung erforderte von den Schülern ein permanentes vergleichendes Sehen zwischen der Fotografie und der tatsächlichen Situation; immer wieder mußte der Standort überprüft werden, d.h. sie mußten kontrollieren, ob dieser Blickwinkel und Kamerastandort der richtige ist. Bei dieser Arbeit wurde den Schülerinnen und Schülern der Ausschnittcharakter eines Fotos sehr deutlich erfahrbar. Mit einer Sofortbildkamera machten einzelne Kinder Kontrollaufnahmen, um diese mit den Ausgangsfotos zu vergleichen. Das genaue Beobachten und wiederholte Anschauen der Schulgebäude mit dem Schulhof zeigten den Schülerinnen und Schülern die triste Situation ihrer Schule, so daß sehr schnell Veränderungsmöglichkeiten genannt wurden. Wir sammelten Vorschläge und diskutierten sie: Vom Bemalen der grauen Wände, der Müllkontainer, Begrünen der Anlage, Bemalen des Schulhofs mit farbigen Spielflächen bis hin zur Einrichtung von Spielgeräten wurden Ideen entwickelt. Bevor dieses Gespräch mit den Schülerinnen und Schülern allzusehr ins Detail ging, brachen wir es ab und boten die Möglichkeit an, die eigenen Ideen jetzt selbst an den Fotos modellhaft umzusetzen und zu verwirklichen. Wir wollten dadurch verhindern, daß viele der individuellen Lösungen immer mehr durch allgemeine Vorschläge ,,eingeebnet" wurden. Mit Deckfarben sollten die Schwarz-Weiß-Kopien bearbeitet werden. Dabei wiesen wir vor Beginn der Arbeit darauf hin, daß es nicht lediglich darum ginge, die Schwarz-Weiß-Fotos farbig anzumalen, um den Effekt eines Farbfotos zu erzielen. Vielmehr sollten durch die Farbe Akzente gesetzt und dadurch Wirkungen verändert werden: es sollte ein Bild ihrer ganz persönlichen Schule entstehen. Die Ergebnisse zeigen zwar verschiedene Lösungen, es fiel uns aber auf, daß eigentlich alle Schülerinnen und Schüler - ausgehend von der Architektur - Verschönerungen vornehmen wollten, die oft auch einen ,,Gebrauchswert" hatten: als Spielmarkierung, Schatten- oder Spielplatz.
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