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Das Wort Journalismus zielt auf den
Bericht - in einem Journal, einem Tageblatt, einer Zeit-ung. Die Zeit führt
Regie. In die Zeit verwickelt sind auch die Fotografen, oft selbst wie
eingewickelt in Zeitungspapier. Ihre Blicke sind mitgesteuert durch das
Medium, in dem und für das sie arbeiten. Auch wenn sie persönliche
geistige Arbeit leisten sind sie unterworfen dem Geist ihrer Zeit, dem
immer zweifelhaften, dem Zeitgeist.
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"Pressefotografie - Medium zwischen
Aufklärung und Verdummung", überschreibt Walter Uka seine historische
Darstellung dieser Entwicklung und zitiert Siegfried Kracauer: "In den
Illustrierten sieht das Publikum die Welt, an deren Wahrnehmung es die
Illustrierten hindern." Ich erweitere das Zitat:" Die Einrichtung der Illustrierten
in der Hand der herrschenden Gesellschaft ist eines der mächtigsten
Streikmittel gegen die Erkenntnis. " Dies steht in Kracauers Essay "Das
Ornament der Masse".
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Der Begriff Objektiv erstarrt zum Mythos,
der einer genaueren Betrachtung nicht standhält. Die Massenmedien,
in welchen die Bilder des Fotojournalismus erscheinen, ist zu sehen auch
als Spiegel einer massenhaften Meinung. Die Frage nach dem Foto als Dokument
und Kommunikationsmittel kann diesen Zusammenhang verdeutlichen. Kommunikation
heißt die Fluchtlinie zwischen "Sender" und "Empfänger". Eine
"neutrale", "objektive", vom Fotografen und dem Massenmedium abzulösende
Kommunikation kann es demnach nicht geben. Aus seiner Verantwortung, aus
seiner Stellungnahme zum dargestellten Geschehen wird der Fotograf demnach
nicht zu entlassen sein, sowenig wie der Textautor, der schreibende Journalist.
Beide möchten, das darf man unterstellen, die Wirklichkeit beschreiben,
sie sind in ihrer Tendenz Realisten. Aber sie sind gefangen in ihrer Zeit
und in ihrer Zeitschrift. Diese wiederum werden sortiert und benutzt von
Interessen, welche meist politischer und wirtschaftlicher Natur sind.
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"Man will die Wahrheit wissen, will
es aber auch nicht. Das heißt, nicht jede Wahrheit und nicht jeder
dieselbe. Verstehen Sie?"
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-"Nein."
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(Die verwirklichten Unmöglichkeiten,
Aus: Stanislav Lem, Friede auf Erden, S.122)
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